Jährlich zehn Prozent mehr Umsatz

Nach einigen Jahren der Konsolidierung erwartet Ihre Muttergesellschaft ein Wachstum. Befindet sich TX Logistik 2017 schon auf einem Expansionskurs? 2017 wird noch ein Jahr der Transformation sein. Auch deshalb, weil viele Kundenverträge kurzfristig nicht zu verändern sind. Einerseits wollen wir uns in diesem Jahr auf die Qualität konzentrieren, darauf, dass die Züge pünktlich sind. Andererseits ist es richtig, dass wir mittelfristig wachsen wollen. Wir arbeiten im Moment mit Hochdruck daran, geeignete Strukturen und Abläufe im Unternehmen und unterstützende IT zu etablieren. Dennoch rechne ich 2017 mit einem Umsatzwachstum, das mit drei bis vier Prozent jedoch eher moderat ausfallen dürfte. Welches Wachstum streben Sie an? Zunächst einmal steht für uns im Vordergrund, unsere Profitabilität zu steigern. Ein ganz wesentlicher Treiber dafür ist der Umsatz. Wir haben vor, unseren Umsatz in der gesamten Gruppe Mercitalia Rail in den nächsten acht bis zehn Jahren zu verdoppeln, das heißt ein durchschnittliches jährliches Wachstum von etwa zehn Prozent zu realisieren. Wir erwarten, dass wir mit den Investitionen in Personal, Loks, Waggons, IT sowie in den Aufbau neuer Verbindungen und industriellen Segmenten Skaleneffekte erreichen können, die zu überproportionalen Zunahmen des Umsatzes führen können. Wo sehen Sie das Wachstum? Wir wollen in verschiedenen Segmenten wachsen. Natürlich dort, wo wir schon stark sind: intermodal, maritim, Autotransporte und Freight. Aber ich glaube, wir haben auch die Fähigkeit, in anderen Segmenten zu wachsen, beispielsweise in den Bereichen Chemie, Stahl, Schrott, Kali + Salz, Konsumgüter und bei Entsorgungstransporten. Wir werden die Märkte genau analysieren: Wo können wir welche unserer Vorteile einbringen, wo gibt es Möglichkeiten, Partnerschaften zu knüpfen, um gemeinsam erfolgreich zu sein. Danach werden wir entscheiden, in welche Märkte wir investieren. In welchen Staaten wird TX Logistik aktiv werden? Einen ersten Schritt machen wir noch in diesem Jahr in der Schweiz, wo wir ab Dezember die Eigentraktion übernehmen werden. An diesem Beispiel wird deutlich, wie wir Synergien in unserer Gruppe Mercitalia Rail heben wollen: Wir bauen eine eigene, starke und ausbaufähige Rhein-Achse von den ARA-Häfen - Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam- durch die Schweiz nach Italien auf. Darüber hinaus ist es unser Ziel, unsere Leistungsfähigkeit und Netzwerk in den alpenquerenden Verkehren insgesamt noch besser zu nutzen. Wer ist bislang der Partner von TX in der Schweiz? Die Gruppe Mercitalia Rail arbeitet derzeit mit den beiden Bahnen BLS Cargo und SBB Cargo International zusammen. Wo wird TX Logistik noch aktiv? Wir haben beispielsweise kürzlich eine Vereinbarung mit der Raaberbahn Gysev geschlossen. Das ist eine Bahn, die aus Ungarn kommt, ihren Sitz in Sopron hat und mit zwei Niederlassungen in Österreich vertreten ist. Die Bahn ist in beiden Ländern gut verankert, betreibt auch Infrastruktur in Ungarn und kann einen sehr guten Zugang in Richtung Rumänien, Slowenien, Kroatien oder auch Serbien bieten. Wir werden gemeinsam Lokführer in Ungarn und Österreich ausbilden, Loks und Waggons austauschen und eng in der Betriebsführung zusammenarbeiten. Ihre Muttergesellschaft hat angekündigt, für Übernahmen Geld zur Verfügung stellen zu wollen. Wäre Raaberbahn Gysev ein potenzieller Kandidat? Eine solche Frage ist derzeit überhaupt kein Thema. Jetzt steht im Fokus, unsere Zusammenarbeit ans Laufen zu bringen und den Kundennutzen zu realisieren. Wer sind dann potenzielle Kandidaten? Da möchte ich nicht spekulieren. Derzeit haben wir keine konkreten Pläne, Unternehmen aus der Logistikbranche zu übernehmen. Wie sieht es im Bereich Intermodal aus: Wollen Sie in diesem Segment ähnlich stark zulegen? Intermodal ist ein sehr umkämpfter Markt, in dem wir sehr stark sind. Aber keine Frage: Wir wollen in diesem Markt wachsen und weitere europäische Relationen ausbauen. Wobei ich eines klarstellen möchte: Wir wollen nicht aus Prinzip wachsen, sondern immer steht die Profitabilität im Mittelpunkt, die im Bereich Intermodal über Qualität und Auslastung zu erreichen ist. Schreibt TX Logistik derzeit schwarze Zahlen? Die letzten beiden Jahre haben uns gezeigt, dass wir nicht profitabel sind in dem Sinne, wie wir uns das vorstellen. 2016 waren die Ergebnisse leicht rot. Da haben aber auch Einmaleffekte eine Rolle gespielt. Eine derartige Veränderung, die TX Logistik und ihre Mitarbeiter in den letzten zwei Jahren erlebt haben, geht nicht spurlos an einem Unternehmen vorbei. Das vorrangige Ziel für die nächsten Jahre ist aber sehr klar: Wir wollen nachhaltig schwarze Zahlen schreiben. Mit Blick auf den Intermodalverkehr: Auf welchen Relationen wollen Sie wachsen? Neben dem Thema Schweiz arbeiten wir gerade an der Stärkung unserer Achse zwischen Skandinavien über Kiel und Triest. Darüber hinaus haben wir eine Vereinbarung mit dem Hafen Lübeck getroffen, mehr Verkehre nach Skandinavien, aber auch perspektivisch nach Russland zu entwickeln. Unser Tagesgeschäft ist es natürlich, ständig den Ausbau verschiedener Rundläufe voranzutreiben, wie beispielsweise Herne - Wien oder Herne - Budapest. Wir haben auf der Messe Transport Logistic eine Vereinbarung mit dem Hafen Rotterdam und European Gateway Services (EGS) abgeschlossen, um neue Verbindungen von und nach Rotterdam zu entwickeln. Und wir denken darüber nach, wie wir perspektivisch den Kontinent mit Großbritannien verknüpfen können. Woher sollen diese Mengen kommen? Es kann natürlich immer vorkommen, dass Kunden mal das Bahnunternehmen wechseln. Unser Hauptaugenmerk gilt jedoch potenziellen Kunden, die derzeit nicht auf der Schiene sind. Dazu muss die Schiene ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Lkw deutlich verbessern, nur so wird sie attraktiv und kann wachsen. Da gibt es noch gigantische Möglichkeiten für die Schiene. Jährlich passieren beispielsweise 1,9 Millionen Trailer den Brenner, davon sind 95 Prozent nicht kranbar. Ein großes Potenzial für die Schiene. Deshalb haben wir auch maßgeblich bei dem Projekt Nikrasa mitgewirkt, einer Plattform, mit der nicht kranbare Sattelauflieger auf die Schiene verladen werden können. Wir entwickeln die Plattform permanent weiter. Gerade haben wir die neue Version Nikrasa 2.0 vorgestellt, die kompatibel für alle gängigen Trailer ist. TX Logistik ist auch im Boot beim Future Trailer. Ja, das Ziel ist das gleiche. Hier arbeiten wir unter Moderation des Logistik-Kompetenz-Zentrums Prien und den Herstellern wie Krone, Schmitz und Schwarzmüller gemeinsam an einem Standard, auf dessen Basis jeder Trailer bahnfähig sein wird. Damit werden die Hürden, Trailer auf die Bahn zu setzen, deutlich verringert. Reichen solche Maßnahmen bereits aus, um Verlader, Spediteure oder Transporteure von der Schiene zu überzeugen? Ein ganz klares Nein. Die gesamte Branche muss an der Qualität arbeiten. Das ist kein TX-spezifisches Thema, hier sind alle gefragt: die Infrastruktur inklusive Baustellenmanagement, die Terminalbetreiber und Häfen, Eisenbahnverkehrs-Unternehmen und viele weitere Beteiligte. Zudem muss die Kommunikation und Information entlang der Wertschöpfungskette im Bahntransport verbessert werden. Bei Themen, die für den Lkw längst Standard sind wie ein ununterbrochenes Tracking und Tracing, hinkt die Schiene noch hinterher. Darüber hinaus müssen wir auch an den Kosten und der Effizienz arbeiten: Das fängt an bei einer energiesparenden Fahrweise, geht weiter mit energieeffizienten Loks und hört womöglich beim automatisierten Fahren noch nicht auf. Die Möglichkeiten der Digitalisierung sind damit aber sicher noch nicht ausgeschöpft. Die Digitalisierung im Schienengüterverkehr bietet weiteres, immenses Verbesserungspotenzial. Beispiele dafür sind die automatische Kupplung oder der Einsatz von kommerziellen Plattformen, Nutzung von Smart Data, Augmented-Reality-Lösungen oder auch konsequentes E-Commerce. Oft sind einfache Automatisierungen in der Planung und Steuerung von Zügen sowie ein papierloser, grenzüberschreitender Verkehr im Jahre 2017 leider noch Zukunftsmusik. Viele dieser Maßnahmen werden erst sehr langfristig ihre Geltung entfalten. Ja, das ist uns bewusst. Umso wichtiger ist es, diese digitale Agenda voranzutreiben. Andererseits ist es auch nicht so, dass wir bei null stehen und noch nichts getan haben. So arbeiten wir als Koordinator im EU-Projekt Horizon 2020 "NexTrust" an vertikalen und horizontalen Kooperationsmodellen zwischen Verladern, Spediteuren und Intermodal-Operateuren, um Volumen zu bündeln und Effizienzen zu steigern. Das Kooperationsmodell wird durch eine neutrale Instanz, dem sogenannten Trustee, verwaltet, die dafür sorgt, dass nicht alle Parteien direkt auf sensible Daten Zugriff haben und dass Chancen und Risiken zwischen Beteiligten gerecht verteilt werden. Über einen einfachen Zugang und Austausch von relevanten Informationen entlang der Logistikkette befasst sich das Projekt Aeolix, das wir zusammen mit 33 Unternehmen auf der EU-Ebene aufgesetzt haben. Müssen die Bahnen und damit TX im Vergleich zum Lkw auch preislich wettbewerbsfähiger werden, um substanziell Mengen zu verlagern? Ein Erfolgskonzept besteht darin, fix erscheinende Kosten in variable Kosten umzuwandeln, wobei ein Großteil unserer Faktorkosten wie für Trassen, Energie, Infrastruktur und Personal kurzfristig kaum zu verändern ist. Unser Ziel ist es, die eigenen Hausaufgaben zu lösen und über Effizienz-Verbesserungen diesen Kostenblock senken. Aber auch die politischen Rahmenbedingungen sind zu überdenken. Eine Reduzierung der Trassenpreise, wie gerade intensiv von Politik und der Branche diskutiert, wäre ein solcher Ansatz. TX Logistik ist nicht alleine im Schienengüterverkehrs-Markt. Warum sollten Kunden zu TX Logistik gehen und nicht zu einem Ihrer Wettbewerber? Wir bieten eine gute Mischung: Wir haben begeisterte Mitarbeiter, die sich in einem mittelständischen Unternehmen wohlfühlen. Wir nutzen die kurzen Entscheidungswege und arbeiten in einer flachen Hierarchie. Wichtig für unsere Kunden sind die Einsatzflexibilität unserer Lokführer und unsere Fokussierung auf Qualität. Und, was in dieser Kombination eher selten ist, wir haben das Rail- sowie das Speditions-Know-how bei uns im Haus. Wir sind ein Bahnunternehmen, aber zugleich auch Operator, wozu man unbedingt Speditions-Know-how benötigt. Zudem haben wir mit der Mercitalia-Gruppe einen starken Eigentümer, der uns auf unserem Weg unterstützt: mit einem gewachsenen Netzwerk und einer starken Position in Italien. TX Logistik ist historisch bedingt stark auf der Nord-Süd-Relation vertreten. Jetzt wollen Sie auch auf der West-Ost-Richtung expandieren. Kein einfaches Unterfangen. Aber auf dem West-Ost-Korridor bewegt sich einiges: Wir sehen Belgien und auch den schwierigen Markt Frankreich als attraktiv an, weil es dort an Alternativen mangelt. Die Kunden suchen andere Lösungen als die bestehenden. Auch Polen, Tschechien und Slowakei sind dynamische Märkte, gerade im Schienengüterverkehr. Daher werden wir auch in diesen Regionen aktiv werden. Schon aufgrund unserer Größe können wir jedoch nicht in jedem dieser Länder selbst präsent sein. Vielmehr werden wir uns auf den Korridoren und in den relevanten Ländern Partner suchen, die zu uns passen und die gemeinsam mit uns wachsen wollen. Zur Umsetzung dieser Maßnahmen benötigen Sie auch Personal. Mit Berit Börke von Transfracht haben Sie bereits jemanden für den Vertrieb gefunden. Aber das ist noch nicht ausreichend. Wir sind derzeit noch in der Phase, in der wir überlegen, wie wir uns verstärken. Wir werden genau analysieren, wo wir Personal benötigen, und zwar nicht nur auf der Ebene des Vorstandes, sondern im gesamten Unternehmen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier TX Logistik www.verkehrsrundschau.de/dossiers Vita Mirko Pahl Seit März 2017 ist Mirko Pahl der neue Chef bei TX Logistik. Pahl, 1970 in Rathenow geboren, hat Betriebswirtschaft studiert. 1997 ging er zur Deutschen Bahn (DB). Dort war er unter anderem verantwortlich für den Einzelwagenverkehr und den Ganzzugverkehr von DB Schenker Rail. Als Vorstand Produktion war er danach zuständig für die gesamte operative Abwicklung des Güterverkehrs der DB Schenker Rail in Deutschland. Von 2014 bis 2017 war er als Global Sector Leader Rail bei der Boston Consulting Group tätig. Bei TX Logistik folgte er Karl Michael Mohnsen nach, der sich Mitte 2016 aus dem aktiven Berufsleben zurückgezogen hat. In einer Übergangsphase hatte danach der bisherige stellvertretende Vorstandsvorsitzende Pietro Mancuso die Führung übernommen. cd Daten & Fakten TX Logistik Die 1999 in Bad Honnef gegründete TX Logistik ist heute eines der größten europäischen Transportunternehmen für Schienengüterverkehr in Europa. Eigentümer ist zu 100 Prozent die Mercitalia-Gruppe, eine Tochter der italienischen Eisenbahn Ferrovie dello Stato Italiane. Mercitalia möchte kräftig expandieren. "Wir werden bis 2026 insgesamt 1,5 Milliarden Euro investieren", kündigte Marco Gosso, CEO der Mercitalia, auf der Messe Transport Logistic an. Davon soll auch TX Logistik profitieren.Nach Jahren der kräftigen Expansion stagniert TX Logistik seit 2008. Der Umsatz betrug 2016 250 Millionen Euro. Im letzten Jahr wurden 700.000 TEU (20-Fuß-Container) transportiert. cd

Elektromobilität: Hamburg will Ladepunkte auf 10.000 erhöhen

Bürokratieentlastung: Bundesrat stimmt neuer Verordnung zu

Automobilzulieferer: Bosch will weitere Stellen streichen

A7 wird zeitweise gesperrt

Schwerpunktkontrollen: Viele Verstöße von Lkw und Bussen

Alle Schlagzeilen

Jährlich zehn Prozent mehr Umsatz

HASHTAG

#Schienenverkehr

Waberer's setzt auf die Schiene

TX Logistik erweitert Vorstand und IT

Bahn-Konkurrenten wollen mehr Mitsprache bei Baustellen

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Duvenbeck übernimmt Sander Logistics

Who is Who Logistik: Themen und Trends für 2025

STELLENANGEBOTE

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Area HR Business Partner

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

WEITERLESEN

NEWSLETTER