Litauische Speditionen setzen bei ihren Investitionen immer mehr auf das Nachbarland Polen. Aus litauischer Sicht hat die TSL-Branche dort besonders günstige Bedingungen, etwa beim Kauf neuer Lkw durch Leasing oder auch durch günstigere Transportversicherungen. Darüber hinaus hätten polnische Arbeitgeber unterm Strich geringere Arbeitskosten und es sei leichter, Fahrer aus Drittländern zu rekrutieren, sagte der Chef des litauischen Verbandes für den Internationalen Straßentransport (TTLA), Povilas Drižas.
Der Prozess, neue Fahrer aus dem Ausland zu gewinnen, dauere in Litauen bis zu drei Monate, in Polen dagegen oft nur drei Wochen. Schätzungen zufolge fehlen dem kleinen Litauen bis zu 30.000 Lkw-Fahrer, circa 12.000 Lkw seien daher praktisch dauerhaft ungenutzt. Das kleine Litauen (2,8 Millionen Einwohner) ist dennoch eine Macht in der TSL-Branche, welche den drittgrößten Industriesektor des Landes bildet. Im vergangenen Jahr stellte Litauen über 23.000 Arbeitsvisa für Fahrer aus Drittstaaten, also Nicht EU-Ländern aus – die meisten von ihnen aus der Kaukasusregion. Das Problem ist nicht nur die Länge des Prozesses, sondern auch Obergrenzen für Visa-Erteilungen, die beispielsweise 2022 schon im Herbst ausgeschöpft waren. Trotz der leichteren Bedingungen hat aber auch Polen einen massiven Fahrermangel zu beklagen.
Polens Neuregistrierungen explodieren
Polen erlebt zuletzt einen massiven Zuwachs bei den Neuregistrierungen schwerer Lkw (wir berichteten). Bei Fahrzeugen über 16 Tonnen lag das Plus im März im EU-Durchschnitt bei knapp 57 Prozent, in Litauen bei gut 59 Prozent und in Polen bei 127 Prozent. Deutschland (plus 30 Prozent) legte zu, landete aber unter dem Durchschnitt, Spanien, Italien und Frankreich dagegen deutlich darüber. Für das Gesamtquartal lag der EU-Schnitt bei 18,1 Prozent, der deutsche Wert bei 10,1 Prozent und der polnische um fast 20 Prozent. Aus Sicht des litauischen Verbandspräsidenten Drižas holt Polen allgemein mit großen Schritten gegenüber den großen Ländern der EU auf.