Mercedes-Benz V-Klasse

Mercedes-Benz V-Klasse Sex in die Kiste gebracht Mit der neuen Mercedes-Benz V-Klasse differenziert Daimler seine 2,8-Tonnen-Vans stärker in eine PKW- und eine später folgende Nutzfahrzeugversion. Die wird wieder Vito heißen. Im ehemaligen Radstadion des Münchner Olympiaparks, direkt im Schatten der BMW-Zentrale, präsentierte Mercedes-Benz die neue V-Klasse. Hauptziel war es laut Van-Chefdesigner Kai Sieber, „Sex in die Kiste zu bringen“ – denn den Rohbau muss sich die V-Klasse mit dem künftigen viel nutzwertiger ausgelegten Vito teilen. Beide Baureihen zieht Daimler jetzt viel stärker auseinander: Der Vito wird später präsentiert und ein komplett anderes, robusteres Interieur, geänderte Stoßfänger und Scheinwerfer erhalten – auch um preislich im Rahmen der nutzwertigen Kastenwagen-Konkurrenten zu bleiben. Schon der aktuelle Vito und V-Klasse-Vorgänger Viano dienten etlichen Spediteuren und Fuhrunternehmern als variabler Großraumvan. Vor allem im Interieur haben die Entwickler einen Riesenschritt gemacht und für Businessclass-Niveau gesorgt. Auch bei der Klimatisierung und beim optionalen Burmester-Soundsystem hat Mercedes-Benz massiv nachgelegt. Praktisch gedacht sind neue Klapptischmodule innen und die geteilte Heckklappe, bei der sich nur die Scheibe öffnen lässt. Dahinter warten optional auf einer zweiten erhöhten Ebene zwei zusammenklappbare Einkaufskörbe. Das Beste aus LKW- und PKW-Welt Optional lassen sich die Schiebetüren und erstmalig im Segment auch die Heckklappe elektrisch öffnen und schließen, bei Einklemmgefahr stoppt sie automatisch. Schaut man, wo die Gasdruckfedern beim riesigen Heckportal angebracht sind, wundert man sich nicht über deren üppige Dimensionierung. „Zu dieser Auslegung haben wir Archimedes posthum zum Kraft-Hebel-Gesetz befragt“, scherzt Thomas Konzelmann, der bei Daimler die Präsentations- und Presse-Vans verantwortet. Kritisch überwacht vom Projektleiter Klaus-Jürgen Benzinger, der nach eigenen Angaben erst zufrieden war, „als jeder Quadratmillimeter des Autos abgearbeitet und kontrolliert“ war. Diese Aussage gilt vor allem für die neu gestaltete Hülle. Die legte vor allem wegen dem verbesserten Fußgängerschutz leicht an Länge zu. Bei der V-Klasse bleibt es wie bisher bei zwei Radständen und drei Längen. Für den Vito kündigt Konzelmann „sicher nicht weniger Varianten als beim Vorgänger“ an. Die Varianten waren fürs Design eine echte Herausforderung: „Ab der Schiebtür hatten wir drei verschiedene Hecks zu bearbeiten, in denen alle Flächen und Linien stimmen mussten. Das erforderte monatelanges Modellieren“, erinnert sich Designer Kai Sieber. Das Gewicht will Daimler trotz leicht gewachsener Länge gehalten haben, womit die Neulinge keine Nutzlastriesen sein werden. Beim Unterbau übernahm man allerdings einige Komponenten vom Vorgänger. So blieb es auch beim Heckantriebslayout mit längs eingebautem OM- 651-Vierzylinder. Der 3,0-V6-CDI entfiel zugunsten einer 190-PS starken Biturboversion mit kleinem und großem Lader. Die soll im Normverbrauch 28 Prozent sparsamer sein als der V6. Die Drehmomentwerte reichen von 330 Newtonmetern beim V 200 CDI über 380 Newtonmeter beim V 220 CDI bis hin zu 440 Newtonmetern beim V 250 Bluetec, der als einziger bereits Euro 6 erfüllt. Wie die LKW benötigt er Adblue zur Abgasreinigung, was unter dem Tankstutzen nachgefüllt wird. Ähnlich wie bei den Actros-LKW gibt es bei der Topmotorisierung eine sogenannte „Overtorque“-Funktion, die kurzfristig 204 PS und 480 Newtonmeter bereitstellt. Die Verbräuche sollen zwischen 5,7 und 6,1 Liter auf 100 Kilometern betragen, was 149 bis 157 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer bedeutet. Geschaltet wird wahlweise per manueller Sechsgangbox oder 7-G-Tronic-Wandlerautomatik. Auch bei den Sicherheitsassistenzsystemen hat Daimler nachgelegt: Aus dem Sprinter kommt der Seitenwindassistent, aus dem Actros der Spurhalteassistent und aus den PKW stammen Abstandshalter, Aufmerksamkeitsassistent, Verkehrszeichenerkennung und der „Collision Prevention Assist“. Auch das „Pre-Safe“ genannte System steht optional zur Verfügung, das bei drohender Unfallgefahr die Gurte straff zieht und den Airbag voraktiviert. Gestartet wird mit der mittellangen Version zum Einstiegspreis von gut 36.000 Euro. Aber die Aufpreisliste hält genug vernünftige und unvernünftigere Verführungen bereit, um Daimlers neue „sexy Kiste“ über die 50.000-Euro-Marke zu treiben. Ab 6. März kann bestellt, ab Mai soll geliefert werden. ❙❚■ Gregor Soller technische daten Motor Vierzyl.-Reihen-Dieselmotor, Common-Rail, var. Turbo, vier Vent. pro Zyl., LLK, Euro 5/6, Steuerkette, Hubr.: 2143 cm3, Leistung: 136/163/190 (204) PS (100/120/140 (150) kW) bei 3800/min., max. Drehm.: 330/380/440 (480) Nm b. 1200/1400-2400 min., Serviceint.: nach Anzeige (Klammerwerte für V 250 Bluetec b. Overtorque) Kraftübertragung manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe, Siebengang-Automatik (Serie bei V 250 Bluetec), Heckantrieb, optional Allradantrieb Maße Längen: 4895/5140/5370 mm, Radstände: 3200/3430 (b. 5370 mm Länge) mm

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