Wilhelmshaven. Sandflächen so weit das Auge reicht, dazwischen kleine Containerdörfer und unzählige Baumaschinen, die auf dem riesigen Areal wie Spielzeugfahrzeuge wirken. Der Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven ist ein Jahr vor seiner Inbetriebnahme am 5. August 2012 eine Großbaustelle. Doch erste Konturen des künftigen Containerterminals und des dazugehörigen Güterverkehrszentrums zeichnen sich bereits ab. „Wir sind voll im Zeitplan und im Budget", sagt Jan Miller, Geschäftsführer der Jade-Weser-Port Logistics Zone. „Wir werden eine Punktlandung machen."
Ein starker Südwestwind wirbelt immer wieder Sand hoch. 47 Millionen Kubikmeter wurden aus der Jade aufgespült. „Das ist der Sandsturm, den jeder Bauarbeiter hier fürchtet", sagt Stefanie Popp, die Besichtigungsfahrten mit dem Bus durch das Hafengelände organisiert. Die Nachfrage ist vor allem während der Ferien groß. Bis zu viermal fahre sonntags der Hafenbus Touristen und Einheimische über das fast 300 Hektar große Gelände, berichtet sie. „Erleben Sie hautnah, wie der einzige Container Tiefwasserhafen in Deutschland entsteht", heißt es auf der Hafenbus-Werbebroschüre.
Wilhelmshavens Oberbürgermeister Eberhard Menzel (SPD) rechnet mit mehreren tausend neuen Arbeitsplätzen, nicht nur direkt im Hafen, sondern auch bei den Firmen, die sich ansiedeln. „Der Jade-Weser-Port ist das erste Projekt nach Gründung Wilhelmshavens 1853, das die einzigartigen Vorzüge des tiefen Wassers nutzt."
Die Fahrrinne in der Jade ist 18 Meter tief. Die größten Containerschiffe der Welt können so den Hafen auch voll beladen und tideunabhängig anlaufen. Der Terminal sei für sämtliche Seehäfen an der deutschen Nordseeküste von Bedeutung, sagt Marcel Egger, Geschäftsführer des Eurogate Terminals Wilhelmshaven. Für die Großcontainerschiffe müssten den Reedereien entsprechende Abfertigungsmöglichkeiten geboten werden. Die Brücken zum Be- und Entladen der Containerriesen sind bestellt. Anfang 2012 sollen acht der bislang größten Brücken der Welt geliefert werden. Bis zu 2,7 Millionen Standardcontainer sollen dann im Jahr umgeschlagen werden.
Die Vermarktung der Flächen im Güterverkehrszentrum lief zunächst schleppend an. „Meine größte Sorge war das sogenannte Henne-Ei-Problem - wir kommen, wenn was los ist", sagt Miller. Inzwischen seien 20 der 160 Hektar vergeben und die Nachfrage steige. „Diese Dynamik müssen wir jetzt nutzen." Als erstes Unternehmen wird sich die Nordfrost-Gruppe mit einem Frischezentrum ansiedeln.
Direkt am Ende der Autobahn 29 geht es in den Hafen. „Eine kürzere Zufahrt gibt es nirgendwo", meint Miller. Doch nicht nur per LKW sollen die Frachten transportiert werden. „Die Güter müssen auf die Schiene kommen." Verlegt sind im Hafengebiet 14 Kilometer Gleise und 41 Weichen zum Zusammenstellen von Güterzügen. Es sieht aus wie auf einem Rangierbahnhof.
Jetzt hat nach jahrelangem Tauziehen die Bahn mit dem Streckenausbau zwischen Wilhelmshaven und Oldenburg begonnen. Auf der 52 Kilometer langen Strecke gibt es noch zwei eingleisige Engpässe. Ende 2012 soll der Ausbau abgeschlossen sein. (dpa)