Nachhaltige Alternative

Mit welchem Trailerhersteller man auch spricht - sie alle sitzen im gleichen Boot: Die aktuell hohe Nachfrage kann nicht ohne Wartezeiten gedeckt werden. "Die angespannte Situation mit Engpässen in den Lieferketten führt bei uns, wie in der ganzen Branche, je nach Einsatz und Fahrzeugspezifikation zu längeren Lieferzeiten", sagt etwa Boris Billich, Vertriebsvorstand Schmitz Cargobull. Der starken Nachfrage stünden demnach lange Lieferzeiten für Bauteile und Rohstoffe gegenüber. "Zusätzlich sind die Logistikketten sehr instabil, was zum Fehlen von Teilen im Produktionsprozess führt und damit zu Unterbrechungen und größerem Koordinationsaufwand für die Fertigstellung", umschreibt Billich die aktuelle Lage. Nachfrage in allen Branchen hoch Auch Fliegl Fahrzeugbau bekommt die Teileknappheit der Lieferanten aktuell zu spüren und berichtet von derzeit zwei bis drei Monaten Lieferzeit. Die hohe Nachfrage seitens der Kunden erstrecke sich dabei auf alle Branchen. "Überall, sei es im Online-Handel, Stückgut, General Cargo, Automotive, Lebensmittel, Pharma und auch seitens der Vermieter, sind Auflieger zurzeit sehr gefragt", bestätigt auch Ingo Geerdes, in der Krone-Geschäftsführung für die Bereiche Key Account, Krone Fleet und Krone Used verantwortlich. Bei Krone beliefen sich die Lieferzeiten je nach Produkt und Spezifikation auf zwischen sechs und zwölf Monaten. Als Gründe nennt Geerdes den Nachholbedarf, die gute Marktlage, das Förderprogramm in Deutschland und auch das Wachstum der Mietflotten. "Die Lieferzeit hängt davon ab, um welches Produkt es sich handelt. Am schnellsten erhalten die Kunden aktuell Wechselbrücken-Fahrgestelle", sagt Stefan Sönchen, Prokurist und Leiter Vertrieb DACH bei Kögel. Curtainsider und Auflieger mit Kofferaufbau hätten jedoch längere Lieferzeiten. "Wer heute bestellt, erhält in diesem Fall das Neufahrzeug Anfang des kommenden Jahres", so Sönchen. Bei Schwarzmüller derweil liegen die Auftragseingänge deutlich über Plan. Materialknappheit, vor allem im Bereich Stahl und Elektronikkomponenten, lasse eine höhere Auslastung derzeit aber nicht zu, berichtete Schwarzmüller-CEO Roland Hartwig anlässlich der Bekanntgabe der Halbjahresbilanz, nach der sich der österreichische Hersteller 2021 auf Rekordkurs wähnt. Der Nachholbedarf aus dem Corona-Jahr werde wohl erst gegen Ende des Jahres gestillt sein. Dann erwartet Hartwig eine gewisse Entspannung bei der Verfügbarkeit von Komponenten. Gebrauchtmarkt hat stark angezogen Wenn schon keine Neufahrzeuge sofort verfügbar sind, wie sieht es dann auf dem Gebrauchtmarkt aus? Alle Hersteller berichten von einem angezogenen Used-Geschäft. "Im Gebrauchtfahrzeuggeschäft herrschte seit Anfang des Jahres 2021 ebenfalls eine starke Nachfrage, jedoch spüren wir aktuell eine Normalisierung des Geschäfts auf hohem Niveau", sagt etwa Thomas Gregor, Prokurist und Head of Rent, Used, Telematic, Service Europe bei Kögel. Nach Einschätzung von Billich von Schmitz Cargobull ziehe die Nachfrage nach Gebrauchtfahrzeugen bei höheren Lieferzeiten immer mit an. "Zurzeit könnten wir mehr gebrauchte Trailer verkaufen, als wir im Bestand haben", so Billich. Auch das Ersatzteilgeschäft profitiere davon, da Kunden ihre Fahrzeuge länger nutzen und noch einmal für eine gewisse Zeit aufarbeiten, um die Zeit bis zur Lieferung des Neufahrzeugs zu überbrücken. Fahrzeuge fit machen und länger fahren Apropos Aufarbeitung älterer Trailer: Dies bieten nicht nur die Werkstätten ausgewählter Hersteller an, sondern auch unabhängige Player wie der Vermieter Tip Trailer Services, der angesichts der aktuellen Verknappung von Neufahrzeugen auf die Möglichkeit des Refurbishments hinweist: Ob Wände, Planen, Böden oder zusätzliche Bauteile wie Ladebordwände und Kühlaggregate - die professionelle Überholung dieser Fahrzeugkomponenten sei eine gute Alternative, um die bestehende Flotte länger zu nutzen. Den Werkstattservice können übrigens alle Transport- und Logistikunternehmen in Anspruch nehmen, nicht nur Mieter. Tip gibt die gesetzlich vorgeschriebene Garantie von einem Jahr auf die durchgeführten Arbeiten. Auch nach Ansicht von Geerdes könnte Refurbishment eine sinnvolle Maßnahme zur Verlängerung der Haltedauer sein. "Das kann sich lohnen und ist nachhaltig, wenn der Trailer beim Erstbesitzer bleibt", sagt der Krone-Geschäftsführer und verweist auf Aspekte wie Ausstattung, Telematik, CI-Branding und Zulassung. Schwarzmüller kann derzeit keinen Anstieg bei der Aufbereitung älterer Fahrzeuge verzeichnen. "In Deutschland und Österreich lässt sich diese Tatsache aufgrund der Anzahl der eigenen Werkstätten gut erfassen", sagt CEO Hartwig. Kögel bietet einen solchen Dienst erst gar nicht an. "Refurbishment wird im Bereich der hochpreisigen Spezialfahrzeuge praktiziert", sagt Gregor von Kögel. Im Standardsegment spiele das Thema demnach heute keine Rolle. "Nach unserer Erkenntnis lohnt sich Refurbishment für die Kunden erst bei sehr hochwertigen Aufliegern, wie sie für Sondertransporte eingesetzt werden", so Gregor. Für Billich von Schmitz Cargobull ist dagegen ausschlaggebend: "Bei einem Kunden, der einen Transportauftrag zu bedienen hat, steht die Verfügbarkeit an erster Stelle." Da könne auch eine aufwendige Aufarbeitung eines älteren Fahrzeuges betriebswirtschaftlich sinnvoll sein, weil dann die Transportnachfrage direkt bedient werden kann und somit Erträge erwirtschaftet werden, die sonst nicht erzielt werden könnten. Mehr zum Thema finden Sie unter # MarktfürLkw www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Nachdem das Transportgeschäft in diesem Jahr wieder kräftig angezogen hat, kommen die Trailerhersteller mit der Produktion kaum mehr hinterher. Eine nachhaltige Möglichkeit zur Überbrückung der Wartezeit kann sein, die Haltezeit alter Fahrzeuge durch professionelles Refurbishment zu überbrücken.

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