Logistikstandort Tschechien

Logistikstandort Tschechien Der Motor läuft Der Raum Mittel- und Osteuropa hat sich als starke Logistikregion etabliert. Insbesondere der Logistik-standort Tschechien ist bei ausländischen Investoren beliebt, was auch den tschechischen Unternehmen Auftrieb gibt. Tschechien zählt zu den Top 4 der beliebtesten Logistikstandorte Europas. Das geht aus dem European Distribution Report hervor, der alle zwei Jahre von dem Immobilienberater Cushman & Wakefield durchgeführt wird. 2010 belegte das Land – wie in den Vorjahren – den vierten Platz. Entscheidend für das Abschneiden in dem Ranking sind verschiedene Kosten- und Nutzenfaktoren, unter anderem wurden Miet- und Arbeitskosten, Verkehrsaufkommen und die Entfernung zu wichtigen Verbrauchermärkten untersucht. Die Nähe zu den wachsenden Märkten, niedrige Betriebs- und Lohnkosten sowie die sich ständig verbessernden Infrastrukturbedingungen nennt die Deutsch-Tschechischen Industrie-und Handelskammer (DTIHK) als die entscheidenden Gründe. Diese guten Rahmenbedingungen hätten zu einem steilen Aufschwung der Logistik geführt, die tschechische Transportwirtschaft hätte sich zu einer treibenden Kraft in der tschechischen Wirtschaft entwickelt, so die Handelskammer. Zur Bruttowertschöpfung trägt der Wirtschaftsbereich Verkehr und Lagerei aktuell mehr als zehn Prozent bei. Unter den Größen der tschechischen Transportwirtschaft findet man viele deutsche Logistikunternehmen wie Fiege, Duvenbeck, Nagel, DHL, Schenker, oder Rhenus. Auch der Logistikdienstleister Dachser investiert in Tschechien und erweitert seine Logistikanlage in der Nähe von Prag. Gebaut werden soll eine neue Umschlaganlage für Industriegüter und plusgradige Lebensmittel, dazu ein Bürogebäude. Rund 9,1 Millionen Euro kostet Dachser das 57.000 Quadratmeter große Erweiterungsgebäude. In Betrieb gehen soll es bis November 2012. „Tschechien ist unser Standort im Herzen der europäischen Märkte. Dementsprechend wichtig ist er für das Dachser-Netzwerk mit seinen paneuropäisch getakteten Verkehren“, erklärt Michael Schilling, Geschäftsführer European Network Management und Logistics Systems bei Dachser. Doch auch die lokalen Transport- und Logistikunternehmen entwickeln sich im Windschatten der starken Industrie- und Konsumgüterindustrien. „Wir haben vor zwanzig Jahren bei null angefangen“, schildert Projektmanager Ales Smeskal die Entwicklung von Hopi zum modernen Logistikunternehmen mit einem umfassenden Leistungskatalog, der Transport, Lagerung und logistische Mehrwertleistungen enthält. Mit 3000 Mitarbeitern hat Hopi 2011 bereits einen Umsatz von 346 Millionen Euro erwirtschaftet. Das Familienunternehmen ist seit 2000 in der Slowakei tätig. Im Jahr 2004 kam eine Tochtergesellschaft in Ungarn hinzu. „Gerne würden wir in weitere Länder expandieren“, berichtet Smeskal. Das hänge aber von den Wünschen und Anforderungen der Kunden ab, erklärt er. Zu denen zählt beispielsweise Procter & Gamble. „Für das Unternehmen wickeln wir die Logistik hier vor Ort ab“, so Smeskal. Standort an der D1 Ein Blick in die Halle von Hopi am Standort Pointpark Prag D1, 16 Kilometer südöstlich von Prag, bestätigt die Aussage: Bunte Pakete mit Ariel, Dash und Meister Proper lagern in rauen Mengen. Rund 60.000 Palettenplätze hat die größere der beiden Hallen, die Hopi hier bewirtschaftet. Eine gute strategische Lage des Lagers war für das Unternehmen wichtig. „Wir haben uns deshalb für einen Standort an der D1, die von Prag nach Brno, Bratislava und Budapest führt, entschieden“, begründet der Projektmanager die Entscheidung, sich in die Logistikanlage von Pointpark einzumieten. 65.000 Quadratmeter Lagerfläche hat das Logistikunternehmen hier übernommen. Neben Hopi zählt der Entwickler für Logistik- und Industrieimmobilien Pointpark am Standort D1 unter anderem Logflex, DB Schenker und das Logistikunternehmen PST CLC zu seinen Kunden. Von den vier geplanten Hallen sind bisher drei errichtet worden, bis zu 180.000 Quadratmeter bebaute Fläche sollen es einmal werden. Das zweite Projekt von Pointpark im Prager Raum liegt an der Autobahn, die von Prag über Dresden nach Berlin führt. Einen Kilometer nördlich der Prager Stadtgrenze sollen 150.000 Quadratmeter Lagerfläche entstehen. In den fünf bereits errichteten Hallen sind Flächen unter anderem an Puma und den Logistikdienstleister Viator&Vektor vermietet. Pointpark, das seinen Hauptsitz in Prag hat, zählt zu seinen Geschäftspartnern auch Schnellecke Logistics. Für das Unternehmen wurde im slowakischen Pointpark Bratislava ein Lagerhaus mit 25.000 Quadratmetern sowie ein Bürogebäude errichtet, das im April fertiggestellt wurde. Nicht nur Pointpark ist mit der Entwicklung und dem Aufbau von Logistikimmobilien beschäftigt. „Logistik- und Transportzentren entstehen an fast jeder Ecke und prägen das Bild entlang der wichtigsten Verkehrsachsen“, beschreibt die DTIHK die Situation. Mittlerweile gibt es in Tschechien 37 Logistikparks mit einer Gesamtfläche von rund drei Millionen Quadratmetern. Diese Entwicklung scheint – nach der Krise, die auch Tschechien schwer getroffen hatte – weiterzugehen. In der DTIHK-Konjunkturumfrage 2012 geben zwei Drittel der deutschen Unternehmen an, die Wirtschaftsaussichten in Tschechien stabil oder positiv zu sehen. 85 Prozent würden hier wieder investieren. Der Optimismus gegenüber dem Vorjahr ist allerdings deutlich abgeflaut. Dennoch ist Tschechien aus Sicht der Investoren der attraktivste Investitionsstandort in Mittel- und Osteuropa. Die stärksten Argumente für die wirtschaftliche Präsenz deutscher, aber auch anderer ausländischer Investoren liegen in der EU-Mitgliedschaft sowie in den qualifizierten, motivierten und produktiven Arbeitskräften in Tschechien, so ein Ergebnis der Konjunkturumfrage. Die Beliebtheit des Logistikstandorts spiegelt sich in der Nachfrage nach Produktions- und Lagerflächen wider. Vor allem, da die Immobilienentwickler aus der Krise gelernt haben, und nur noch bauen, wenn ein konkreter Auftrag vorliegt. Der Immobilienleerstand stieg im ersten Quartal 2012 seit 2009 zwar zum ersten Mal wieder an, „trotzdem ist er aber noch sehr niedrig und die Nachfrage übersteigt bei Weitem die Neubauprojekte“, erklärt Jaroslav Kaizr, Chef für Gewerbevermietungen in Tschechien bei Cushman & Wakefield. 8,2 Prozent der Flächen standen in den ersten Monaten des Jahres leer. Doch erst die Marke von zehn Prozent würde bedeuten, dass sich bei den Gewerbeimmobilien Angebot und Nachfrage die Waage halten. Im ersten Quartal 2012 entstanden landesweit 17.000 Quadratmeter Gewerbeflächen. „Das ist ein starker Rückgang, wenn man es mit dem vierten Quartal 2011 vergleicht“, analysiert sein Kollege Christopher Larue die Zahlen. 130.000 Quadratmeter waren damals entstanden. Trotzdem bewegen sich die Größen in gewohnten Bahnen: Im ersten Quartal 2011 gingen lediglich 14.000 Quadratmeter in Betrieb. „Es sind noch einige Projekte für neue Gewerbeimmobilien in der Pipeline“, weiß der Immobilienexperte. Stabile Situation im Mietbereich Stabil ist die Situation auch im Mietbereich. Im ersten Quartal 2012 waren es 155.000 Quadratmeter, ähnliche Zahlen lagen auch 2011 und 2010 vor. Ein Drittel aller Verträge wurde für Objekte in Prag geschlossen. „Wer erstklassige Lagen und Flächen sucht, muss mindestens sechs Monate warten, nachdem er den Mietvertrag unterschrieben hat“, so Kaizr. Hiervon wurden 2011 775.000 Quadratmeter von Mietern übernommen. Das drittbeste Jahr in der tschechischen Wirtschaftsgeschichte. Cushman & Wakefield, die seit 1995 im tschechischen Markt aktiv sind und mittlerweile ein Volumen von gut einer Million vermieteter Industrieflächen betreuen und über 4,5 Millionen Gewerbeflächen vermarktet haben, bilanzieren bei ihren und anderen Objekten Mieten zwischen 2,50 Euro pro Quadratmeter und über 4 Euro, je nach Lage. „Wir erwarten gerade in den Regionen Prag, Ostrava und Plzeň aufgrund des mangelnden Angebots einen weiteren Anstieg“, so Kaizr. Was Modernisierung und Erweiterung bedeutet, weiß man auch im Škoda-Ersatzteilwerk, einem der größten Logistikzentren für Originalersatzteile und Zubehör in Europa: Die zunehmende Modellvielfalt und die steigende Produktion machen es notwendig, immer wieder um- und anzubauen. Im September 2011 hat eine neue Versandhalle eröffnet, momentan entsteht in einer neuen Halle ein Hochregallager für 30.000 Paletten, 40 Meter hoch, 52 breit und 100 Meter lang. Nach der Erweiterung beträgt die gesamte Lagerfläche 74.500 Quadratmeter. Ersatzteile weltweit Aus dem Werk heraus verteilt Škoda weltweit die Ersatzteile für seine Produkte, aber auch für VW, Audi und Seat. Im Lager, das direkt an der Autobahn und nahe dem Škoda-Werk liegt, kommen täglich 3900 Paletten in 75 LKW an, 2250 Paletten werden von 90 Trucks zu den Kunden gebracht. 90 Prozent davon verlassen das Werk in der Spät- oder Nachtschicht. Die Lieferungen gehen an 342 Vertragspartner in Tschechien, 121 in der Slowakei, 130 von VW, Audi und Seat in den beiden Ländern und 105 Škoda-Importeure weltweit. Am schnellsten wächst das Geschäft mit Russland und China. Die Ware für diese Länder geht 50 Kilometer über die Straße, bevor sie auf die Bahn verladen und dann teilweise mit dem Schiff weiterbefördert wird. Lediglich sieben Prozent der Auslieferungen werden als Luftfracht verschickt. Insgesamt werden etwa drei Viertel des tschechischen Transportaufkommens über die Straße abgewickelt. Nach dem EU-Beitritt ging der Schienenanteil deutlich zurück. Nur noch ein Fünftel der Güter wird mit der Bahn transportiert. Einen bedeutenden Part trägt die Metrans bei. Das Unternehmen, das seit Kurzem eine hundertprozentige Tochter des Hamburger Hafenbetreibers HHLA ist, schickt 78 Züge pro Woche von Prag nach Hamburg und 100 Züge nach Bremerhaven. „Wir haben auch unregelmäßige Verbindungen nach München, Würzburg und Nürnberg. Neu sind die Relationen Rotterdam und Duisburg“, berichtet Martin Hořinek, stellvertretender Geschäftsführer der Metrans. Der Terminalbetreiber eines der größten Containerterminals in Zentraleuropa fährt aber auch Richtung Süden nach Koper, Triest und Rijeka. Über 1000 Waggons gehören der Metrans, die Diesel- und Elektroloks hat man gemietet. Zu den Kunden zählen 45 Schifffahrtsgesellschaften und fünf Leasinggesellschaften. Wenn es nach Hořinek geht, können es gerne mehr werden. Denn als einer der beliebtesten Logistikstandorte wird auch künftig noch viel Ware von Tschechien aus transportiert werden müssen. ❙❚■ Birgit Bauer Die Autobahn D1 von Prag nach Budapest ist eine der Hauptverkehrsachsen Anhaltende Nachfrage nach Flächen: die Vertreter von Cushman & Wakefield sowie Pointpark Von Prag aus schickt die Metrans regelmäßig Züge nach Hamburg und Bremerhaven Sieben Prozent der Lieferungen verlassen bei Škoda Parts als Luftfracht das Werk Logistikstandort Tschechien Logistikstandort Tschechien

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