Mercedes-Benz Sprinter 316 CDI 4x4

Mercedes-Benz Sprinter 316 CDI 4x4 Alles steht auf Anstieg! In den Ötztaler Alpen präsentierte Daimler den gelifteten Mercedes-Benz Sprinter 316 CDI 4x4, der das Allradsystem vom Vorgänger übernahm. Beim neuen Sprinter Allrad steigt alles an: Rampen- und Böschungswinkel, Wattiefe, Verbrauch und nicht zuletzt die Abgasnorm, die jetzt optional Euro 6 erfüllt. Was der saubere Sprinter kann, musste er auf Eis und Schnee beweisen. Oben auf dem Timmelsjoch liegt eine geschlossene Schneedecke auf blankem Eis. Und auf einer verschneiten Wiese hat Daimler einen Parcours vorbereitet, auf dem man mit Heckantrieb keine Chance mehr hat. Jetzt heißt es bei laufendem Motor (bis 10 km/h) Taster drücken: Ein Elektromotor rückt am Verteilergetriebe ein Stirnradpaar ein. Die Entwickler haben das Verteilergetriebe direkt am Hauptgetriebe angeflanscht. Der kompakte Vorderachsantrieb besitzt laut Daimler eine Ölfüllung auf Lebenszeit und soll deshalb ebenso wartungsfrei sein wie die zusätzlichen Antriebswellen der Vorderachse. Dabei erzeugt das von Oberaigner zugelieferte System keinen starren Durchtrieb und die Kraftübertragung erfolgt variabel. Deshalb bleiben alle Funktionen des adaptiven ESP auch bei Allradantrieb aktiv. Gleiches gilt für die Antriebsschlupfregelung ASR. Normal teilt das System der Vorderachse 35 und der Hinterachse 65 Prozent der Antriebskraft zu, kann das bei Bedarf aber umverteilen. Zum Test darf man ausnahmsweise mal voll aufs Gas steigen und tatsächlich baut der Sprinter schnell Geschwindigkeit und kaum Schlupf auf. In der Praxis funktioniert das System Auch in den verschneiten Kehren behält der 316 CDI Traktion und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen: Das „4ETS“ genannte System bremst die durchdrehenden Räder automatisch mit kurzen Impulsen ab und erhöht dadurch in gleichem Maße das Antriebsmoment an den Rädern mit guter Traktion. Dazu nutzt es die ABS-Radsensoren, die auf diese Art die Längs-, Hinterachs- und Vorderachssperre ersetzen sollen. Tatsächlich geschieht das binnen Bruchteilen von Sekunden und der Sprinter lässt sich deshalb kaum aus der Ruhe bringen. Der zur Hälfte ausgeladene 316er-Vorführer federt als Pritsche deutlich härter als die allradelnden Kastenwagenkollegen, ohne den grundsätzlich wogenden Sprinter-Komfort zu verlieren. Dafür wankt er in engen Kehren wegen des niedrigeren Aufbaus weniger. Auch bei Bergabfahrt unterstützt optional die Elektronik: Die sogenannte Downhill Speed Regulation (DSR) sorgt dafür, dass man in Gefällen eine vorgewählte Geschwindigkeit konstant halten kann. Dazu spannen die Daimler-Mannen via Elektronik Motor, Getriebe und gezielte Bremseingriffe zusammen. DSR wird wie der Allrad über eine Taste im Cockpit aktiviert. Die Geschwindigkeit steuert man dann über den Tempomaten ein, der Voraussetzung für DSR ist. Will man oft an steilen Bergen mit schlechtem Untergrund anfahren, kann man sich außerdem eine optionale Berganfahrhilfe und besonders grobstollige Geländereifen für den Sprinter ordern. Erhöhte Geländekompetenz bietet auf Wunsch das zusätzliche Untersetzungsgetriebe Low Range. Auch das wird bei laufendem Motor und getretener Kupplung per Taster aktiviert und es verkürzt die Übersetzung um den Faktor 1,42, also um 42 Prozent. Entsprechend reduzieren sich die Maximalgeschwindigkeiten in den einzelnen Gängen, gleichzeitig erhöht sich die Zugkraft am Rad entsprechend. Das empfiehlt sich vor allem dann, wenn man schwer beladen oder behängt in schwerem Gelände unterwegs ist und man es gut mit seiner Kupplung meint. Hat man auch die Downhill Speed Regulation geordert, wird die beim Einschalten der Untersetzung automatisch aktiviert. Tatsächlich kriecht der Allradler so langsam und gut beherrschbar bergab. Die Technik hat ihren Preis: 8391 Euro verlangt Daimler für das Allradsystem, womit gegenüber der Euro-5-Version auch die Aufpreise leicht anstiegen. Den Mehrverbrauch gegenüber dem Hecktriebler gibt Daimler je nach Ausführung mit 0,3 bis 0,8 Liter pro 100 Kilometer an. Sollte sich das in der Praxis bewahrheiten, wäre das gegenüber dem Anstieg der Abgasnorm und der Geländewerte ein moderater Wert. ❙❚■ Gregor Soller technische daten Motor Vierzyl.-Reihen-Dieselmotor, Common-Rail, var. Turbo, vier Vent. pro Zyl., LLK, Euro 6, Steuerkette, Hubr.: 2143 cm3, Leistung: 163 PS (120 kW) bei 3800/min., max. Drehm.: 360 Nm bei 1400-2400/min., Serviceintervall: bis zu 60.000 km Kraftübertragung man. Sechsgang-Schaltgetriebe, Heckantrieb, Allrad zuschaltbar, Momentenverteilung VA:HA: 35:65, Achsübersetzung i=4,364 Fahrwerk & Bremsen vorn: Einzelradaufhängung, Dämpferbein, Querblatt-Parabelfeder, Stabilisator, hinten: Starrachse, Parabelfedern, Stoßdämpfer, Scheibenbremsen rundum, Bereifung: 225/75 R 16 C, ESP, ABS, ASR und BAS Serie Maße & Gewichte LxBxH: 6045x2090x2424 mm, Radst.: 3665 mm, LxBxH (Ladefl.): 3400x2030x400 mm, Leergew.: 2380, zul. GG: 3500 kg, Zuladung: 1125 kg, Anhängel. (gebr.): 2000/3500 kg, zul. Zug-GG.: 5500/7000 kg, Stützlast: 140 kg, 100-l-Tank Preise & Ausstattung (€ netto) Mercedes Sprinter 316 CDI 4x4 Fahrgestell (3665 mm Radstand): 32.110,- Allradantrieb: 8391,- Allrad m. Unters.: 8925,- Paket Cabin Komf. (inkl. Klima und Standheiz.): 3176,- Blue-Efficiency-Paket: 490,- Anhängekpl. 3,5 t: 1250,- Windowbag f. Fahrer/Beifahrer: 725,- Thoraxbag f. Fahrer/Beifahrer: 430,-- Kurzurteil Hohe Sicherheit, sinnvolles Allradsystem, gute Verarbeitung, langes Serviceintervall hoher Allrad-Aufpreis, vergleichsweise geringe Nutzlast Mission erfüllt In der Nische allradgetriebener 3,5-Tonner kommt Daimler dem Slogan „Das Beste oder nichts“ viel näher als mit anderen Produkten: Beim neuen Sprinter 4x4 bleiben alle Sicherheitssysteme erhalten und die Oberaigner-Technik gilt als durchdacht und solide. Extremeres überlässt Daimler den einschlägigen Allrad-Spezialisten. Der Haken am „Besten“ ist nur, dass das auch entsprechend bezahlt werden muss und damit wird der mittlerweile zu Kampfpreisen angebotene günstige Sprinter leider schnell sehr teuer. Kontakt: gregor.soller@springer.com fahrbericht

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