Hamburg. Der Hamburger Hafenlogistikspezialist HHLA sieht die Gespräche mit dem chinesischen Terminalbetreiber Cosco über eine Beteiligung an einem Hamburger Containerterminal auf der Zielgerade. „Die Verhandlungen darüber werden demnächst zu einem erfolgreichen Abschluss kommen“, schreibt die HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath in einem am Donnerstag mit den Halbjahreszahlen veröffentlichten Brief an die Aktionäre. „Durch den Ausbau der Zusammenarbeit wird die Wettbewerbsposition der HHLA, des maritimen Standorts Hamburg und des Industrielandes Deutschland gestärkt sowie Beschäftigung gesichert.“
Die angestrebte Minderheitsbeteiligung der Chinesen an den HHLA-Terminal Tollerort (CTT), einem der drei Hamburger Containerterminals der HHLA, stößt bei der Gewerkschaft Verdi auf Bedenken. Sie fürchtet, dass damit längerfristig Einschnitte für Beschäftigte einhergehen könnten. Die Hamburger Wirtschaftsbehörde versichert dagegen, Ziel sei es, die Wettbewerbsfähigkeit des CTT zu stärken und damit Beschäftigung im Hafen langfristig zu sichern. Auch Bürgermeister Peter Tschentscher hatte bereits Wohlwollen für die HHLA-Einstiegsofferte an die Chinesen gezeigt. Die Stadt Hamburg ist mit 69 Prozent Mehrheitseigner des börsennotierten HHLA-Teilkonzerns Hafenlogistik.
China als wichtigster Handelspartner
China ist für den drittgrößten europäischen Seehafen als mit Abstand wichtigster Handelspartner Hamburgs eminent wichtig. „Mit dem ambitionierten Seidenstraßenprojekt investiert die Regierung in Peking in vielen Ländern in die Infrastruktur, sei es in Häfen, Straßen, Schienen, Pipelines oder Flughäfen“, schreibt HHLA-Chefin Titzrath. „Gerade für uns hier in Hamburg, das sich als Tor zur Welt versteht, sollte es ein Ansporn sein, ein zentraler Knotenpunkt in diesem Netzwerk zu sein.“ Schiffe der chinesischen Reederei Cosco Shipping laufen bereits seit fast 40 Jahren das HHLA-Terminal Tollerort an.
Die Gespräche mit den Chinesen sind Teil der HHLA-Bemühungen, das Geschäft im Hamburger Hafen im wachsenden Wettbewerbsdruck mit den großen Nordseerivalen Rotterdam und Antwerpen sowie aufstrebenden Ostseehäfen wie Danzig zu stärken. Dazu hatte das Management um Titzrath im Frühjahr auch ein Effizienzprogramm gestartet, das bis 2025 Kosteneinsparungen von 150 Millionen Euro einbringen soll. Damit verbunden sind auch Stellenstreichungen, die laut HHLA allerdings „sozialverträglich“ erfolgen sollen. Entlassungen seien praktisch nicht denkbar, und die HHLA sei für eine Politik des „Heuerns und Feuerns“ auch nicht bekannt, heißt es aus dem Unternehmen.
Engere Kooperation mit Bremer Konkurrenz im Gespräch
Als weiteren Ausweg aus der Hafenkonkurrenz lotet HHLA seit mehr als einem Jahr eine engere Abstimmung und Kooperation mit dem Bremer Konkurrenten Eurogate im Containergeschäft aus, der selbst auch einen Terminal im Hamburger Hafen betreibt. Die Gespräche dazu sind dem Vernehmen nach in jüngster Zeit unter dem verschärften Wettbewerbsdruck intensiviert worden. Die HHLA kümmert sich an ihren Hamburger Containerterminals um die komplette Transportkette mit Schiff, Bahn und Lkw. Darüber hinaus betreibt die HHLA Containerterminals im ukrainischen Odessa, im estnischen Tallinn und italienischen Triest. (dpa/sn)