Interview der Woche

Interview der WocheWie ist die Stimmungbei den Herstellern?Herr Schippers, wie ist die Stimmung zurzeit bei den LKW-Herstellern in Europa?Offen gesagt: nicht sehr gut. Unsere Mitgliedsunternehmen haben mit einem starken Rückgang beim Kauf von Neufahrzeugen zu kämpfen. Das lässt sich auch an den Zulassungszahlen aus der EU ablesen. In den ersten acht Monaten haben wir hier einen Rückgang von gut zehn Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu verzeichnen. Bis Jahresende ist keine Besserung in Sicht. Das drückt auf die Stimmung.Was kann man dagegen tun?Aus unserer Sicht müssten Anreize zum Kauf neuer LKW geschaffen werden. Die Hersteller haben in den vergangenen Jahren enorme Investitionen in die Entwicklung der Euro-6-LKW getätigt. Die Ergebnisse sind fantastisch, die Luftverschmutzung erreicht jetzt fast null Prozent. Aber den Gewinn dieser Anstrengungen fahren die Hersteller erst dann ein, wenn sie die Fahrzeuge auch verkaufen. Wir müssen die Fahrzeuge also auf die Straße bringen. Doch das passiert zurzeit nur in sehr geringem Maße.Woran liegt das?Wir beobachten, dass die Unternehmen ihre alten Fahrzeuge immer länger behalten. Das mag mit der Krise zu tun haben, hat aber den Effekt, dass auf Europas Straßen viele veraltete Fahrzeuge herumfahren. In Italien und Spanien liegt der Anteil von Euro-0- bis Euro-2-LKW bei über 50 Prozent, in Frankreich bei 45 Prozent und selbst in Deutschland noch bei 20 Prozent. Von den östlichen EU-Mitgliedsstaaten will ich gar nicht sprechen. Die EU hat mit der Weiterentwicklung der Euro-5- und Euro-6-LKW das Ziel an die Hersteller ausgegeben, umweltfreundliche Fahrzeuge zu produzieren. Jetzt sind sie da, und kaum jemand fährt sie.Welche Anreize sollten geschaffen werden?Über die Maut ließe sich da sicher einiges steuern. Deutschland macht das ja vor, auch mit der jüngsten Ankündigung von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, Mautvergünstigungen für Euro 6 zu gestatten. Andere Länder sollten dem Beispiel folgen. Eine Abwrackprämie für alte Fahrzeuge zu fordern, mit der einige Länder vor wenigen Jahren den Kauf von neuen PKW stimuliert haben, ist wohl nicht realistisch. Dennoch muss Europa jetzt dafür sorgen, dass Euro-5- und Euro-6-LKW in den Markt kommen. Die EU-Kommission will die Aerodynamik der LKW verbessern und die Limits bei Maßen und Gewichten neu regeln. Eine gute Idee?Vorschläge zum vereinfachten Einsatz der Lang-LKW wären uns lieber. Es liegt mehr Einsparpotenzial bei der Umweltbelastung, wenn ich zwei statt drei LKW fahren lasse. In den Niederlanden haben wir diese Erfahrung gemacht. Lang-LKW fahren jetzt zur Zufriedenheit aller auf unseren Straßen. Die aerodynamische Gestaltung hingegen bringt nur wenig Kraftstoffeinsparung, bedeutet aber einen großen technischen Aufwand für die Hersteller. Deshalb stehen wir den Vorschlägen skeptisch gegenüber. ❙❚■ Kay Wagner, Korrespondent in BrüsselHarrie Schippers ist beim Verband der Europäischen Automobilhersteller ACEA dieses Jahr Vorsitzender der Sparte Nutzfahrzeuge und seit 2010 Vorstandsvorsitzender der DAF Trucks N.V. Der Niederländer studierte bis 1986 Betriebswirtschaft in Tilburg und begann noch im selben Jahr seine Karriere bei DAF. Nachgefragt beiAnreize für neue LKW Der Europäische Dachverband der Automobilhersteller ACEA fordert nationale Regierungen sowie die EU dazu auf, Anreize für den Kauf der modernsten LKW zu schaffen. Dann könnten die Hersteller das Geld wieder hereinholen, das sie in die Entwicklung der Euro-6-LKW gesteckt haben, sagt Harrie Schippers, Vorsitzender der ACEA-Nutzfahrzeugsparte. diwium was es geht

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