Von Stefanie Bley
In Sachsen-Anhalt beginnt der Tag meistens ein bisschen früher als anderswo. "Industrie spielt bei uns eine große Rolle – da fängt für viele Arbeitnehmer ihre Schicht schon in den frühen Morgenstunden an", berichtet Frauke Flenker-Manthey, Pressesprecherin bei Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt. Hinter dem offiziellen Slogan des Bundeslandes "Sachsen-Anhalt – Wir stehen früher auf" steckt aber noch eine Menge mehr. Ziel der offiziellen Marketing-Kampagne soll es sein, die Standortvorteile in zentralen Schlüsseltechnologien stärker in den Vordergrund zu rücken – ein Grundsatz, der nun auch verstärkt für das Gebiet der
Logistik gelten soll. Dass das Bundesland gerade in diesem Gebiet langfristig Potential hat, davon ist auch Sachsen-Anhalts Minister für Wirtschaft und Arbeit Reiner Haseloff überzeugt. "Die Lage von Sachsen-Anhalt ist die natürliche Gabe, um daraus wirtschaftlichen Ertrag zu ziehen", sagte er kürzlich vor Medienvertretern in Magdeburg. So habe sich das ostdeutsche Bundesland in den vergangenen Jahren zu einem der bedeutendsten Logistikstandorte in Deutschland entwickelt.
Die Zahlen, die Sachsen-Anhalt in diesem Bereich vorzuweisen hat, können sich sehen lassen: Seit der Wende bis zum Jahr 2007 wurden hier im Bereich der Logistik und für logistische Dienstleistungen mehr als
356 Millionen Euro investiert und damit rund 1.500 neue Arbeitsplätze geschaffen. Darüber hinaus möchte das Bundesland auf seine Standortvorteile setzen: "Die geografische Lage zwischen den wirtschaftsstarken westlichen Ländern und den aufstrebenden Wirtschaftsregionen Mittel- und Osteuropas und zum anderen ein hervorragendes Infrastruktursystem machen Sachsen-Anhalt zum kommenden intereuropäischen Logistikstandort", ist sich Haseloff sicher. Ferner würde die Europäische Union in den nächsten sechs Jahren den Ausbau der wirtschaftsnahen
Infrastruktur mit weiteren 258 Millionen Euro unterstützen.
Logistikbeirat statt Logistik-Initiative
Bei so viel Einsatz im Bereich der Logistik scheint es zunächst verwunderlich, dass Sachsen-Anhalt im Gegensatz zu anderen Bundesländern – zum Beispiel Hamburg, Niedersachsen oder dem östlichen Ruhrgebiet – keine eigene Logistik-Initiative als Standort-Netzwerk vorzuweisen hat. Engagement ist in dieser Hinsicht trotzdem vorhanden – allerdings in etwas anderer Form. Seit März 2007 sorgt ein Logistikbeirat beim Ministerium für Landesentwicklung und
Verkehr dafür, dass zwischen Landesregierung und Vertretern der Wirtschaft ein regelmäßiger Informationsaustausch rund um das Thema Logistik erfolgt. 15 Mitglieder sitzen in diesem Beirat, ihr Vorsitzender ist Karl-Heinz Ehrhardt, Chef des Magdeburger Hafens. "Aus meiner Sicht besteht der große Vorteil unseres Logistikbeirates im Vergleich zu mancher Logistik-Initiative, dass es sich bei uns nicht um eine Spielwiese von Verbänden, Kammern, Beratern und Fördermittelsteurern handelt, sondern um einen fachlich hochqualifizierten Beirat, besetzt mit Marktteilnehmern, die jeden Tag Transport- und Logistikgeschäfte tätigen beziehungsweise konkret mit Erfolg Forschungsarbeit im Bereich Logistik betreiben", zeigt er sich erfreut.