Interview: "In der Logistik haben Mittelständler eher Wettbewerbsvorteile"

Geis steht kurz vor der Übernahme von TAS Transport and Service und steigt damit wieder verstärkt in die See- und Luftfracht ein. Ist das eine gute Idee? Vor wenigen Jahren hat Geis das Joint Venture SDV-Geis für die weltweite Air- & Sea-Spedition mit dem Partner Bolloré aufgelöst. Warum dies geschah, ist nicht bekannt. Vermutlich lag es an den beschränkten Einflussmöglichkeiten des Minderheitsgesellschafters Geis und vielleicht auch an einem unterkritischen Sendungsvolumen im deutschen Markt, das in diesem Segment erforderlich ist, um ertragreich arbeiten zu können. So gesehen birgt der neuerliche Einstieg in die See- und Luftfracht sicherlich auch Risiken, da dieser Markt immer stärker von den ganz großen Branchen-Playern wie Kühne + Nagel, DHL, Schenker auch Unternehmen wie Expeditors und Yusen beeinflusst wird. Vielleicht liegt die strategische Logik darin, dass Geis als Dienstleister in den noch weniger erschlossenen Ländern wie Polen und Tschechien seinen Kunden eine komplette Servicepalette anbieten möchte. Dazu gehört nun einmal auch die See- und Luftfracht. Was würden Sie vor diesem Hintergrund der Unternehmensführung der Geis Gruppe raten, um sich für die Zukunft zu rüsten? Für einen Außenstehenden wie mich wäre es vermessen, einen solchen Rat zu geben. Sicher bin ich mir allerdings, dass für qualifizierte Mittelständler der Wettbewerb mit den"ganz Großen" am ehesten in der Kontraktlogistik zu bestehen ist. Denn dort sind nicht die absoluten Auftragsmengen und flächendeckende Präsenz erfolgsentscheidend, wie in den Stückgut-, Paket- und wohl auch Luft- und Seefrachtnetzwerken, sondern zuerst die persönliche Vertrauenswürdigkeit, Beständigkeit der Strategien und die Fähigkeit, auf sehr spezialisierte Bedürfnisse jedes Auftraggebers einzugehen. Da sind noch große Outsourcing-Potenziale zu erschließen, und hier haben Mittelständler wie Geis nicht nur keine Nachteile, sondern eher Wettbewerbsvorteile zu bieten.

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