Künftig sauberer und smarter kuppeln

Geradezu gebetsmühlenartig erklärte und demonstrierte Jost auf der IAA Nutzfahrzeuge 2016 die Vorteile seines "Komfort-Kupplungs-Systems" KKS, das die Arbeit erleichtern und für mehr Sicherheit sorgen soll. Zumal sich das Ganze künftig auch in die "Datensammlung" von Lkw und Trailer integrieren lassen soll. So, dass notfalls sogar die Dispo sofort alarmiert werden könnte, falls ein Zug nicht richtig verbunden ist. Automatisch schmiert sauberer Die Elektronik übernimmt auch die Schmierung der Sattelplatte. Auftritt Jost "Lubetronic", die immer die richtige Menge des von Jost selbst gemischten Sattelfettes aufbringt, was Fehldosierung vermeiden soll. Auf diesen Zug springt auch SAF Holland mit einer automatischen Schmiermittelpumpe "Recolube" auf. Das System soll laut SAF Holland den Fettvorrat für etwa ein Jahr Betriebszeit oder rund 100.000 Kilometer Strecke beinhalten. Es dosiert dank des integrierten Schmierverteilers die jeweils optimale Menge des Hochleistungsschmiermittels "Spezial Recolube Power SKX 372" an die Sattelkupplung, womit auch SAF Holland ein eigenes Sattelfett im Programm hat. Dessen Verteilung auf der Platte erfolgt über Schmiernuten. Über fünf voneinander unabhängige Pumpenelemente fördert Recolube das Fett an die Sattelkupplung: So werden der Verschluss und vier Punkte an der Sattelplatte geschmiert. Durch einen transparenten Vorratsbehälter ist der Füllstand auf den ersten Blick sichtbar. Außerdem ist Recolube mit dem Display in der Kabine des Lkw verbunden und zeigt den Fahrer so den aktuellen Füllstand elektronisch an. Ist der Fettvorrat aufgebraucht, soll man die Pumpe laut SAF-Holland über den Standard-Schmiernippel einfach mit einer handelsüblichen Kartuschenpresse nachfüllen können. Recolube wird von SAF-Holland ab Januar 2017 vorerst exklusiv als Standardausrüstung für MAN-Trucks. geliefert. Sie ist geeignet für Sattelkupplungen der Typen SK-S 36.20 und SK-HD 38.36. Für Herbst 2017 plant der Hersteller die Einführung von Recolube auch für den Einsatz in Hubsattelkupplungen. Man darf gespannt sein, ob sich die Systeme durchsetzen, denn Sattelplatten werden immer noch gern nach dem Motto "viel hilft viel" geschmiert. Auch die neue, leichte Jost Sattelkupplung JSK 34 ist nun in der wartungsarmen Version mit der LubeTronic1Point für das automatische Schmieren des Verschlusshakens erhältlich, das hier laut Jost eine zuverlässige Schmierung für eine Dauer von drei Jahren sichern soll. Die leichte Gusssattelkupplung JSK 34 ist für Zwei-Zoll-Königszapfen ausgelegt und kann je nach Baureihe das Systemgewicht um bis zu 40 Kilo reduzieren. Um Fahrkomfort und Standzeit zu erhöhen und die dynamische Belastung des Fahrzeugrahmens zu reduzieren, hat Jost für die JSK 34 eine neue Hybridlagerung entwickelt. Die kombiniert die Robustheit und stoßdämpfende Wirkung einer Gummilagerung mit den rahmenschonenden Eigenschaften einer Kunststofflagerung. Die JSK 34 wurde im Juni 2016 bei Volvo in die Serie adaptiert, MAN folgt. Bei Orlandi stand auf der IAA Nutzfahrzeuge die RP10-K mit Verschleissplatten im Mittelpunkt, womit man sich ebenfalls dem Thema Schmieren respektive Nichtmehr-Schmieren widmet. Anhängekupplungen specken ab Auch die Jost-Tochter Rockinger nutzt die Elektronik, um die Sicherheit zu erhöhen. Die Schwenkwinkel-Warnanzeige mit Display im Fahrerhaus soll vor Rangier-Schäden an Kupplung, Deichsel und Fahrzeugheck schützen. Die RO*40 E für 40-Millimeter-Zugösen soll mit leichten 30 bis 33 Kilogramm Eigengewicht punkten. Bewährt hat sich mittlerweile die Lösehebeltechnik, die dafür sorgen soll, dass der Bolzen sicher und exakt auslöst und die Kupplung immer einfahrbereit ist. Noch wichtiger ist aber das An- und Auskuppeln bei schwierigen Zugösenwinkeln, denn dann "klemmt" es in der Praxis meist schnell. Doch auch die RO*40 E lässt sich per Fernbedienung und sensorgesteuerter Fernanzeige hochrüsten. Das Kuppeln angenehmer machen soll auch die sogenannte Komfortkupplung RO*430 für 40-Millimeter-Zugösen. Die ist nicht nur spielfrei, sondern zusätzlich mit Gummifederung und hydraulischer Dämpfung ausgestattet, um mögliche Stoßbelastungen zwischen Zugfahrzeug und Anhänger abzufangen. Das soll den Verschleiß senken. Die IAA-Trends sind jedenfalls klar: Überfettete Kupplungen sollen ebenso der Vergangenheit angehören wie nicht richtig verbundene Züge. Die Frage ist nur, wann die elektronischen Hilfen dauerhaft so günstig und funktional sind, dass sie das manuelle Kuppeln und Schmieren wirklich überflüssig machen. Mehr zum Thema im Dossier Anhängekupplung www.verkehrsrundschau.de/dossiers