Laster-Welten auf der IAA Transportation 2024

Lastwagen-Hersteller namens Windrose, Super-Panther oder Shacmoto sind Ihnen kein Begriff? Keine Sorge, waren sie der VerkehrsRundschau-Redaktion vor der IAA Transportation auch nicht. Hinter den klingenden Namen stehen mehr oder weniger junge Lastwagen-Hersteller aus China, die sich auf der Messe in Hannover der Weltöffentlichkeit präsentierten. In fast jeder Halle war mindestens ein Lkw-Produzent aus der Volksrepublik zu finden. Deren Mitarbeiter traten durchaus selbstbewusst auf und gaben allesamt auch für Europa einen baldigen Marktstart für ihre durchweg batterieelektrisch angetriebenen Produkte bekannt. Ob es tatsächlich so schnell gehen wird, wagen wir zwar zu bezweifeln, werden uns in der nächsten Ausgabe aber trotzdem intensiver den Newcomern widmen. Neue Sechszylinder bei DAF Zunächst aber zu den etablierten Herstellern, deren Entwicklungsabteilungen im Vorfeld der IAA-Transportation natürlich ebenfalls nicht untätig blieben. Eine größere Neuheit hatte DAF im Gepäck, die sich allerdings unsichtbar im Motorraum der XD-, XF-, XG- und XG+-Modelle versteckt. Die Niederländer haben sich ihre MX-11- und MX-13-Reihensechszylinder noch einmal intensiv vorgenommen und versprechen eine weitere Verbrauchssenkung von bis zu sechs Prozent. Sie soll dank neuer, längerer Hinterachsübersetzungen zur weiteren Drehzahlabsenkung bei Reisetempo und vor allem durch die Umstellung der Aggregate auf das Miller-Einspritzprinzip samt neuen Einspritzdüsen eingefahren werden. Dazu gibt es effizientere Turbolader und Wasserpumpen sowie Abgasrückführungssysteme und Kühlmittelpumpen. Wettbewerber Iveco feierte in Hannover gleich mehrere Premieren. Beispielsweise zeigte Iveco erstmals die Fahrgestellversion seines batterieelektrischen S-eWay. Dessen Energiequelle ist ein Akkupaket mit 70 kWh Bruttokapazität, das Iveco je nach Kundenwunsch vier, fünf oder sieben Mal an den Rahmen schraubt. Bis zu 490 Kilowatt Energie kann das S-eWay-Fahrgestell auf diese Weise mitnehmen, die laut Hersteller für bis zu 400 Kilometer genügen sollen. Optisch deutlich imposanter: der Prototyp "S-Way H2 ICE". Angetrieben wird die 6x2-Sattelzugmaschine vom neuen X-Cursor-13-Sechszylinder. Der tritt hier als Wasserstoffverbrenner auf, lässt sich alternativ aber auch für die Kraftstoffe HVO-Diesel, Erdgas sowie Bio-LNG und Bio-CNG anpassen. Neuer E-Verteiler bei MAN Auch MAN sieht im Wasserstoffverbrenner eine mögliche Zukunft und stellte seine H45-Prototypen entsprechend in Hannover aus. Weltpremiere feierte in Hannover der neue "eTGL", mit dem MAN ab dem kommenden Jahr in den bislang wenig bedienten Markt der vollelektrischen Zwölftonner starten will. Die unangefochtenen Stars des Löwen-Stands waren trotzdem der große Elektro-Bruder eTGX sowie der TGX mit dem neuen D30-Sechszylinder. Mit Letzterem zeigt MAN, dass man sich vom konventionellen Diesel-Antrieb noch lange nicht verabschieden wird. Das bekräftigte gleichfalls die Konzernschwester Scania, auch wenn hier ebenfalls die neuen schweren Batteriemodelle im Vordergrund standen, deren maximale Batteriekapazität zur Messe noch mal auf 728 kWh erweitert wurde. Mittels eines schmucken 660 S wies der schwedische Hersteller aber darauf hin, dass sich in Verbindung mit dem klimafreundlichen HVO-Diesel auch der beliebte V8 ungleich umweltfreundlicher betreiben lässt. Eine weitere Übergangslösung auf dem Weg zu den Nullemissions-Antriebskonzepten sieht Scania im Thema Gas, das der 460 PS starke und 12,7 Liter große Sechszylinder in Form von Bio-CNG oder Bio-LNG konsumieren kann. Für viele Scania-Fans dürfte die Messe zusätzlich die erste Möglichkeit gewesen sein, das neue digitale Bedienkonzept der Greif-Lkw genauer in Augenschein zu nehmen. Volvo Trucks ließ es sich nicht nehmen, mit seinem 780 PS starken FH16-Flaggschiff daran zu erinnern, aus welchem Stall Europas stärkster Serien-Lkw aktuell kommt. Vor allem aber kündigten die Schweden für Mitte des kommenden Jahres ein Update beim FH Electric an. Der schwere Stromer soll dann mit leistungsfähigeren Batterien ausgestattet werden, für die sich zusätzlich mehr Raum zwischen Vorder- und Hinterachse findet. Denn die bisherige Kardanwelle und das wuchtig bauende I-Shift-Getriebe mit seinen zwölf Gängen werden im Volvo von einer E-Achse abgelöst, an der die Motoren und ein Getriebe direkt angeflanscht sind. Hauptlohn der Mühe: ein möglicher Wirkungskreis von bis zu 600 Kilometern mit einer Akkufüllung. Neuer eActros 600 und Actros L Solche Kilometerleistungen sind beim Mercedes-Benz eActros 600 schon jetzt im Bereich des Möglichen. Die IAA-Transportation war die erste Möglichkeit für die Weltöffentlichkeit, den schweren Batterie-Lastwagen aus Wörth am Rhein in natura zu erleben, dessen Serienauslieferung im November startet. Mehr Käufer werden sich allerdings aktuell noch für den ebenfalls erneuerten Diesel-Actros entscheiden. Den will Mercedes-Benz vor allem mit einer stark verbesserten Aerodynamik um bis zu drei Prozent sparsamer gemacht haben - bezogen zum Vorgängermodell. Von der Serie noch weit entfernt ist dagegen der Actros GenH2 mit wasserstoffbasiertem Brennstoffzellenantrieb, mit dem sich der Stern klar für die Alternative Wasserstoff im Fernverkehr positioniert. Bleibt als letzter der großen acht europäischen Hersteller (Renault Trucks war in Hannover mit keinem eigenen Stand vertreten) noch Ford Trucks. Die Türken zeigten ihre neue F-Line für schwere Verteilerverkehre oder Baueinsätze. Der Neue ist ab kommendem Jahr auch batterieelektrisch verfügbar. Neuigkeiten gibt es zusätzlich beim Ford-Flaggschiff "F-Max". Für das Fernverkehrsmodell ist ab sofort ein kamerabasiertes Spiegelersatzsystem lieferbar. Dessen Kameraarme sind nicht wie bei allen Wettbewerbern im Dach, sondern auf Höhe der Türbrüstung befestigt. Wie der Wettbewerb, hebt Ford neben besseren Sichtverhältnissen aerodynamische Vorteile durch das Kamerasystem hervor. Zudem verlässt der weiterhin nur als 4x2-Sattelzugmaschine lieferbare F-Max das Werk nun serienmäßig mit einer länger übersetzten 2,31er-Hinterachse, die den Verbrauch ebenfalls weiter nach unten korrigieren soll. Die bekannten Hersteller bleiben also intensiv auf dem Gas, Angst vor einer "Invasion" der chinesischen Hersteller scheint da kaum angebracht!

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