Noerpel kauft Lebert

Seit dem Jahr 2008 fällt das Speditions- und Logistikunternehmen Noerpel, Ulm, vor allem durch eines auf: durch seine Speditionszukäufe. Erst Fross, dann Kentner und Cordes & Simon, im Jahr 2014 Ascherl und jetzt die Spedition Lebert in Kempten. Stefan Noerpel-Schneider, der C.E. Noerpel seit 1998 als geschäftsführender Gesellschafter führt, hat offenbar nicht nur ein Händchen für Schlagzeug und Klavier - er wollte ursprünglich Musiklehrer werden -, sondern auch für die Psyche von Mittelständlern. So gelang es dem 51-Jährigen in den vergangenen 20 Jahren etliche Mittelstandsgrößen, fast alle im süddeutschen Raum zu Hause, davon zu überzeugen, ihren Betrieb an ihn zu verkaufen. Nun also die Spedition Lebert mit Hauptsitz in Kempten. Zum 1. Januar 2019 sollen alle Lebert-Geschäftsanteile, die aktuell noch bei Matthias Lebert und dem Management liegen, von Noerpel übernommen werden, kündigten Noerpel-Schneider und Lebert-Geschäftsführer André Biwer diese Woche in Ulm an. Lebert wurde 1954 gegründet und beschäftigt an den drei Standorten Kempten, Ravensburg und Kreuzlingen (Schweiz) rund 500 Mitarbeiter und erwirtschaftet in 2018 voraussichtlich rund 135 Millionen Euro Umsatz. Mit Lebert im Gepäck hat Stefan Noerpel-Schneider also den Umsatz seiner Noerpel-Gruppe seit 1998 auf nunmehr 485 Millionen Euro verzehnfacht. Mehr als 2200 Mitarbeiter an 15 Standorten, vorwiegend in Süddeutschland, aber auch in Hamburg und Hilden bei Düsseldorf, werden künftig für ihn tätig sein. Denn alle Arbeitsplätze bei Lebert und Noerpel sollen bestehen bleiben, betonen beide Geschäftsführer, auch wenn die Aktivitäten beider Firmen in der Region Kempten und Ravensburg künftig an den bisherigen Lebert-Standorten gebündelt werden. Auch von "Übernahme" wollen Noerpel-Schneider und Biwer nicht reden. Entscheidend sei, dass "Mittelstand zu Mittelstand" gekommen sei, zumal bei Matthias Lebert auch Konzerne angeklopft haben sollen. "Aus erbitterten Wettbewerbern werden nun Partner", sagt es Biwer. Immerhin ist Noerpel langjähriger Gesellschafter des Stückgutverbundes IDS Logistik, während Lebert Gesellschafter der Cargoline ist. Und daran werde sich nichts ändern, betont Noerpel-Schneider: "Wir wollen auch künftig für beide Netze tätig sein." Auch bei der Marke Lebert setzt er auf Kontinuität: "Aus den Lebert-Standorten wird eben Lebert + Noerpel. Das ist doch klar, oder?" Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Stückgut" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Kommentar Aus Rivalen werden Partner Die Übernahme der Lebert-Spedition durch C.E. Noerpel ist wichtig: Erstmals kauft sich ein IDS-Gesellschafter nun in das Cargoline-Netz ein. Lange Jahre waren die beiden Kooperationen Cargoline und IDS Logistik erbitterte Rivalen im Stückgutmarkt gewesen. Durch den jetzt verkündeten Deal wird die deutsche Speditionskooperationslandschaft noch offener, noch durchlässiger. Das frühere Closed-Shop-Denken ist damit endgültig passé. Und das ist auch gut so. Gerade im Zeitalter der Digitalisierung ist es wichtiger denn je, dass Mittelständler kooperieren - auch über die Kooperationsgrenzen hinweg. Nur so können die Speditionen ihre Kosten im Griff halten, zu denen sie der massive Preisdruck zwingt. eheva.hassa@springernature.comEva Hassa, Redakteurin VerkehrsRundschau

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