Bonn. Nachhaltigkeit ist vielen Unternehmen wichtig, wie eine nachhaltige Logistik genau aussehen und vor allem bepreist werden soll, ist jedoch weitgehend unklar. So lautet eine der Kernthesen der Studie Green Logistics der Strategie- und Marketingberatung Simon-Kucher & Partners. Für die B2B-Umfrage wurden im August 2021 100 Unternehmen in Europa, die Logistikdienstleister nutzen, online befragt. Demnach halten 55 Prozent aller Befragten das Thema Nachhaltigkeit zwar für sehr wichtig. Bei einem Großteil liegt der Fokus dabei aber eher auf den eigenen verursachten Emissionen. Bei der Auswahl von Logistikdienstleistern sehen dagegen nur noch 31 Prozent der Unternehmen (Mitteleuropa: 34 Prozent, Südeuropa: 36 Prozent, Westeuropa: 25 Prozent) das Thema als sehr wichtig an.
Wer Nachhaltigkeit am Ende bezahlen soll, ist weitgehend unklar
Eine Ursache dafür könnte der Mangel an konkreten Angeboten seitens der Logistikbranche sein, folgern die Studienautoren. „Auch wenn sich nahezu alle großen Logistikunternehmen weltweit konkrete Emissionsziele entsprechend des Pariser Klimaabkommens gesetzt haben, beobachten wir kaum konkrete monetäre Verpflichtungen in der Branche, die mit diesen Zielsetzungen einhergehen. Wer es am Ende bezahlen soll, ist weitgehend unklar“, sagt Kornelia Reifenberg, Partnerin im Bereich Logistik bei Simon-Kucher.
Aktuell reichten direkte Maßnahmen zur Emissionsvermeidung in der Logistik nicht aus, um CO2-Neutralität zu erreichen, daher seien Kompensationslösungen für Emissionen noch an der Tagesordnung. Die Studie zeigt, dass die Befragten bei der Maßnahmenergreifung bisher noch keine klare Präferenz haben: 28 Prozent bewerten die Vermeidung von Emissionen zwar als wichtigste Maßnahme, jedoch sind Kompensationsmaßnahmen (20 Prozent) oder sogar nur Zertifikat-Handel (20 Prozent) nahezu gleichauf bei der Bewertung.
Kunden wollen einheitliche Produkte
40 Prozent der Kunden wünschen sich der Studie zufolge vor allem einfache Lösungen, wie beispielsweise ein einheitliches grünes Standardprodukt für alle Kunden. Eine Auswahlmöglichkeit, zum Beispiel durch freiwillige CO2-Zuschläge oder Produktvarianten mit unterschiedlichem CO2-Fußabdruck, werde eher abgelehnt.
Die Studienergebnisse zeigen aber vor allem, dass sowohl bei der Zielsetzung als auch beim proaktiven Verkauf nachhaltiger Logistiklösungen Nachholbedarf besteht. „Die Kosten für mehr Nachhaltigkeit müssen aufgrund der insgesamt geringen Margen in der Logistikbranche auch an die Kunden und/oder Endkunden weitergegeben werden“, konstatiert Reifenberg. Die entscheidende Frage sei, ob Kunden bereit sind künftig höhere Preise für grünere Logistik zu bezahlen – ansonsten seien die Regierungen gefordert, ihre Regulierungen zu verschärfen. „'Einpreisen' wird jedenfalls in der Logistik kaum möglich sein“, so Reifenberg. (mh)