Müller – Die lila Logistik: Warum haben Sie Sigloch gekauft?

Sie sind CEO der Müller - Die lila Logistik SE, die sich vor allem in der Automobillogistik einen Namen gemacht hat. Warum haben Sie nun für insgesamt 50 Millionen Euro die Sigloch-Gruppe gekauft? Viele Unternehmen kaufen zu, weil sie quantitativ wachsen wollen. Wir haben die Sigloch-Gruppe mit Sitz in Blaufelden übernommen, weil wir bewusst qualitativ wachsen wollen. Sigloch ist eines der führenden Logistikunternehmen in der Verlags- und Medienbranche. Weitere Schwerpunkte hat das Unternehmen in den Bereichen E-Commerce, Lifestyle und Fashion. Dank der Sigloch-Akquisition erweitern wir also deutlich unser Geschäftsportfolio. Lila Logistik ist, wie Sie wissen, nicht nur im Automotive-Segment, sondern auch in den Branchen Konsumgüter, Pharma sowie Industrials und Electronics tätig. Auf wie viele Standorte, wie viele Mitarbeiter und Umsatz kommt jetzt Lila Logistik mit den Sigloch-Aktivitäten? Durch die Sigloch-Akquisition wächst Lila Logistik rückwirkend zum 1. Juli 2022 auf einen Gesamtumsatz von 198 Millionen Euro (2021: 135 Millionen Euro exklusive Sigloch) und auf insgesamt 2400 Mitarbeiter (2021: 1400 Mitarbeiter exklusive Sigloch). Mit dem Kauf haben wir in Blaufelden das Logistik Service Center mit 85.000 m2 Logistikflächen erworben sowie eine Logistikhalle in Horsovsky Tyn/ Tschechien mit rund 17.000 m2 Logistikflächen. Vorteil ist, dass wir bei Bedarf alle unsere Logistikflächen deutlich erweitern können: in Horsovsky Tyn konkret um 12.000 m2 und in Blaufelden um zusätzlich rund 30.000 m2 . Das heiß, wir verfügen an allen unseren Standorten über Expansionsflächen, auch mittelfristig an unserem Hauptsitz in Besigheim und an unserem polnischen Standort Gliwice. Werden Sie an der Marke Sigloch festhalten? Wir fahren eine Ein-Marken-Strategie und gehen davon aus, dass wir spätestens Anfang 2023 mit der Marke Lila Logistik firmieren werden. Zuletzt zählte die Sigloch-Gruppe 700 Mitarbeiter, der Umsatz war aber mit 66 Millionen Euro relativ bescheiden. Müssen Ihre Mitarbeiter jetzt einen harten Restrukturierungskurs befürchten? Wie gesagt, wir haben Sigloch nicht gekauft, um einen großen Synergieeffekt zu erzielen. Das ist ein komplementärer Zukauf. Natürlich werden wir Prozesse vereinheitlichen und standarisieren. Auch einzelne Bereiche werden wir verstärkt bündeln - wie und wo prüfen derzeit Tandem-Teams. Sicher ist: künftig wird es eine gemeinsame Marktbearbeitung geben. Denkbar ist auch die Zusammenlegung von Zentralbereichen wie etwa Finanzbuchhaltung und IT. Operativ wird sich indes für die Mitarbeiter nichts ändern, die bleiben an ihren Standorten - dank Homeoffice ist das kein Problem. Ziel unserer Integration ist es nicht, die Mitarbeiterzahlen zu reduzieren, sondern insgesamt zu wachsen. Deshalb war es uns auch so wichtig, dass das Management von Sigloch bei uns bleibt. Denn Wachstum und möglicher Ausbau der operativen Abwicklungen an den Standorten in Blaufelden und in Tschechien bieten für die Mitarbeiter auch entsprechend neue Perspektiven. Und wie wirkt sich Ihr Sigloch-Kauf jetzt auf Ihre Frachtführer und Transportpartner aus, mit denen Sie und Sigloch arbeiten? Bestehende Verträge werden wir weiter erfüllen. Wir sind froh, in Zeiten des Laderaummangels feste Partner zu haben. Lila Logistik ist als 3PL und 4PL positioniert, sprich: wir arbeiten mit externen Dienstleistern. Sie sprachen davon, ganz klar weiter wachsen zu wollen. Was ist da Ihre Strategie? Entscheidend ist, welcher Service lässt sich mit welchem Prozess und mit welcher Technologie erbringen, und welche Lösung braucht der Kunde? Dank der Automatisierungstechnik von Sigloch haben wir Kompetenz im kleinteiligen Segment dazu gekauft - in der Abwicklung und im Fulfillment. Das funktioniert im Buch- und E-Commerce-Bereich, aber auch in anderen Produktbereichen wie etwa Textilien, Parfüm-Flakons und kleineren Ersatzteilen. Genauso verhält sich das mit unserer Montage-Kompetenz in der Automobilindustrie. Die können wir auch der Elektronik- und der Medizinindustrie offerieren. Das ist das Grundprinzip unserer Wachstumsstrategie. Wir denken also weniger in Branchen, sondern eher in Dienstleistungen und Lösungen, die der Kunde braucht. Planen Sie noch weitere Zukäufe? Im ersten Schritt hat für mich jetzt ein sauberer Integrationsprozess Top-Priorität. Und im nächsten ist es mir wichtig, dass unser gemeinsames Unternehmen das Wachstum fortsetzt. Man sollte niemals nie sagen, wenn sich eine interessante Gelegenheit bietet. Aber ich denke, gemeinsam mit Sigloch sind wir gut aufgestellt. Insgesamt verfügen wir nun über mehr als 500.000 m2 Lagerflächen, die wir neben den bereits angesprochenen Erweiterungsmöglichkeiten in Blaufelden und Tschechien auch in Besigheim noch um 60.000 m2 Fläche erweitern können. Wir sind zudem geografisch im Süden gut aufgestellt und haben eine attraktive Achse über Tschechien nach Polen aufgebaut. Alles zusammen bietet uns neue Geschäftschancen, die es jetzt zu heben gilt. Mehr zum Thema finden Sie unter #Kontraktlogistik www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Das mittelständische Logistikunternehmen Müller - Die lila Logistik SE mit Sitz in Besigheim hat die Sigloch-Gruppe in Blaufelden gekauft. Welche Vorteile sich CEO Michael Müller von dem Kauf verspricht und wie er damit weiter wachsen will, sagt er im Interview.

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