Lkw transportieren Informationen

Die Logistikbranche hat bei der Digitalisierung keine Wahl, liegt aber deutlich hinter anderen Branchen zurück", mahnt Ivo Körner, Mitglied des Präsidiums Deutsches Verkehrsforum (DVF) und Geschäftsführer Vertrieb Branchenkunden bei IBM Deutschland. Die deutsche Industrie wolle ihre Effizienz un 20 Prozent erhöhen, hier müssten sich die Logistikdienstleister einbringen. Schlagworte dazu seien Big Data, Cloud Computing und die Vernetzung zwischen Fahrzeugen, Infrastruktur und den Beteiligten an der Logistikkette. Damit steht die Branche vor einem Wandel. Zum einen wird Logistik zu einer digital integrierten Industrie, zum anderen "werden Logistikdienstleister zum Informationsdienstleister", prognostiziert Bernhard Wirth, Chef von DHL Freight Deutschland. Eine Möglichkeit, die von Verladern gewünschten Informationen zu liefern, bietet Telematik. Und hier haben die Anbieter zahlreiche Neuerungen für ihre Systeme parat. So hat beispielsweise die Daimler-Tochter FleetBoard zwei neue Apps im Programm. Mit der DispoPilot-App sollen vor allem Subunternehmer leichter an das Telematiksystem angebunden werden können. Für die Nutzung der App muss im Fahrzeug keine Telematikbox verbaut sein. Die neue Applikation sichert die Kommunikation zwischen Zentrale und Fahrer, unterstützt das workflowgestützte Abarbeiten von Aufträgen und die Übermittlung von geocodierten Adressen sowie den Start der Routenführung - sofern eine zusätzliche Navigationsanwendung installiert ist. Zudem lässt sich mit der DispoPilot-App fotografieren und drucken. Da keine direkte Verbindung zum Fahrzeug besteht, können jedoch keine Fahrer- und Fahrzeugdaten übermittelt werden. Die Driver-App informiert den Fahrer über seine Restlenkzeit und alarmiert rechtzeitig vor deren Ende. Auch gibt sie ihm ein Feedback zum Fahrverhalten und bietet Fitnessübungen für die Pause. Beide Apps sind kostenlos und basieren auf dem Betriebssystem Android, setzen aber die FleetBoard-Nutzung im Unternehmen voraus. Trailer steht im Telematik-Fokus Die App-Telematiker von Spedion stellen ihren Nutzern jetzt Mindestlohn-Reports zur Verfügung. Diese sind für jeden Fahrer der mit der App ausgestatteten Fahrzeuge als Einzelreport pro Tag oder als Wochenreport abrufbar. Die Daten werden - ausgewiesen als Arbeit, Fahren, Bereitschaft oder Ruhezeit - direkt von der Fahrerkarte bezogen. Zudem hat Spedion das Thema Trailerintegration vorangetrieben. So können jetzt die Daten aus den Systemen von Dreyer+Timm sowie von Cargobull Telematics in die App integriert werden. Unterdessen arbeitet Trailer-Spezialist Cargobull Telematics an einer neuen Version seines TrailerConnect-Portals. Das soll Ende 2015 zur Verfügung stehen. Im Mittelpunkt der Entwicklung stehen der Bedienkomfort und das Responsive-Design speziell für den Einsatz auf Tablets. Nach dem Relaunch sollen die Nutzer mit zwei bis drei Klicks zum gewünschten Ergebnis navigieren können. Das neue Design bietet unterschiedliche Sortier- und Filtermöglichkeiten. Der Burtenbacher Wettbewerber Kögel hat unterdessen sein erstes komplett selbst entwickeltes Telematiksystem für das dritte Quartal dieses Jahres angekündigt (siehe Kasten Seite 34). Die BPW-Tochter Idem Telematics, hervorgegangen aus dem Zusammenschluss von Eurotelematik und Idem unter dem Dach von BPW, hat die unterschiedlichen Telematikportale für Truck und Trailer zusammengelegt. Die neue All-in-One-Lösung hört auf den Namen Cargofleet Portal und zeigt sämtliche Informationen auf einen Blick: egal ob Auftragsdaten, Bremsenverschleiß oder die Temperatur im Kühlauflieger. Ebenfalls neu bei Idem ist die Box für die Trailer-Telematik, die im Standard die Positionsdaten sendet und an das EBS angeschlossen werden kann. Über integrierte Hub-Schnittstellen kann die Box zudem Daten von anderen Komponenten, auch von Fremdanbietern, empfangen. Durch eine neue App können jetzt Smartphones oder Tablets mit dem Betriebssystem Android als Endgerät für den Fahrer eingesetzt werden. Aktuell tüftelt das Unternehmen an Lösungen, die freie Ladeplätze erkennen und so die Auslastung verbessern sowie an Systemen zur Sensierung der Zurrringe, über die erfasst werden kann, ob sich die Spannung der Gurte seit der Ladungssicherung verändert hat. Zeiten für den Mindestlohn im Blick Vor dem Hintergrund des Mindestlohngesetzes hat Trimble Transport & Logistics jüngst seine neue Arbeitszeitenübersicht vorgestellt. Der Service Time Manager liefert in Echtzeit Informationen über die Arbeitsstunden der Fahrer direkt an die Disposition. So können Verstöße gegen die Arbeitszeitvorschriften vermieden und Touren sinnvoll verteilt werden. Die Daten zieht sich die Software aus dem digitalen Tachografen. In eine ähnliche Richtung geht auch ein neues Modul für die Spesenabrechnung, FleetHours. Es erstattet auf Basis der Bordcomputerdaten für jeden Kalendertag und Fahrer Bericht über die Zahl der in Deutschland geleisteten Arbeitsstunden und auch, ob sie Ware entoder beladen haben. Die aktualisierte Lkw-Navigation lässt sich jetzt über das Touchpanel der Trimble- Bordcomputer bedienen. Die neuen Funktionen umfassen unter anderem eine 3D-Kartenansicht oder auf Basis von Echtzeit-Verkehrsinformationen neu berechnete Routen. Zudem ist die Navigation an die Trimble-Lösungen in der Disposition angebunden. Sodass Disponenten dem Fahrer die Routen oder Nachrichten schicken können. Maschinen vermitteln Fracht Der Telematikanbieter Transics, bei den Fahrerendgeräten vor allem für den Festeinbau von robusten Endgeräten bekannt, erweitert sein App-Portfolio: Mit TX-Flex stellt das Unternehmen eine Neuheit im Bereich kombinierter Lösungen vor. Hierbei handelt es sich um eine Ergänzung zum fest eingebauten Lkw-Bordcomputer TX-Sky. Die App rundet die aktuellen Fahrer- und Lkw-Daten durch Aktivitäten außerhalb des Fahrzeugs ab - beispielsweise scannen oder fotografieren. Die Daten landen, wie die aus dem fest eingebauten Gerät, in der Disposition auf der Plattform TX-Connect. Neu geschnürt hat Scania seine angebotenen Telematikdienste. Die Funktionen für die Kommunikation zwischen Fahrer und Disposition (Messaging-Paket) hat der Lkw-Bauer in das Control-Paket integriert. Dieses wird durch das deutlich einfachere Monitoring-Paket ergänzt. Letzteres erzeugt Berichte zum Kraftstoffverbrauch, zu CO2-Emissionen und hilft bei der Online-Serviceplanung. Das Control-Paket indes bietet die klassischen Telematikfunktionen. Die neuen Messaging-Funktionen stehen als App für Android- und Apple-Geräte zur Verfügung. Über sie können die Disponenten Routen oder Aufträge an die Fahrer schicken. Diese wiederum können Fotos in die Disposition zurücksenden. Im Vergleich zum alten Messaging-Paket soll die Kommunikation schneller sein. Wie wichtig es für Spediteure und Transportunternehmer ist, technisch up-to-date zu bleiben, macht ein Blick in die Zukunft deutlich. "Das Makeln von Fracht kann verschwinden, weil Maschinen das machen", warnt Hansjörg Rodi, Vorstandsvorsitzender von Schenker Deutschland, vor möglichen Veränderungen. Das klassische Speditionsgeschäft bleibe nur, wenn es den Unternehmen gelinge, darüber hinaus einen Mehrwert zu schaffen. Es reiche nicht, Daten nur zu sammeln, Unternehmer müssten mit ihnen arbeiten, denn die Aufgabe für Logistikdienstleister werde anspruchsvoller, es gehe um "das Management von Transporten und Informationen", so Rodi weiter. Digitaler Tachograf Neue Funktionen und Nachtrags-App von VDO Continental hat seinen unter der Marke VDO angebotenen digitalen Tachografen mit neuen Funktionen ausgestattet. Zudem soll das neue Gerät namens DTCO 2.2 stabiler und leistungsfähiger sein als sein Vorgänger. So benötigt der manuelle Download der Daten jetzt ein Drittel weniger Zeit.Verbessert wurde auch der VDO-Counter, der den Fahrer jetzt präziser über die verbleibende Restlenkzeit und Pausenzeit informiert. Zudem berücksichtigt er erstmals im vollen Umfang die Besonderheiten beim Aufenthalt auf Fähren und Zügen.Auch bei der Bedienung hat sich etwas getan. Der Tachograf lässt sich nun über im Fahrzeug vorhandene Benutzeroberflächen wie zum Beispiel einen Touchscreen oder eine Lenkrad-Fernbedienung steuern. Nutzer von Smartphones haben über die VDO-TIS-Web-Driver-App und den VDO-DTCO-SmartLink dieselben Möglichkeiten. Ein Vorteil ist die einfachere manuelle Eingabe von Daten über das Handy: So lassen sich zum Beispiel Nachträge am Smartphone vorkonfigurieren und dann gesammelt im Fahrzeug per Knopfdruck an den DTCO 2.2 übertragen. Die Zeiterfassung mit der Vierwegetaste am Gerät entfällt. Aber auch die Eingabe des Start- und Endlandes und Ausdrucke können darüber erfolgen. sv Trailertelematik von Kögel Hard- und Software aus eigener Entwicklung Nach Schmitz Cargobull und Krone hat auch die Nummer drei im deutschen Trailermarkt ein Telematiksystem im Angebot: Kögel Telematics. "Wir haben sowohl die Hardware als auch die Software selbst entwickelt", sagt Volker Seitz, Leiter Kommunikation bei dem Hersteller gezogener Einheiten. Einen Preis nennt Seitz nicht, aber man arbeite an einem eigenen Angebotskonzept mit einem "sehr attraktiven Preis". Ab dem dritten Quartal soll die Lösung verfügbar sein.Bislang nutzte Kögel für die Trailertelematik ein Zukaufteil, das mit einem webbasierten Portal eines Partners zusammengearbeitet hat. Das neu entwickelte System soll spezieller auf Kögel-Auflieger abgestimmt sein. Die Lösung gestattet den Echtzeitzugriff auf Ortungs-, Kühlungs-, Anhänger- und Trailer-EBS-Daten über ein Webportal der Burtenbacher. Zudem lassen sich die Daten in ein Flottenmanagementsystem integrieren.Das Telematikmodul verbindet die Telematik des Aufliegers mit der Diagnose des Bremssystems und integriert weitere Fahrzeugdaten in die Auswertung. Kögel Telematics ist für alle Fahrzeuge aus dem Produktportfolio erhältlich. Je nach Aufliegertyp variieren die Möglichkeiten der übertragbaren Daten und die optionale Hardwareausstattung. Wie in der Branche üblich, bietet der Trailerhersteller verschiedene Datenpakete an, insgesamt vier.Mit dem standardmäßigen "PosControl"-Telematikdaten wie Positionsbestimmung, Fahrzeiten-, Streckenverlauf und Geofencing können Spediteure ihre gezogenen Einheiten überwachen.Dazu kommuniziert das System sowohl mit den US-amerikanischen GPS-Satelliten (Global Positioning System) als auch mit dem russischen Glonass (Global Navigation Satellite System)."EBSControl" liefert Informationen des elektronischen Bremssystems (EBS) über RSS-Eingriffe sowie den Kilometerstand, die Geschwindigkeit, die Achslast, den Reifendruck und den Bremsenverschleiß. "TrailerControl" zeigt den aktuellen Koppelstatus, den Öffnungszustand der Türen sowie den Batteriestatus an und ob die Zündung der Zugmaschine an beziehungsweise aus ist. "TempControl" hilft bei der Überwachung und Steuerung der Temperatur im Inneren eines Kühlkofferfahrzeugs sowie bei der Dokumentation der Kühlkette und informiert über Betriebs- und Wartungszyklen. In einer Kipper-Mulde überwacht TempControl die Temperatur des Asphalts.Zur Kommunikation über das Mobilfunknetz ist eine SIM-Karte (Subscriber Identity Module) in der Telematikbox fest verbaut. Eine weitere können Flottenbetreiber in einem zweiten Steckplatz nutzen. sv

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