Interview: Initiative eher für die Großen

Braucht die Transportbranche einen weiteren CO2-Standard? Martin Schmied: Die Idee, eine weltweit einheitliche Methode zur Berechnung von CO2-Emissionen zu entwickeln, ist an sich sehr gut. Schade finde ich, dass die europäische Norm EN 16258, die über vier Jahre erarbeitet wurde, einfach beiseite geschoben wird und man wieder bei Null anfängt. Außerdem sind am GLEC vor allem große Unternehmen beteiligt, die natürlich ihre Interessen durchsetzen wollen. Ob das immer die beste Lösung für kleinere Unternehmen ist, wird sich noch zeigen. Wo zum Beispiel? Konkret ist wohl angedacht, bei der Emissionsberechnung nicht mehr die tatsächlich auf der Straße gefahrene Strecke zugrunde zu legen, sondern mit der Luftlinie plus einem noch zu bestimmenden Aufschlag zu arbeiten. Das klingt nach einer Vereinfachung, kleinere Unternehmen kennen aber die Luftlinienentfernungen gar nicht. Für größere Unternehmen hätte diese Lösung klare Vorteile, für kleinere Unternehmen würde es eher schwieriger. Außerdem hätte die Emissionsberechnung nach dieser Methode nichts mehr mit der Realität zu tun. Glauben Sie, dass GLEC das eigene Ziel erreicht und einen neuen Standard schon 2016 präsentieren kann? Das halte ich für möglich. Die Frage ist nur, ob er von der Branche dann auch akzeptiert wird. Auch ist unklar, ob alle Länder das akzeptieren. China tendiert beispielsweise dazu, eigene Normen zu entwickeln - und China sitzt bei GLEC nicht wirklich am Tisch. Wenn sich der Standard nicht in der Breite durchsetzt, kann es sein, dass kleine Speditionen je nach Kunde unterschiedliche Bilanzierungsregeln befolgen müssen.

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