Frankfurt. Der Frankfurter Spezialist für Kombinierten Verkehr Kombiverkehr ist nach dem wirtschaftskrisenbedingten Volumenrückgang im Jahr 2009 in den ersten Monaten dieses Jahres wieder auf Wachstumskurs. „Wir erleben in manchen Monaten im Gesamtnetz zweistellige Wachstumsraten und knüpfen damit an unsere überdurchschnittlichen Steigerungsraten der Jahre bis 2008 an", sagte Geschäftsführer Armin Riedl am Dienstag vor mehr als 150 Spediteuren auf der Gesellschafterversammlung des Unternehmens in Frankfurt. Für das Gesamtjahr geht Kombiverkehr aufgrund noch immer vorhandener gesamtwirtschaftlicher Unwägbarkeiten von einem Volumenzuwachs zwischen sieben und neun Prozent aus.
Mit 855.553 LKW-Sendungen ist die Transportmenge von Kombiverkehr 2009 um 166.150 Transporte geschrumpft. „Das waren 16,3 Prozent weniger als im Rekordjahr 2008", sagte Riedls Geschäftsführerkollege Robert Breuhahn. „Die Krise hat uns damit drei Jahre Wachstum gekostet, aber wir gehen davon aus, dass wir dies schon in zwei Jahren wieder wettmachen können."
Obwohl die Umsätze des Unternehmens um 19,6 Prozent auf 347 Millionen Euro sanken, hat Kombiverkehr ein positives Jahresergebnis von rund 40.000 Euro erzielt. „Dieser Erfolg war nur möglich, weil wir frühzeitig Überkapazitäten erkannt haben und abbestellen konnten und einen rigorosen Sparkurs gefahren sind", so Riedl.
Aufgrund des bereits Ende 2008 eingeleiteten Sparkurses sanken die Kosten 2009 stärker als die Umsätze. In der Verwaltung wurden 1,3 Millionen Euro gespart. Die eingekauften Frachtleistungen verringerten sich um 21,2 Prozent auf 326,6 Millionen Euro. „Als Ergebnis aller Maßnahmen zur Risikobegrenzung und durch eine hohe Konstanz innerhalb des Kommanditistenkreises von Kombiverkehr können wir mit einer Eigenkapitalquote von 33 Prozent weiterhin auf eine solide Vermögens- und Finanzlage bauen".
Die Sendungsstatistik 2009 weist aus, dass der Rückgang im nationalen Verkehr mit 18,2 Prozent auf 205.733 Sendungen stärker ausfiel als bei den internationalen Sendungen (minus 15,6 Prozent auf 649.820 Sendungen). Dabei gab es auf den einzelnen internationalen Strecken sehr große Unterschiede. Traditionell eher starke Relationen wie Nordeuropa (minus 22 Prozent) verloren überdurchschnittlich. Ebenso war die Abnahme in Frankreich und Polen stärker, wobei vor allem in Polen neben der Wirtschaftkrise auch Qualitätsmängel eine Rolle spielten. Im Verkehr von und nach Tschechien und der Slowakei war das Minus mit 4,5 Prozent eher gering.
Die Einbußen im alpenquerenden Verkehr, der die Kernachse des Unternehmens darstellt, fielen mit 14,7 Prozent leicht unterdurchschnittlich aus. Allerdings habe hier der Wettbewerb um die verbliebenen Mengen zu erhöhtem Preisdruck geführt. Dennoch profitiere Kombiverkehr bei anziehenden Mengen bereits wieder von überdurchschnittlichen Zuwächsen, was nicht zuletzt auf die hohe Abfahrtsdichte und Angebotsvielfalt im Italienverkehr zurückzuführen ist.
Ausblick 2010: Schneller wachsen als der Markt
Mit dem erwarteten Wachstum zwischen sieben und neun Prozent will sich Kombiverkehr in diesem Jahr nicht nur besser als die Gesamtwirtschaft entwickeln, sondern erneut auch branchenüberdurchschnittlich. Die Unternehmensstrategie für 2010 und darüber hinaus fasste Breuhahn in Frankfurt so zusammen: „Wir wollen die Kapazität auf bestehenden Strecken nachfrageorientiert erhöhen, zusätzliches Potenzial für den Kombinierten Verkehr durch neue Leistungsangebote und neue Märkte erschließen, die Qualität punktuell verbessern und auf hohem Niveau halten sowie die Produktivität kontinuierlich erhöhen."
„Es gibt einige Faktoren, die uns in die Hände spielen", sagte Breuhahn und nannte als Beispiele den steigenden Dieselpreis, Engpässe in der Laderaumkapazität auf der Straße, die dort zu einem Preisanstieg führen, sowie ein „unaufhaltsamer Trend zu Green Logistics". Die Transporte auf der Kernachse von Kombiverkehr zwischen Deutschland und Italien belegen die überdurchschnittliche Entwicklung: in den ersten fünf Monaten dieses Jahres kletterte die Transportmenge hier um fast zehn Prozent. Ferner sei die Ausgangsposition für nachhaltiges Wachstum besser als vor drei Jahren, als in etwa dieselben Mengen transportiert wurden wie 2009. „Die Qualität der Dienstleistung hat sich 2009 wieder verbessert. Das ist nicht nur auf Mengenentlastung zurückzuführen, sondern auf Lerneffekte bei allen an der logistischen Kette beteiligten Partnern", sagte Beuhahn.
Getrübt werden die Aussichten einzig durch die veränderte Verkehrspolitik mit den angekündigten Kürzungen im Kombinierten Verkehr. Anstatt die in den vergangenen Jahren erfolgreich verlaufene Vernetzung von LKW und Schienenverkehr auch zukünftig zu fördern, soll nun eine Vielzahl von individuellen Transportlösungen auf der Straße die Wettbewerbsfähigkeit des LKW verbessern, kritisierte die Kombiverkehr-Geschäftsführung. Die Einführung von längeren und schwereren LKW und die Veränderung von Abmessungen einzelner Transporteinheiten - wie die Verlängerung des Sattelanhängers - führten dazu, dass die bisher europaweit funktionierende Kombination der Verkehrsträger mittel- und langfristig aufgegeben werde. „Vor dem Hintergrund der momentan völlig offenen Diskussion zu diesem Thema sind notwendige Investitionsentscheidungen im Waggonbereich gerade beim stark wachsenden Segment der Sattelanhängertransporte für die im Kombinierten Verkehr eingebundenen Unternehmen derzeit nicht möglich", warnte Riedl. „Wenn der Wirtschaftsstandort Deutschland weiterhin auch unter logistischen und umweltpolitischen Gesichtspunkten gesichert werden soll, ist der weitere konsequente Ausbau des Terminalnetzes und der Infrastruktur dringend erforderlich", appelliert Riedl an die Politik. (sb)