VerkehrsRundschau: Herr Miller, der Geschäftsführer-Wechsel überrascht auf den ersten Blick etwas. Die Mitteilung der Jade-Weser-Port Logistics Zone fällt recht nüchtern aus. Oder war alles von langer Hand geplant?
Miller: Auf den ersten Blick mag der Wechsel überraschend aussehen. Tatsache aber ist, dass es sich um einen seit längerer Zeit geplanten Wechsel handelt. Ralf Pospich, der diese Aufgabe in den zurückliegenden zwölf Monaten wahrgenommen hat, war interimistisch mit der Geschäftsführung der Gesellschaft betraut, die ja zu 100 Prozent dem Land Niedersachsen gehört. Herr Pospich ist tatsaechlich Ministerialrat im Wirtschaftsministerium in Hannover. Bei der Suche nach einem Nachfolger und Vollzeit-Geschäftsführer fiel der Blick auch auf mich. Voran ging das für solche Positionen übliche Auswahlverfahren mit verschiedenen Bewerbern. Die Entscheidung fiel schließlich zu meinen Gunsten aus, worüber ich mich sehr freue. Viel Zeit für Romantik bleibt mir aber nicht. Denn wir treten mit dem Jade-Weser-Port (JWP) in eine entscheidende Phase. Im August 2012 soll der Tiefwasserhafen in Betrieb genommen werden. Neben dem reinen Terminalbetrieb gibt es auch die 160 Hektar große Logistikzone, die dem Hafen vorgelagert ist. Hier werden Unternehmen angesiedelt, die kurze Wege zu einem See-Terminal benötigen. Und hier werden neue Jobs für die strukturschwache Region entstehen. Es geht darum, langfristig ein hohes Loco-Aufkommen zu generieren.
Und einen ersten wichtigen Ansiedlungserfolg gibt es ja bereits...
Richtig. Mitte April hatte die deutsche Kühllogistik-Gruppe Nordfrost aus Schortens, hier vor den Toren Wilhelmshaven, einen Vertrag über den Erwerb eines 20 Hektar großen Grundstückes unterzeichnet. Das ist ein Vertrag von hoher Symbolkraft und ein wichtiges Signal für den Markt: Hier passiert etwas. Der Mittelständler will ein neues Frische- und Tiefkühl-Zentrum bauen. Die Erschließung des Grundstückes erfolgt dabei in Teilschritten. Bis 2015 will die inhabergeführte Kühllogistik-Gruppe am neuen Standort rund 100 Millionen Euro investiert haben. Im ersten Abschnitt sind es bereits 60 Millionen Euro. Weitere Interessenten fuer andere Flaechen sind in der Pipeline.
Sie waren zuletzt in Hamburg tätig, und zwar als Geschäftsführer für die niederländische ING Real Estate. Das neue Überseequartier in der HafenCity war ihr großes Thema. Und jetzt der Sprung an die Küste nach Wilhelmshaven – ein Kulturschock?
Miller: Nein. Ich habe mich praktisch auf allen beruflichen Stationen mit dem großen Thema „Standort- und Struktentwicklung" befasst. Hier in Wilhelmshaven geschieht etwas, was ich mit dem Begriff „strukturrelevant" umschreiben möchte. Es geht um Entwicklung und Gestaltung im großen Stil. Das reizt mich. Eine solche Aufgabe bekommt man nicht alle Tage angeboten. Der Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven ist nach meiner festen Überzeugung ein Vorhaben von nationaler Bedeutung und unternationaler Wahrnehmung."
Interview: Eckhard-Herbert Arndt