Brüssel. Harsche Kritik übt die Internationale Vereinigung der Gesellschaften für den Kombinierten Verkehr Schiene-Straße (UIRR) an einer Vergleichsstudie, die im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie (VDA) die Belastung der Umwelt durch Bahn und LKW untersucht. Laut VDA-Studie sei die Bahn nicht grundsätzlich umweltfreundlicher. Der LKW sei das bessere Transportmittel, wenn bei schweren Gütern kurze Züge mit weniger als zehn Wagons oder bis zu 15 Wagons im kombinierten Verkehr benötigt würden. Erst ab Schwertransporten mit mehr als 20/25 Wagen sei die Bahn eindeutig besser, in dem Zwischenbereich hielten sich LKW und Bahn in etwa die Waage.
Als realitätsfern und nicht repräsentativ beschreibt die UIRR die Einzelfälle, die der Studie als Grundlage dienen. "Die durchschnittlichen Zugkapazitäten und Auslastungen liegen bei weitem über der besten in der Studie erwähnten Fallkategorie", heißt es in der Mitteilung, die die UIRR Mitte der Woche veröffentlicht hat. Die Annahme, ein Durchschnittszug des Verbandes Kombiverkehr bestehe aus 16 Wagons, sei falsch. Schon die kürzesten Züge zählten 20 Wagonstellplätzen, der Durchschnitt liege bei 28 bis 30. Niemand bestreite, dass der LKW aus wirtschaftlicher wie umweltpolitischer Sicht seinen berechtigten Platz im Nahverkehr, auf mittleren Entfernungen sowie bei allen Verkehren in der Fläche habe, die sich nicht ohne Weiteres zu ganzzugfähigen Mengen bündeln lassen. Klar sei aber auch: "Verkehrsverlagerungen von der Straße auf den Kombinierten Verkehr gehören zu den effektivsten Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen im Güterfernverkehr." Eigene Studien hätten das bewiesen.
Letztlich müsse der Wettbewerb entscheiden, welcher Träger für Transporte genutzt werde. Dafür bräuchte man jedoch faire Rahmenbedingungen zwischen den unterschiedlichen Verkehrsträgern. Die UIRR fordert deshalb "die Internalisierung externer Kosten (vor allem für Treibhaus- und giftige Abgase, Lärm und Unfälle) nach dem "der Verursacher bezahlt"-Prinzip ebenso wie einen interoperablen und freien europäischen Schienenmarkt.
Im Sommer hatte der VDA die Studie "Energiebedarfs- und Emissionsvergleich von LKW, Bahn und Schiff im Güterfernverkehr" veröffentlicht. Angebliches Ziel sollte es sein, die These zu überprüfen, ob die Bahn im Güterfernverkehr grundsätzlich die ökologisch bessere Lösung als der LKW sei. Die Studie solle dazu beitragen, die Diskussion um diese Frage zu versachlichen, wie der VDA die Anfertigung begründete. (kw)
Daniel Rosenzweig