Die Otto Group muss rote Zahlen vermelden. Inflation und die Konsumflaute nach dem russischen Angriff auf die Ukraine haben für einen deutlichen Rückgang der Geschäfte gesorgt, so das Unternehmen. Bis sich die Lage bessert, dürfte noch einige Zeit ins Land gehen. „Die Rückkehr zur alten Gewinnstärke wird zwei Jahre dauern“, sagte Konzernchef Alexander Birken am Mittwoch, 24. Mai, in Hamburg bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das Geschäftsjahr 2022/23. Um im rapiden Wandel des Onlinehandels weiter vorn dabei zu sein, investiert Otto gleichwohl weiter. Allein 2023/24 sind Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe geplant, beispielsweise in den Lieferservice und den Ausbau der konzerneigenen Logistik.
Im Geschäftsjahr 2022/23 (bis Ende Februar) stand bei dem Hamburger Dienstleistungs- und Handelskonzern unter dem Strich ein Verlust von 413 Millionen Euro. In dem vom Online-Boom während der Coronapandemie begünstigten Vorjahr stand noch ein Gewinn von mehr als 1,8 Milliarden Euro in den Büchern, nach rund 842 Millionen Euro im ersten Coronajahr.
Der Umsatz lag 2022/23 mit 16,2 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahres (16,1 Milliarden Euro). Als Stütze erwies sich die schon unter Birkens Vor-Vorgänger Michael Otto eingeleitete Internationalisierung der Gruppe. Während der Umsatz im Inland um 9,2 Prozent auf 9,0 Milliarden Euro einbrach, kletterte das Geschäftsvolumen im Ausland um 9,6 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro.
Energiekrise, Inflation und Konsumflaute
„Die Zahlen zeigen, dass auch wir uns dem Markttrend nicht entziehen konnten. Die sehr bewegten und bewegenden Zeiten vor dem Hintergrund des grauenvollen Krieges in der Ukraine, der Energiekrise, der Inflation und der damit einhergehenden Konsumflaute schlagen sich auch in unseren Geschäften nieder“, sagte Konzernchef Birken, der sich mit den Ergebnissen „nicht zufrieden“ zeigte. Den Einbruch im Inland erklärte er zumindest teilweise mit einer Rückkehr zum Konsumverhalten vor der Pandemie. Es werde wieder mehr Geld für Reisen und Kultur ausgegeben, und mit dem Ende der Coronamaßnahmen werde auch wieder mehr im stationären Einzelhandel eingekauft.
Nur zurückhaltend äußert sich der Otto-Konzernvorstand zu den Aussichten für 2023/24. „Es wird wieder eine Normalisierung geben, allein ich kann nicht sagen wann“, sagte Birken. Erwartet wird ein stabiles Umsatzniveau und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im niedrigen dreistelligen Millionenbereich. 2022/23 betrug das Ebit lediglich 22 Millionen Euro. Damit ist nicht ausgeschlossen, dass das laufende Jahr unter dem Strich erneut mit roten Zahlen endet.