Hamburg. Die Corona-Krise beschert der Hamburger Otto Group im Online-Handel fast märchenhafte Zuwächse. Im Vergleich zum Geschäftsjahr 2019/20 werde der Umsatz in diesem Geschäftsjahr voraussichtlich um rund 23 Prozent auf knapp zehn Milliarden Euro steigen, teilte der Handels- und Dienstleistungskonzern am Mittwoch auf Basis erster Prognosen mit. Allein im deutschen Online-Handel werde Otto bis zum offiziellen Ende des Geschäftsjahres am 28. Februar wohl rund 6,9 Milliarden Euro umsetzen - nach 5,7 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.
Die Otto Group übertrifft damit die vom Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) mit 14,6 Prozent ermittelten durchschnittlichen Umsatzsteigerungen aller E-Commerce-Händler deutlich. Der Konzern befindet sich damit in der Liga von Amazon, Ebay und Co., die ihre Umsätze ebenfalls um mehr als 20 Prozent steigern konnten - und sich so 2020 fast die Hälfte des gesamten Online-Geschäfts sicherten.
Digitalisierung als Schlüssel zum Erfolg
Der Otto-Konzern-Vorstand für E-Commerce, Sebastian Klauke, sprach von „wirklich erfreulichen Zahlen“. Die Pandemie habe den Wechsel der Kunden in den Online-Bereich beschleunigt. Auf der anderen Seite treibe Otto aber auch bereits seit Jahren die digitale Transformation voran. Und „wir werden auch im Geschäftsjahr 2021/22 wieder einen deutlich dreistelligen Millionenbetrag in Technologie und damit in die weitere Digitalisierung unserer verschiedenen Geschäftsmodelle investieren“, kündigte Klauke an.
Allein die Einzelgesellschaft Otto habe im laufenden Geschäftsjahr mit ihrem neuen Plattformmodell mehr als 1000 neue Partnerunternehmen gewinnen können. Gleichzeitig sei die Zahl der aktiven Kunden bei otto.de um fast 30 Prozent auf rund 9,4 Millionen gestiegen. Besonders gefragt seien bei diesen Möbel und Wohnaccessoires sowie Technik und Multimedia. Und auch Haarschneidemaschinen sind wegen coronabedingt geschlossener Friseure ein Renner, wie Klauke sagte.
Klauke geht davon aus, die Kunden größtenteils halten zu können - und entspricht damit den Einschätzungen des Bundesverbands E-Commerce. Dieser hatte in seiner Studie „Interaktiver Handel in Deutschland“ von Januar bis Dezember 2020 rund 40.000 Privatleute befragt. Und danach wollen 75 Prozent künftig genauso viel oder sogar mehr online einkaufen.
Einbußen im stationären Handel
Im stationären Handel musste die Otto Group wie alle anderen Unternehmen wegen der Corona-Schließungen Einbußen hinnehmen. Allerdings sei es vielerorts gelungen, den weggebrochenen Umsatz online zu kompensieren oder sogar zu überkompensieren, sagte Klauke unter Hinweis etwa auf Manufactum und Crate and Barrel in den USA.
Die hohen Umsatzsteigerungen im Online-Handel wirkten sich auch direkt auf die Auslastung des konzerneigenen Paketdienstleisters Hermes Deutschland aus. Dieser habe allein im Weihnachtsgeschäft 2020 von Oktober bis Dezember 126 Millionen Sendungen zugestellt. „Das ist eine absolute Rekordmenge und eine Steigerung von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr“ sagte Klauke.
Das Gesamtergebnis des Geschäftsjahres 2020/21 will die Otto Group im Mai veröffentlichen. Neben dem Online-Handel macht die Gruppe mit ihren gut 50.000 Beschäftigten auch Geschäfte in den Bereichen Logistik und Distribution, Finanzdienstleistungen, Software-Lösungen sowie in zahlreichen stationären Handelsgeschäften. Der Umsatz der Gruppe lag im Geschäftsjahr 2019/20 bei rund 14,3 Milliarden Euro. (dpa/sn)