Den Haag. Nach Schweden und Finnland werden auch die Niederlande die 25,25 Meter langen LKW-Kombinationen auf ihrem Straßennetz generell zulassen. Dabei dürfen diese Kombinationen sogar bis zu 60 Tonnen Gesamtgewicht aufweisen, ein Gewicht, das sich aufgrund der Vielzahl der Achsen optimal auf die Straßenoberfläche verteilt und somit keine Schädigungen nach sich ziehen wird, so die Überzeugung im Verkehrsministerium. Derzeit dürfen „normale" LKW in den Niederlanden mit bis zu 50 Tonnen Gesamtgewicht unterwegs sein.
Hollands Feldversuch von 2004 als wichtiger Impulsgeber
Die niederländische Ministerin für Verkehr, Umwelt und Infrastruktur, Melanie Schultz van Haegen, entschied jetzt, dass sie eine entsprechende Änderung der nationalen Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung auf den Weg bringen wird. Schon heute können die „Ökokombis", wie sie in den Niederlanden genannt werden, im Rahmen einer Dauer-Sondergenehmigung fahren. Nach Erhebungen des niederländischen LKW-Transportverbandes TLN sind derzeit landesweit rund 600 dieser 25-Meter-Kombinationen unterwegs.
Für die liberale Verkehrsministerin ist ihre Entscheidung das Ergebnis eines sehr gründlichen Abwägungsprozesses, der im August 2004 seinen Auftakt nahm, als ein landesweiter Feldversuch gestartet wurde. Dieser Großversuch löst wiederum in Deutschland die verkehrspolitische Diskussion darüber aus, ob auch hier die Lang-LKW unterwegs sein können. In Niedersachsen wurde 2007 ein zeitlich und räumlich begrenzter Versuch durchgeführt.
Für Ministerin Schultz van Haegen ist es erwiesen, dass durch die Lang-LKW nicht nur wichtige wirtschaftliche Vorteile erzielt werden können, sondern dass sie auch eine wertvollen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Denn sie können einfach mehr transportieren.
Ein wichtiger Punkt im Zusammenhang mit den Ökokombis war auch in den Niederlanden die allgemeine Verkehrssicherheit. Hier gab es nach Erkenntnissen des Verkehrsministeriums keine Auffälligkeiten. Im Gegenteil: Weil die überlangen LKW nur durch Fahrer gelenkt werden dürfen, die dafür eine Zusatzausbildung absolvieren müssen, findet bereits im Rahmen dieses Trainings eine besondere Sensibilisierung statt. Zudem wurden im Laufe der Jahre genaue Vereinbarungen getroffen, wo die Fahrzeuge fahren dürfen und wo nicht. Dazu gehört auch, dass ein innerstädtischer Einsatz ausgeschlossen wird.
Im Verkehrsministerium geht man davon aus, dass es bereits im kommenden Jahr um die 1000 Ökokombis landesweit geben wird. Neben dem Container-Trucking im Hafen -Hinterland-Verkehr erfreuen sich diese Kombinationen auch beim Transport von großvolumigen Gütern einer besonderen Beliebtheit.
Den Haag nimmt jetzt Brüssel fest ins Visier
Für das Transportgewerbe kommt die Entscheidung keinesfalls überraschend. Dennoch freut sich die Branche über die formale Ministerentscheidung. Aus ihrer Sicht liefert sie ein schwergewichtiges Argument für die fortan auf EU-Ebene zu führende Diskussion darüber, ob Ökoliner auch noch in anderen EU-Staaten fahren dürfen. Ministerin Schultz van Haegen stellte denn auch klar, dass sie es nicht nachvollziehen kann, dass sich EU-Kommission bei dem Thema Eurocombi weiterhin hartleibig zeigt. Wer für einen „effizienten und umweltfreundlichen Transport" eintrete, der dürfe auch vor dieser innovativen Transportlösung nicht die Augen verschließen, lautet die Grundüberzeugung der Ministerin. Sie will sich daher in Brüssel nach Kräften für den Durchbruch des Ökokombi einsetzen. (eha)