Helfer fürs Lenken und Bremsen

Während die Hersteller bei Pkw wie auch bei schweren Nutzfahrzeugen bereits mit völlig autark fahrenden Modellen experimentieren, kommen bei den kleinen Lastern anderswo längst selbstverständliche Assistenz- und Sicherheitssysteme nur zögerlich in Fahrt. Zu wenige der preissensiblen Transporterkunden seien bereit, in die teuren Systeme á la Spurassistent zu investieren, geben viele Transporterproduzenten als Begründung an. Privat-Käufer wollen Sicherheitssysteme Dass in den Optionslisten einiger Hersteller trotzdem mehr und mehr Sicherheitssysteme auftauchen, ist deshalb vor allem der solventeren Privatkundschaft zu verdanken. Schließlich erwarten die Käufer von VW Multivan, Mercedes Viano oder Ford Tourneo einen ähnlichen Standard wie in der Pkw-Klasse. Und ab da ist der finanzielle Aufwand für den Hersteller eben vertretbar, um die Systeme - sozusagen als "Abfallprodukt" - auch für die verblechten Varianten anzubieten. Nach dieser Stragetie ging Ford 2012 bei der Einführung des komplett erneuerten Transit Custom vor. Mit dem wollen die Kölner vermehrt im Privatmarkt punkten, weshalb man auch in der Dreitonnen-Klasse bis dato noch unbekannte Sicherheitssysteme implementierte. Wie zum das Beispiel das optionale "Sync"-System, das allerdings erst nach einem Unfall aktiv wird. Dann alamiert der Notruf-Assistent automatisch die Rettungskräfte in der jeweiligen Landessprache samt genauer Fahrzeugposition. Voraussetzung dafür ist allerdings ein per Bluetooth verbundenes Mobiltelefon. Ebenfalls Klassenvorreiter war Ford mit der Einführung des Spurhalteassistenten. Dieser warnt per vibrierendem Lenkrad, sobald der Custom von der Fahrspur abzukommen droht und kein Blinker gesetzt ist. Bei längeren Autobahnausfahrten eine hilfreiche Sache, werden viele Fahrer das System auf engeren Landstraßen allerdings per Tastendruck deaktivieren, weil der Helfer schon in leichtem Kurvenschneiden eine Gefahr erkennt. Zum Paket gehört zusätzlich ein Aufmerksamkeitsassistent, der über eine Frontkamera den Fahrstil und damit den Aufmerksamkeitsgrad des Fahrers bewertet. Lässt das Fahrverhalten auf eine nachlassende Konzentration schließen, belässt es das System zunächst bei einem Warnsymbol im Display. Erfolgt keine Besserung des Fahrstils, ertönt in regelmäßigen Abständen ein akustisches Warnsignal. Mercedes Vito mit vielen Assistenten Über letzteres System verfügt der Mercedes Vito seit dem letztjährigen großen Facelift sogar serienmäßig. Und die Stuttgarter führten noch weitere neue Sicherheitssysteme ein, womit man auch in dieser Fahrzeugklasse seinem Image als "Sicherheits-Hersteller" wieder gerecht wurde. Ebenfalls bei jedem Vito an Bord und ein Alleinstellungsmerkmal ist der Seitenwindassistent, der automatisch gegensteuert, wenn der Mercedes von einer seitlichen Windboe erfasst wird. Für entsprechendes Entgelt beugen beim Vito zusätzlich Spurwächter, Totwinkelassistent und der Collision Prevention Assist Unfällen vor. Letzterer überwacht den Abstand zum Vordermann und warnt akustisch und visuell vor drohenden Kollisionen. City-Notbremse beim VW Transporter Das radargestützte Front-Assist-System des neuen VW T6 (Teil des Paketes "Automatische Distanzregelung") geht noch einen Schritt weiter. Allerdings nur im Bereich unterhalb von 30 km/h. Dann leitet das System im Falle eines Falles selbstständig eine Notbremsung ein, wenn sie Gefahrensituationen vor dem VW-Transporter erkennt. Bei schnellerem Tempo beschränkt sich die Elektronik dann auf die Überwachung und warnt optisch sowie mit einem leichten Bremsruck vor drohenden Kollisionen. Dann legt der Assistent auch schon mal vorsorglich die Bremsbacken an, damit sofort die volle Bremsleistung zur Verfügung steht, wenn der Fahrer auf die Bremse steigt. Sobald der Tempomat gesetzt ist, regelt die Elektronik den korrekten Sicherheitsabstand dann automatisch bis zu einem Tempo von 160 km/h (für 240 Euro Aufpreis bis 210 km/h). Ebenfalls bei Volkswagen lieferbar: Der Spurwechselassistent Side Assist, bei dem eine im Außenspiegel integrierte Leuchte mit heftigem Blinken auf Hindernisse im direkten Umfeld hinweist, sobald der Fahrer den Blinker setzt. Oder die automatische Fernlichtregelung Light Assist, welche die Scheinwerfer automatisch abblendet, sobald entgegenkommende Fahrzeuge erkannt werden. Ein ähnliches System bieten übrigens auch Ford und Mercedes an, im Vito allerdings nur in Kombination mit 1550 Euro teuren LED-Scheinwerfern. Bei den nicht-deutschen Herstellern fällt das Angebot an Sicherheitssystemen dagegen deutlich bescheidener aus. Selbst bei dem erst im letzten Jahr grundlegend erneuerten Transporter-Duo Renault Trafic/Opel Vivaro beschränkt sich das Thema Assistenz bisher auf längst bekannte Systeme wie Licht- und Regensensor oder eine Rückfahrkamera (siehe Tabelle Seite 33). ESP und Hillholder bei allen an Bord Lobenswert dagegen: Der Schleuderschutz ESP (Elektronisches Stabilitäts Programm) ist bei allen Transportern der Dreitonnen-Klasse mittlerweile selbstverständlich. Gleiches gilt für den Bremsassistenten. Der erkennt anhand der Geschwindigkeit, in der der Wechsel vom Gas- auf Bremspedal erfolgt und mit welcher Wucht das Bremspedal getreten wird, ob eine akute Gefahrenbremsung vorliegt. Ist das der Fall, erhöht der Assistent über den Bremskraftverstärker den Bremsdruck bis hin zur Blockiergrenze der Reifen. Den Bremsdruck an Steigungen länger aufrecht hält dagegen der Hillholder, der so verhindert, dass der Van beim Anfahren zurückrollt. Auch diesen Helfer haben alle Fabrikate an Bord. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Assistenzsysteme www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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