Huckepack statt Mannschaftsbus

Dreizehnter Juli 2014, Maracanã-Stadion, Rio de Janeiro: André Schürrle flankt von links in den Strafraum, Mario Götze nimmt den Ball im Laufen mit der Brust am Fünfer an und zieht direkt ab. Einen Wimpernschlag später zappelt das Leder im Netz - Deutschland führt in der Verlängerung des WM-Finales eins zu null gegen Argentinien. Zehn Minuten später ist Deutschland Fußballweltmeister. Ein Großteil der 75.000 im Stadion ist außer Rand und Band. Von den Hunderttausenden auf der Berliner-Fan-Meile sind es alle. Möglich wurde ihr Fußballfest durch die Mitnahmestapler der Lehmann Crew. Das Berliner Unternehmen hat die Fan-Meile errichtet und dazu zwei Huckepack-Heber von Moffett eingesetzt. Sie haben die Absperrgitter vom Lkw zum Aufstellungsort gewuchtet. Unter Marktkennern gilt Moffett im kleinen Markt für Mitnahmestapler in Deutschland als Marktführer mit knappem Vorsprung vor Terberg Kinglifter. Insgesamt vier Spieler, zu ihnen zählen noch Manitou und Palfinger, kämpfen hier um ein jährliches Volumen von 700 bis 1000 Einheiten. Moffett spart Energie Der Tabellenführer unter den Herstellern ist der einzige, der auch Modelle mit Elektroantrieb in seiner Mannschaft hat (siehe Kasten Seite 27 unten). Alle anderen setzen, wie Moffett sonst auch, auf Dieselmotoren für den Antrieb. Neben der E-Serie gibt es noch sechs weitere Baureihen (siehe Tabelle Seite 28). Unter dem Namenszusatz ProFuture schickt Moffett neuerdings besonders umweltfreundliche Geräte aufs Feld. So verbraucht der Moffett M4 ProFuture bis zu ein Drittel weniger Kraftstoff als das Standardmodell und ist zudem um vier Dezibel leiser. Bei der Leistung müssen, so der Hersteller, dagegen keine Abstriche gemacht werden. Das Gegenteil sei der Fall: Die Hebegeschwindigkeit beim Motorleerlauf wurde um 40 Prozent erhöht. Erreicht werden diese Leistungen durch ein Bündel an Maßnahmen: verbesserte Motoreinstellung, reduzierte hydraulische Widerstände im hydrostatischen Antriebssystem und bei den Mastfunktionen. Eine vergrößerte Zahnradpumpe sorgt für die höhere Hubgeschwindigkeit. Moffett verspricht, dass alle Spieler der Mannschaft binnen 60 Sekunden einsatzbereit sind - also runter vom Truck und rauf auf die Straße. Das sind Zeiten, die auch die drei Wettbewerber für sich reklamieren. Etwas kleiner ist die Mannschaft des Tabellenzweiten Terberg Kinglifter. Drei Basismodelle bietet das Unternehmen in Deutschland. Im Werk im niederländischen Ijsselstein werden Mitnahmestapler für Anwendungen von 1500 bis 2500 Kilogramm Tragkraft und über vier Meter Hubhöhe hergestellt. Der TKL-MC ist dabei eine Mischung aus dem Kompaktmodell TKL-S und dem Standardmodell TKL-M. Er ist kleiner und wendiger als der M, bringt aber trotzdem dessen Hubleistung. Kinglifter arbeitet am Detail Neue Akteure hat Terberg Kinglifter nicht im Aufgebot, aber die alten frisch gestärkt. So sind die Hydraulikschläuche jetzt zweilagig, der Rahmen verstärkt und die Arbeitsscheinwerfer leuchten serienmäßig mit LED-Lampen. Als Besonderheit bieten die Holländer als nach eigenen Angaben einziger Anbieter die Kombinationsmöglichkeit aus Schere und einziehbaren Radarmen. Das erhöht den effektiven Vorschub der Gabel. Neben Moffett hat auch das Team von Palfinger einen echten Exoten in der Mannschaft. Neben den mit klassischem Huckepack reisenden Hebehelfern gibt es eine Variante, die in einer Box unter dem Fahrzeug die Tour begleitet (siehe Kasten oben). Aber auch sonst bieten die Geräte der Österreicher etwas Besonderes: den Mittelsitz. Normalerweise ist bei Mitnahmestaplern der Fahrerarbeitsplatz konstruktionsbedingt zur Seite versetzt. Das mittig angeordnete Gestühl soll, wie bei einem konventionellen Stapler, die Sicht auf die Last und das Lastaufnahmemittel verbessern. Unterstützt wird dies durch einen sogenannten Freisichtmast. Die jüngsten Spieler indes hat Manitou im Einsatz. Mit der Baureihe TMM 20-25 präsentierte Manitou vier Mitnahmestapler, die mit einem klassischen Hubgerüst ausgestattet sind. Spezialität der Franzosen sind eigentlich Mitnahmestapler mit einem Teleskoparm. Die Konstruktion mit dem Hubgerüst soll das Gewicht der Fahrzeuge senken. Die Geräte heben, je nach Ausführung, Lasten von 2,0 oder 2,5 Tonnen und sind auch als Vier-Wege-Version für den Langgutumschlag erhältlich. Manitous Ausleger reicht für einen Lkw Als Option können alle vier Modelle mit Teleskopgabeln oder einem Pantografen ausgestattet werden. Dies ermöglicht laut dem Hersteller das Durchladen eines Lkw von einer Seite. Solche Scheren (Pantografen) oder Vier-Wege-Versionen finden sich auch in den Aufstellungen der anderen drei im deutschen Markt aktiven Mannschaften. Der TMT dagegen - ein Mitnahmestapler mit Teleskopausleger - ist ein etablierter Teil des Manitou-Teams und das Markenzeichen der Franzosen. Durch den ausfahrenden Teleskopmast können die TMT-Modelle ohne zusätzliche Anbaugeräte, wie eine Schere, und ohne um den Lkw herumfahren zu müssen, Trailer von einer Seite entladen. Zudem gibt es für die Modelle einen Aufnahme-Kit, durch den sie seitlich in den Trailer hineinklettern und dort mitfahren können. Das verhindert zwar das Überstehen, kostet aber Ladefläche. Wie in einer Fußballmannschaft gibt es auch unter den Mitnahmestaplern herausragende Einzelspieler: - So erreichen die TKL-M-Modelle von Terberg Kinglifter mit knapp über vier Metern die höchsten Hubhöhen. - Die größten Lasten heben Geräte aus Moffetts M8-Baureihe mit bis zu 3,5 Tonnen. Zusammen mit Manitou ist Moffett auch in Sachen Motorleistung führend. - Palfinger schickt den leichtesten Stapler ins Rennen. Der F3 151 wiegt weniger als die 1,5 Tonnen, die er hebt. - Der Huckepack-Heber mit dem geringsten Überhang kommt von Terberg Kinglifter. Der TKL-S verlängert den Truck nur um etwas über einen Meter. Während die besten Fußballer der Welt jedoch im Mannschaftsbus zu ihren Spielen fahren, reisen die besten Mitnahmestapler huckepack am Lkw zum Einsatzort. Mehr zum Thema im Dossier Mitnahmestapler www.verkehrsrundschau.de/dossiers Ab in den Palettenkasten Der Faltstapler reist in einer Box unter dem Lkw Die Modelle der Crayler-BM-Serie (Box Mounted) von Palfinger werden nicht wie bei Mitnahmestaplern üblich am Heck der Trailer transportiert, sondern zusammengeklappt in einer Box unter dem Trailer oder Motorwagen. Drei Modelle hat der Hersteller im Angebot:- BM 154 für Lasten bis 1500 Kilogramm und Hubhöhen von bis zu 2,85 Meter- BM 184 für Lasten bis 1800 Kilogramm und Hubhöhen von bis zu 2,85 Meter- BM 214 für Lasten bis 2100 Kilogramm und Hubhöhen von bis zu 2,85 MeterGesteuert wird das Fahrzeug nicht klassisch von einem Fahrersitz aus, sondern der Bediener steht mit einer Funkfernbedienung neben dem Fahrzeug. Palfinger verspricht durch die Montage unter dem Fahrzeug eine höhere Fahrstabilität des Gespanns, weniger Probleme bei der Heckbeladung an einer Rampe und die Möglichkeit, Langgut zu befördern. Zudem ist der Klappstapler in der Box unter dem Lkw vor Witterungseinflüssen geschützt. sv Mit der Ruhe der Batterie Batterie statt Dieselmotor: Die Moffett E-Serie Moffett ist seit 2013 der einzige Hersteller von Mitnahmestaplern, der Modelle mit einem von einer Lithium-Ionen-Batterie gespeisten Elektroantrieb im Programm hat. Der höhere Anschaffungspreis dieser Geräte gegenüber Dieselfahrzeugen soll sich nach knapp dreieinhalb Jahren amortisieren. Laut Moffett haben die E-Stapler bei Service- und Energiekosten die Nase vorn.Zwei Modelle stehen zur Wahl:- E2 12.1 für Lasten bis 1200 Kilogramm. Das zehn Kilometer schnelle Gefährt erreicht Hubhöhen von 2,20 Metern- E4 20.0 für Lasten bis 2000 Kilogramm. Das ebenfalls zehn Kilometer schnelle Gerät schafft Hubhöhen von 3,04 MeternIn beiden Geräten kommt eine 48-Volt- Batterie zum Einsatz, die in verschiedenen Kapazitäten geordert werden kann.Die Stromer emittieren im Gegensatz zu Dieselfahrzeugen keine Abgase und machen weniger Krach. Das bringt beim Einsatz in der Nacht, bei Anlieferungen in Wohngebieten oder beim Einsatz in Gebäuden Vorteile. sv

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