Grüne Wege im Güterverkehr

"Wir bauen derzeit ein CO2-Monitoring auf" Klimaschutz ist Alnatura wichtig. Dafür wäre der Bio-Händler bereit, Transportpartnern fallweise grüne Aufschläge zu zahlen, sagt Simon Schmitt, Abteilungsverantwortlicher für operative Logistik. Alnatura vertreibt ökologisch produzierte Lebensmittel und Textilien im Einzelhandel und in Drogerien. Wir befördern Bio-Lebensmittel im Tiefkühl-, Frische- und Trocken-Sortiment sowie Bio-Drogerieprodukte. Dafür arbeiten wir europaweit mit 25 Transport- und Speditionsfirmen zusammen. Um im Transport und in der Logistik grüner und effizienter zu werden, streben wir optimale Lkw-Auslastung an, nutzen Rundläufer-Konzepte zur Senkung von Leerkilometern und setzen im europäischen Fernverkehr auf die Schiene. Neben dem Einsatz von Mehrwegtransportboxen im Drogeriesortiment arbeiten wir stetig an der Reduzierung unseres Folienverbrauchs und der Optimierung unserer Transportverpackungen. Im Lager- und Verwaltungsbereich setzen wir auf 100 Prozent Ökostrom sowie nachhaltige Gebäudetechnik. Aufgrund der Komplexität der Supply Chain ist es aktuell schwierig, eine konkrete Zahl zu nennen, um wie viel Prozent wir unsere CO2-Emissionen bis 2025 senken wollen. Um die Ausgangssituation besser zu erfassen und als Basis für weitere Schritte bauen wir derzeit ein CO2-Monitoring auf. Zudem arbeiten wir daran, Potenziale für weniger CO2 noch besser auszuschöpfen. Dazu sollten wir mit unseren Transportpartnern den Kombinierten Verkehr, reine Bahn-Transporte und alternative Antriebe vorantreiben. Stand heute können wir aber keine Empfehlung geben, in welche alternativen Antriebe diese bis 2025 investieren sollten, da diese Entscheidung von vielen Faktoren abhängt, etwa von der Infrastruktur der Region, aber auch der Drittverwertbarkeit. Derzeit eignen sich E-Lkw eher für Verteilerverkehre, Wasserstoffantriebe zahlen sich auf längeren Strecken aus. Wir werden von unseren Transport- und Speditionspartnern keine CO2-Bilanzen einfordern. Alnatura setzt stark auf Eigenverantwortung - auch bei seinen Partnern. Wir pflegen einen offenen Austausch. Zudem ist bei der Auswahl unserer Partner die Nachhaltigkeit bereits wesentliche Voraussetzung. Wir sind gerne bereit, einen grünen Aufschlag zu zahlen, sofern die Anstrengungen unserer Partner in puncto CO2-Reduktion über unseren Standard hinausgehen. eh Simon Schmitt, Abteilungs- verantwortlicher Supply Chain Operations bei Alnatura in Lorsch "CO2-Reduktion ist die Aufgabe aller" Um CO2-wirksam zu reduzieren, müssen alle an einem Strang ziehen - die Verlader, Kunden und Transportpartner, sagt Stefan Bender, Director Logistics Central bei Lorenz Snack-World. Lorenz ist ein unabhängiges Familienunternehmen, das zu den führenden Anbietern im europäischen Snack-Markt gehört. Pro Jahr bewegen wir eine siebenstellige Zahl von Paletten zu unseren Kunden und arbeiten dafür mit 20 Transportunternehmen zusammen. Die Reduktion unserer CO2-Emissionen ist seit vielen Jahren wichtiger Bestandteil unserer Nachhaltigkeitsarbeit. Der Güterverkehr ist da ein wichtiger Baustein. Zudem setzen wir uns für bessere Arbeitsbedingungen der Fahrer ein und sind daher Partner der FairTruck-Initiative. Da es uns gelang, die Emissionen im Güterverkehr binnen fünf Jahren um 24 Prozent zu senken, erhielten wir in 2020 als erstes Snack-Unternehmen den "Lean and Green 1st Star" für Klimaschutz von GS1 Germany. Aktuell arbeiten wir daran, unsere Emissionen um weitere zehn Prozent zu senken, um in 2022 den "2nd Star" zu erhalten. Um CO2 zu reduzieren, müssen wir alle an einem Strang ziehen. Logistik findet nicht nur auf der Straße statt. Das ist also nicht nur Aufgabe unserer Transportpartner. Da sind auch wir als Verlader gefragt, ebenso unsere Kunden. Wir müssen gemeinsam proaktiv Ideen entwickeln, Piloten initiieren und die übergreifenden Prozesse so optimieren, dass sie für uns alle nachhaltige Verbesserungen bringen. In welchen alternativen Antrieb unsere Transportpartner bis 2025 investieren sollten, lässt sich heute nicht pauschal beantworten. LNG-Lkw, Wasserstoff-Antrieb, E-Truck - das Rennen um den Antrieb der Zukunft ist noch offen. Zudem wird es für unterschiedliche Transportsegmente unterschiedliche Antriebsarten geben. Fest steht aber schon: Der Ausweis von CO2- Bilanzen wird für uns ein grundsätzlicher Bestandteil der Zusammenarbeit mit Transport- und Speditionsbetrieben sein. Und dieser muss standardisiert entlang der jeweiligen Richtlinien erfolgen. Zum "grünen" Aufschlag nur so viel: Ökologie und Ökonomie lassen sich in Einklang bringen, das zeigen unsere Erfahrungen. Es braucht gute Ideen und Konzepte und keinen pauschalen Aufschlag. eh Stefan Bender, Head of Logistics, Lorenz Snack- World, Neu-Isenburg "Strategie ist die nachhaltige CO2-Reduktion" Um CO2 zu senken, will er die Zusammenarbeit mit DB Cargo forcieren und beim Transport mit anderen Verladern kooperieren: Steffen Riedel, Logistik-Leiter von Eckes-Granini Deutschland. Eckes-Granini Deutschland produziert und befördert Fruchtsaft und fruchtsafthaltige Getränke. Das Transportvolumen beläuft sich auf jährlich rund 30.000 Transportsendungen. 17 Prozent dieses Aufkommens befördert Eckes-Granini mit Eigenfuhrpark. Dieser besteht aus derzeit zehn Lkw (Scania und Iveco LNG). Der Eigenfuhrpark ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Transportstrategie. Zudem arbeitet die Firma für die nationalen Transporte mit 25 mittelständischen Speditionen, zu Saisonzeiten mit bis zu 40 Speditionen. Ein Schwerpunkt in der Logistikstrategie ist die nachhaltige Reduktion der CO2 -Emissionen. Eckes-Granini ist Gründungsmitglied der Nachhaltigkeitsinitiative Lean & Green, deren Ziel die Reduktion von CO2-Emissionen ist. Dank Umsetzung verschiedener Reduktionsmaßnahmen gelang es Eckes-Granini Deutschland so, in den letzten Jahren insgesamt rund 36 Prozent seiner logistikbezogenen CO2-Emissionen einzusparen. Maßnahmen waren unter anderem die Umstellung auf Zentrallagerbelieferung, Green-Carrier-Audits der FUMO Solutions bei den Speditionspartnern und die Transportkooperation mit dem Kunden Kaufland. 2019 wurde begonnen, Transportvolumen auf die Deutsche Bahn zu verlagern. Da die Abwicklung der internen Transporte reibungslos funktioniert hat, startete Eckes-Granini in 2021 mit der Belieferung von nationalen Kunden und hofft, dieses Volumen auf weiteren Relationen steigern zu können. Das Ziel ist es, bis 2025 in der Logistik weitere 13 Prozent an CO2 einzusparen, bis 2030 liegt das Ziel bei 48 Prozent. Dafür ist vorgesehen, weitere Verkehrsströme auf die Bahn zu verlagern und im Bereich Güterkraftverkehr in neue Antriebstechniken zu investieren. Auch Transportkooperationen mit Kunden, aber auch anderen Verladern, müssen weiter forciert werden. Die Möglichkeit der Transportkooperationen muss auch durch die Speditionspartner ausgebaut werden. Der Leerkilometeranteil muss deutlicher reduziert werden. Unverzichtbar wird auch sein, gemeinsam mit den Partnern auf neue Antriebstechniken zu setzen, was ein Großteil der langjährigen Partner schon tut. Bis zur Verfügbarkeit von Wasserstoffantrieben ist aus Sicht von Eckes-Granini der LNG- Antrieb die Brückentechnologie. eh Steffen Riedel, Leiter Logistik, Eckes- Granini Deutschland, Nieder-Olm "Unser Ziel ist die klimapositive Supply Chain" Ab 2025 will HIPP über die gesamte Wertschöpfungskette vom Acker bis zum Zentrallager des Handels klimapositiv sein, sagt Peter Gebhard, Bereichsleiter Logistik des Unternehmens. HIPP ist ein Hersteller von Babynahrung mit Sitz in Pfaffenhofen an der Ilm. HIPP wurde in den letzten Jahren mehrfach zum nachhaltigsten Unternehmen Deutschlands ausgezeichnet. Dafür setzt HIPP an sehr vielen Hebeln an. Hier nur ein Bruchteil der Maßnahmen: Alle HIPP-Standorte innerhalb der EU produzieren schon klimaneutral. Am Standort Pfaffenhofen zum Beispiel konnten wir in den letzten 25 Jahren den Ausstoß klimaschädlicher Gase pro Produkttonne unter anderem dank dem Einsatz erneuerbarer Energien um 85 Prozent senken. Bis 2025 planen wir, den letzten Jahren mehrfach zum nachhal tigsten Unternehmen Deutschlands ausge zeichnet. Dafür setzt HIPP an sehr vielen Hebeln an. Hier nur ein Bruchteil der Maßnahmen: Alle HIPP-Standorte innerhalb der EU produzieren schon klimaneutral. Am Standort Pfaffen hofen zum Beispiel konnten wir in den letzten 25 Jahren den Ausstoß klimaschädlicher Gase pro Pro dukttonne unter anderem dank dem Einsatz erneu erbarer Energien um 85 Prozent senken. Bis 2025 planen wir, die Emissionen der Standorte um weitere 20 Prozent zu senken. Zudem wollen wir ab 2025 über die gesamte Supply Chain vom Acker bis zum Zentrallager des Handels klimapositiv sein. Wir nehmen am Programm Lean & Green von GS1 teil und werden bis 2025 mindestens weitere 20 Prozent CO2 in Lager und Transport einsparen. Alle unsere Lager werden bereits mit Ökostrom betrieben, dies gilt genauso bei unseren wichtigsten Dienstleistern. HIPP befördert weit über eine halbe Million Paletten jährlich. Zum größten Teil arbeiten wir in Deutschland mit langjährigen Transport- und Speditionspartnern und im Ausland mit einer Vielzahl von Transporteuren. Bislang fordern wir von unseren Logistikpartnern keine CO2-Bilanzen, da die allgemeine Datenbasis noch sehr unübersichtlich und uneinheitlich ist. Sobald es einen Standard gibt, mit dem die CO2-Bilanzen transparent gemessen werden, kann das durchaus eine Option sein. Unser Ziel ist es ja, die Transparenz und Genauigkeit der Emissionsdaten in unseren Logistikketten weiter zu erhöhen. Damit unsere Partner bislang ungenutzte CO2-Einsparpotenziale ausschöpfen, fordern wir sie auf, Euro 6-Lkw einzusetzen, Kooperationen mit Kunden und anderen Dienstleistern einzugehen, um dank voller Lkw die Zahl der Leerkilometer zu senken sowie verstärkt intermodale Verkehre zu nutzen. Für längere Strecken ist der Einsatz von gasbetriebenen Lkw sinnvoll. E-Lkw können heute nur für die Kurzstrecke oder für Nahverkehrsverteilung genutzt werden, für den Hauptlauf ist deren Reichweite wohl auch bis 2025 zu gering. Eine nachhaltige Logistik mit entsprechenden Anstrengungen setzen wir bei unseren Logistikpartnern voraus, grüne Aufschläge werden wir also nicht bezahlen. eh Peter Gebhard, Bereichsleiter Logistik von HIPP, Pfaffenhofen an der Ilm "Wir fordern CO2-Bilanzen für Transporte" Um grüner und effizienter in der Logistik zu werden, setzt MEWA Textil-Service auf alternative Antriebe und neuartige Distributionskonzepte, sagt Kay Simon, MEWA-Leiter Mobilitätskonzepte. MEWA Textil-Service ist in Deutschland und 14 Ländern Europas tätig. Unsere Kunden beliefern wir mit fest angestellten Servicefahrern und 690 eigenen Lkw fast ausschließlich im Werkverkehr. Für die Versorgungsshuttles zwischen den MEWA-Standorten setzen wir zudem Transport- und Speditionsbetriebe ein. Nachhaltigkeit steht bei MEWA ganz oben auf der Agenda. Ressourcenschonendes Handeln ist seit jeher fester Bestandteil unseres Geschäftsmodells. Unseren CO2-Ausstoß unternehmensweit zu senken, ist eines unserer erklärten Ziele. Wir tun dafür schon viel, etwa effiziente Tourenplanung dank moderner TMS- und Telematik-Systeme. Wir setzen auch Pilotprojekte mit E- und CNG-Fahrzeugen um. Mit solchen Maßnahmen in unserer Distribution, Logistik und Produktion konnten wir unseren CO2-Ausstoß seit 2011 um 20 Prozent senken. Unser nächster Schritt zu grüner und effizienter Logistik ist die Kombination von alternativen Antrieben mit neuartigen Distributionskonzepten. Nur so können wir vollelektrische Fahrzeuge (Stichwort limitierte Reichweite) jetzt schon praxisgerecht einsetzen. Wir implementieren dazu gerade City-Logistik-Hubs in unsere Lieferprozesse. Pilotstart war an unserem Standort in Berlin in 2021. Deutlich herausfordernder ist es aktuell, im Schwer-Lkw-Bereich alternative Antriebe einzusetzen. Den Förderantrag für batterie- und wasserstoffelektrische Lkws inklusive der Ladeinfrastruktur haben wir beim BMVI für unseren ersten Standort in Deutschland schon eingereicht. Für 2022 planen wir, dass ein Großteil der deutschen Standorte folgen wird. In der Schweiz setzen wir seit 2021 unseren ersten Wasserstoff-Lkw von Hyundai täglich ein. Der 19-Tonner kann wie jeder herkömmliche Diesel-Lkw eingesetzt werden. Auch unsere Dienstleister in den Shuttle-Verkehren müssen ihren Beitrag zu weniger CO2-Ausstoß leisten. So werden wir in 2022 erstmals CO2-Bilanzen für Transporte einfordern. Unser Fokus liegt hier auf Transporten, die wir selbst beauftragen, und der CO2-Emission, die dadurch verursacht wird. Wichtig ist auch, dass die Transportpartner moderne Fuhrparks haben. Wir kümmern uns um die effiziente Auslastung der Shuttles. Ein Shuttletransport umfasst bei uns im Schnitt 600 Kilometer im Rundlauf. Vollelektrisch ist dies derzeit nicht darstellbar. eh Kay Simon, Leitung Mobilitätskonzepte von MEWA Textil-Service in Wiesbaden

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