Berlin. Deutsche Unternehmen legen angesichts der Krise auf der Krim Investitionen in Russland auf Eis und holen Gelder von ihren Auslandstöchtern zurück. „Wir hören von der Auslandshandelskammer in Moskau, dass Investitionen zumindest verschoben werden. Manche werden jetzt auch schon gänzlich in die Tonne gesteckt. Kapital fließt ab“, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des DIHK, Volker Treier, am Montag im ARD-Morgenmagazin. Auch deutsche Banken stuften Russland inzwischen als riskanteren Geschäftspartner ein und vergäben weniger Kredite.
Nach den Worten von Christoph Schenk von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG holen deutsche Unternehmen Geld aus Russland zurück: „Viele Unternehmen ziehen die über die Jahre in russischen Tochtergesellschaften angesammelten Gewinne ab“, sagte Schenk der „Welt“. Kapitalabflüsse aus Russland hatte die russischen Börsen in den vergangenen Tagen stark belastet. Der Rubel hatte zuletzt deutlich nachgegeben.
Treier betonte die Bedeutung Russlands als Wirtschaftspartner. In Russland seien 6200 deutsche Firmen mit 250.000 bis 300.000 Beschäftigten aktiv. „Das sollte deutlich mehr werden. Das wird es jetzt nicht. Wir haben die Befürchtung es werden eher weniger“, sagte Treier.
Autoindustrie leidet unter niedrigen Rubel-Kurs
Die deutsche Autoindustrie muss wegen des Wertverlusts des Rubels bereits Einbußen hinnehmen. „Wir spüren bereits Belastungen durch den Wechselkurs des Rubels“, hatte Opel-Chef Karl-Thomas Neumann am Wochenende der Branchenzeitung „Automobilwoche“ gesagt. Auch andere Hersteller sprachen von einer großen Herausforderung durch die Wechselkurse. Werden Autos in Russland in Rubel bezahlt, fallen die Einnahmen deutscher Autobauer geringer aus, wenn sie in Euro gewechselt werden müssen.
Mögliche Sanktionen könnten aber auch für Zulieferer die Märkte verändern. „Sollten Sanktionen umfangreich sein und länger anhalten, könnte es massive Verlagerungen aus der russischen Wirtschaft nach Asien geben“, sagte der Vorstandschef des Automobilzulieferers ZF, Stefan Sommer, der „Automobilwoche“. Russland könnte sich weiter nach China orientieren. (dpa/ak)