Bremens Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) setzt auf eine gemeinsame Hafenpolitik in Deutschland. Die Konkurrenz für Hamburg oder Bremen sei nicht der neue Jade-Weser-Port, sondern Rotterdam.
Endet jetzt das Konkurrenzdenken der deutschen Containerhäfen?
Martin Günthner: Wenn wir gewinnen wollen, müssen wir am Ende dahinkommen. Das Unternehmen Eurogate sitzt in Hamburg, Bremerhaven und künftig im JadeWeserPort. Wenn man sich anschaut, dass die Hamburger Hafen und Logistik AG mit einem Bremer Speditionsunternehmen kooperiert, dass Eurogate und HHLA beim Hinterlandverkehr zusammenarbeiten, zeigt sich doch, wie eng die Zusammenarbeit schon ist. Vieles von dem, was kritisch in der Öffentlichkeit diskutiert wird, sind aufgeblasene politische Debatten, die in der Wirtschaft keine Relevanz haben. Deswegen bin ich überzeugt, dass wir auch politisch noch enger zusammenrücken müssen.
Wie zeigt sich das konkret?
An gemeinsamen Auftritten der Hafenstandorte unter dem Dach German Ports. Auf der Landkarte liegen nur ein paar Millimeter zwischen Wilhelmshaven, Bremerhaven und Hamburg. Da kann man in China, Singapur oder Südkorea niemandem klar machen, worin der Unterschied besteht. Wir müssen die Ladung auf Deutschland ziehen, davon werden am Ende alle profitieren. Wir profitieren in Bremerhaven, wenn Kaufleute aus Bremen in Hamburg gute Geschäfte machen und umgekehrt genauso.
Warum braucht Bremen den Jade-Weser-Port?
Wir sind ein starker Hafenstandort insgesamt in der Deutschen Bucht, wir brauchen diesen Ausbau, sonst können wir in absehbarer Zeit die Ladung nicht mehr aufnehmen. Wir sind in Bremerhaven mit 5,9 Millionen TEU (Standardcontainer) auf Rekordwert. Der Wettbewerb findet nicht zwischen Bremerhaven und Wilhelmshaven oder zwischen Bremerhaven und Hamburg statt. Der Hauptwettbewerber ist Rotterdam. Es ist, wie beim Hafenbau immer, ein Jahrhundertvorhaben, auf das sich Bremen und Niedersachsen gemeinsam eingelassen haben und das nach meiner Überzeugung in der Perspektive auch eine Erfolgsgeschichte werden wird.
Gefährden offensichtliche Baumängel den Starttermin am 5. August?
Ich hoffe das nicht. Es gilt das Wort der Geschäftsführung, dass dieser Termin steht und nicht gefährdet ist. Aber natürlich machen die Meldungen von der Baustelle uns Sorgen. Was wir jetzt brauchen ist Geschwindigkeit und Qualität in der Bauausführung und Transparenz nach außen. Ich erwarte, dass alle Beteiligten alles Mögliche unternehmen, um rechtzeitig zu liefern.
Wie sehen Sie die Debatte um die Hafengebühren im Jade-Weser-Port?
Es ist der richtige Weg, Anreize zu schaffen, um den neuen Hafen für die Reeder attraktiv zu machen. Gleichzeitig muss sich die Gesellschaft, die den Hafen trägt, ordentlich finanzieren können. Ich denke, die jetzt gefundene Lösung ist für den Start die richtige. Im übrigen wird nirgendwo mit Hafengebühren so offen umgegangen wie in Deutschland. Ich würde mir diese Transparenz auch von unseren Konkurrenzhäfen wünschen, weil man dann eine bessere Vergleichbarkeit hätte.
Wo liegt die Kapazitätsgrenze in Bremerhaven?
Wird sind immer davon ausgegangen, dass Bremerhaven eine Kapazitätsperspektive von acht Millionen TEU hat. Bei fast sechs Millionen TEU sind wir nicht mehr so weit davon entfernt. Das ist ja auch einer der Gründe gewesen, den Schritt zum JadeWeserPort zu machen. Denn über den Containerterminal 4 hinaus können wir nicht mehr weiter wachsen. Dann kommt das Welterbe Wattenmeer. Und bei dem Potenzial, dass wir beim Wachstum des Containerverkehrs insgesamt sehen, braucht der Norden Deutschlands zusätzliche Kapazitäten. (dpa)