Helfer in allen Lebenslagen

Ob in der Ladungssicherung, beim Austausch von Frachtdokumenten oder in der Lademittelverwaltung - bei vielen Abläufen lassen sich Transport- und Logistikunternehmen heute von Apps unterstützen. Am häufigsten werden Mini-Programme im Transport-, Flotten- und Behältermanagement eingesetzt, ergab eine Umfrage der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Stuttgart. Mit Apps Papierprozesse abbauen Dass Apps in der Logistik immer wichtiger werden, hat zwei Gründe: Zum einen sind Smartphones in der Logistik inzwischen stärker verbreitet, nicht zuletzt, seit sie vielerorts Handhelds ersetzt haben. Es sind also schlichtweg mehr Geräte vorhanden, auf die sich leicht Anwendungen aufspielen lassen. Zum anderen sind die Handyprogramme in den letzten Jahren deutlich leistungsfähiger geworden. "Das geht bis zur kompletten Lagerverwaltungssoftware", sagt Julian Hinxlage vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML), Dortmund, das selbst Apps entwickelt. Zuletzt hat sein Team ein Programm vorgestellt, das anhand eines Handyfotos ermittelt, wie viele Behälter sich auf einer Palette befinden. Das Angebot an Apps ist mittlerweile erschlagend groß, sowohl für Android-Handys als auch für Apple-Geräte. Allein für Telematik und Navigation existieren Hunderte Programme. Aber welche davon sind sinnvoll, und auf welche mobilen Anwendungen sollten sich Transportunternehmen fokussieren? "Der größte Nutzen intern entsteht, wenn man Apps einsetzt, um Papierprozesse abzubauen", meint Timo Achenbach, Geschäftsführer der Unternehmensberatung "Die Speditions-Berater" in Münzenberg. Er rät dazu, mithilfe von mobilen Programmen zum Beispiel die Abfahrtskontrolle abzuwickeln, Werkstattprozesse, das Einreichen von Urlaubsanträgen und die Führerscheinkontrolle. "Zudem ist die Anbindung der Kunden mittels Apps sinnvoll", ergänzt er. Beispiel: Der Fahrer scannt mit seinem Handy den Ablieferbeleg, in diesem Moment wird das Dokument auf einen Internetrechner hochgeladen, der Kunde erhält einen Link, mit dem er den Beleg einsehen kann. Fraunhofer-Wissenschaftler Hinxlage rät bei der Auswahl von Apps, sich auf solche Anwendungen zu konzentrieren, die die Sensorik des Smartphones nutzen, vor allem die GPS-Ortung. "So kann es unter Umständen klassische Telematik-Geräte ersetzen." Wobei die Funktionen der mobilen Programme mittlerweile längst über die reine Fahrzeugverfolgung hinausgehen. Sie entwickeln sich regelrecht zu einem Schweizer Messer des täglichen Geschäfts. Die App des Anbieters Spedion zum Beispiel zeigt Restlenkzeiten an, lässt sich zum Scannen von Papierdokumenten nutzen, dient der Arbeitszeiterfassung, hilft bei der Trailerverwaltung und überwacht Reifendruck - und das sind längst nicht alle Optionen.Bei vielen Transportmanagement-Systemen (TMS) gehören Apps inzwischen ebenfalls dazu. Über sie bekommen Fahrer Informationen zu einer Tour, im Gegenzug erfährt der Disponent automatisch, sobald ein Fahrzeug seinen Zielort erreicht - Geofencing macht es möglich. Außerdem kann die Zentrale mit dem Fahrer via Chat kommunizieren (die App CarLo inTouch von Soloplan etwa bietet alles das). Doch längst nicht alle Anwender nutzen oder brauchen alle diese Funktionen. Experte Achenbach rät seinen Beratungskunden daher oft, zu App-Bausätzen zu greifen. "Damit können Sie selbst ohne Programmierkenntnisse eine eigene Anwendung erstellen, die genau das kann, was Sie brauchen." Anbieter sind etwa Smap One (smapone. com), Habbl (habbl.com) oder Mobile 2B (mobile2b.de). Mit diesen Systemen kann ein Spediteur zum Beispiel eine digitale Checkliste für die Abfahrt von Gefahrguttransporten selbst einrichten. Einzelne Programmteile werden einfach wie Puzzlestücke mit der Maus zusammengefügt (Fachwort: Drag-and-Drop). Sogar Apps, mit denen der Nutzer von unterwegs komplexere Arbeitsabläufe anstoßen kann, lassen sich selbst bauen, etwa zur Waren-Kommissionierung. Irgendwann ist indes der Punkt erreicht, an dem Software von der Stange und Bausatz-Systeme an ihre Grenzen stoßen, und der Betrieb eine eigene App braucht. "Vor allem, wenn viele interne Daten berücksichtigt werden müssen oder Sie nicht wollen, dass diese in der Cloud eines Dienstleisters lagern", so Berater Achenbach. Unter Umständen stehen diese Rechner zudem im Ausland, was ein weiteres Risiko darstellt. "Das größte Potenzial sehen wir bei Individuallösungen", sagt Hinxlage. Apps, die an die speziellen Anforderungen angepasst sind und zum Beispiel an das vorhandene Lagerverwaltungssystem andocken, würden den größten wirtschaftlichen Nutzen bringen. Für die Entwicklung solcher maßgeschneiderten Apps können Firmen Fördergelder beantragen, etwa über die Mittelstand-4.0-Kompetenzzentren (mittelstand-digital.de). Für viele Transportbetriebe sind Apps heute nicht mehr nur Tools, die interne Abläufe verbessern, sondern auch unverzichtbares Instrument, um neue Aufträge zu gewinnen. Frachtenbörsen wie Timocom erlauben registrierten Kunden längst, über Mobilgeräte auf die Plattform zuzugreifen und dort zum Beispiel kurzfristig freien Laderaum anzubieten (über die App "Transportbarometer"). Die Online-Spedition InstaFreight wickelt das ganze Geschäft mit ihren Partnern über eine App namens "Driver" ab: Frachtführer können ihr Handy nutzen, um nach Aufträgen zu suchen und sie bei Interesse mit einem Klick anzunehmen. Alles Weitere wird dann über die App abgewickelt, von der Sendungsverfolgung bis zum Abliefernachweis. Solche Rundum-Programme zeigen, wohin sich die Branche künftig entwickelt: Dank Apps wird es bald möglich, Transporte ohne stationären PC abzuwickeln. Fluch und Segen zugleich Wobei die Mini-Programme nicht nur ein Segen sind, sondern das Geschäft auch komplizierter machen können - vor allem, wenn Kunden die Programme vorschreiben. Große Verlader erwarten, dass Lieferungen über die eigene App avisiert werden, schreiben den Dienstleistern die Nutzung bestimmter Zeitfenster-Apps vor und verfolgen via eigene Tracking-Programme die Lkw der Externen. Wer für Saloodo fährt, muss die passende "Driver-App" installieren, wer Pakete für die Post befördert, kann ohne "DHL My Truck" nicht starten, und so weiter. Jeder Verlader löst seine Probleme mit eigener Mini-Software. So hat BASF unlängst das Handyprogramm NaviLU vorgestellt, das externen Dienstleistern den kürzesten Weg auf dem Werksgelände in Ludwigshafen weist. So praktisch jede einzelne Anwendung sein mag, in der Summe können sie zur Belastung für die Anwender werden, vor allem für Lkw-Fahrer. Sie müssen im Alltag mit zahllosen Apps jonglieren, bekommen im Minutentakt neue Mitteilungen angezeigt, auf die sie im Zweifel sofort reagieren müssen - was eine Fahrtunterbrechung bedeutet. Ein weiterer kritischer Punkt beim Einsatz von Apps ist der Implementierungsaufwand. Typische Probleme: Die Frachtführer verfügen nicht über den richtigen Typ von Smartphone, die App läuft nicht korrekt, und selbst wenn, müssen die Fahrer zunächst in der Bedienung geschult werden. "Bis die App bei allen läuft, kann viel Zeit vergehen", so die Erfahrung eines Spediteurs. Mehr zum Thema finden Sie unter #Apps www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Auch in der Transport- und Logistikbranche gibt es mittlerweile unzählige nützliche Logistik-Apps, die die Abläufe erleichtern können: Ob für das Flottenmanagement, die Ladungssicherung oder auch Routenfindungsfunktionen - als Anwender hat man hier die Qual der Wahl. Diese Apps setzen Unternehmenschefs in der Praxis ein Welche App-Lösungen mittelständische Transport- und Speditionschefs in ihrer Betriebspraxis nutzen.Christian Faggi, Geschäftsführer des Transport- und Logistikunternehmens Alpensped, Mannheim:"Wir arbeiten mit den Apps von Timocom und Teleroute, wenn wir Ladungen für unsere Lkw suchen, außerdem mit Transporeon in der Auftragsakquise und mit Ticontract, wenn es um Ausschreibungen geht. Cargoclix verwenden wir, wenn Kunden darüber Zeitfenster vergeben. Als Transportmanagementsystem verwenden wir CarLo von Soloplan, das auch auf Mobilgeräten läuft. Demnächst gehen wir live mit einem zweiten Transportmanagement-System für die Abwicklung und Abrechnung von Volkswagen-Transporten (Capri von AppliLog)."Micha Alexander Lege, Geschäftsführer des Transport- und Logistikunternehmens Wiedmann & Winz, Geislingen/Steige:"Wir nutzen Google Translator auf den Tablets im Fahrzeug, MRoad bei der Belieferung von Daimler, die Spedion-Portal-App, die PTV-Navigationsapp sowie mobil die Internetseite neue-Straßen.de."Markus Schramm, Human Resources & Legal Affairs der Convent Spedition, Emmerich am Rhein:"Ich nutze unsere Telematik-App, um mich über unseren Fuhrpark zu informieren. Einige Fahrer testen zurzeit eine kostenlose Parkplatz-App von der Kravag für die Parkplatzsuche. Ich habe noch kein Feedback, ob die App hilfreich ist. Die erfahrenen Fahrer haben ihre Stammparkplätze und nutzen die App kaum, denke ich. Intern nutzen wir noch eine kleine selbst gebaute App für die Übermittlung von Gewichten bei der Container-Verladung." cg

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