Großer Bahnhof für ein Terminal

Wenn auf eine Region etwas mehr als ein Prozent des Schienengüterverkehrs in Deutschland entfällt: Ist das viel? Kommt auf die Region an. 1,4 Prozent des Aufkommens im Schienengüterverkehr wird von der Region Burghausen aus transportiert. Nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden von DB Schenker Rail, Alexander Hedderich, eine durchaus beachtliche Menge. Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass Burghausen nicht gerade der Nabel der (Transport-)Welt ist. Wer von München nach Burghausen will, der muss sich mehrere Kilometer über eine zumindest im Berufsverkehr völlig überlastete Bundesstraße quälen. Nicht viel besser sieht es mit der Zuganbindung aus. Zum großen Teil nur eingleisig und zudem nicht elektrifiziert ist die Strecke zwischen Burghausen und München. Alles andere als optimale Bedingungen. Wacker Chemie ist Hauptkunde Das soll sich jetzt ändern: Im Januar wurde als erster Schritt das Terminal für den Kombinierten Verkehr (KV) in Burghausen offiziell in Betrieb genommen mit einem großen Bahnhof: Nicht nur der CSU-Verkehrsminister Alexander Dobrindt war zur Eröffnung gekommen. Mit Karl Friedrich Rausch, Vorstand Transport und Logistik bei der Deutschen Bahn, dem Chef der Schienengüterverkehrssparte der DB, Hedderich, sowie dem Vorstand des Chemiekonzerns Wacker Chemie, Tobias Ohler, setzten die involvierten Akteure ein Zeichen, welche Bedeutung das Terminal hat. Wacker Chemie ist einer der ganz wichtigen Akteure. Das KV-Terminal Burghausen (KTB) steht zwar allen zur Nutzung offen, aber Wacker ist der Kunde, der die meisten Mengen bringt. "Wir haben 2014 19.000 TEU (20-Fuß-Container) im Ausgang und 3200 TEU im Eingang verschickt", sagt Thomas Bronnert, Leiter Logistik bei Wacker Chemie. Im Oktober 2014 fand bei Wacker die Umstellung des Umschlages statt: vom eigenen KV-Terminal auf dem Betriebsgelände zum KTB. Wacker-Chemie-Chef Ohler lobte vor allem das gute Zusammenspiel von Kommune, Bund und der Deutschen Bahn beim Bau der 30 Millionen Euro teuren Anlage und die schnelle Realisierung. Aber er mahnte die Beteiligten zu einer Fortsetzung der Politik und dass der Bau des Terminals alleine kein Selbstläufer sei. "Wir stehen weltweit im Wettbewerb und müssen die Kostennachteile im Vergleich zu anderen Standorten durch andere Faktoren ausgleichen, dazu gehört auch eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur", sagte Ohler. Vor allem zwei Missstände führt der Manager an: zum einen die fehlende Elektrifizierung zwischen München und Burghausen. Zum anderen den zweigleisigen Ausbau auf dieser Strecke, wobei Teile der Strecke bereits zweigleisig befahrbar sind oder deren Ausbau bereits beschlossen ist. Doch zwischen Markt-Schwaben und Ampfing (46 Kilometer) und Tüßling und Burghausen (etwa 15 Kilometer) müssen sich Güterund Personenzüge ein Gleis teilen. "An einem schnellen Ausbau und der Elektrifizierung der Strecke München - Burghausen führt kein Weg vorbei", machte Ohler deutlich, dass der Bau des Terminals nur der erste Schritt sein kann. Dobrindt ist sich der Bedeutung des Terminals für die Region bewusst. "Wir wollen, dass die Anbindung des Chemiedreiecks an die großen Seehäfen gegeben ist", sagte der Minister vor den 150 Gästen. "Die ABS 38 ist eine Streckenmaßnahme von nationaler Bedeutung, deren Planungen mit einem Höchstmaß an Beschleunigung vorangetrieben wird", so der Minister. Als ABS 38 wird die Ausbaustrecke (ABS) München - Mühldorf - Freilassing bezeichnet. Dobrindt versprach: "Am Schluss wird es bei der Elektrifizierung nicht am Geld scheitern. Dafür werden Bund und Bahn sorgen." Wann jedoch die Industrie, die Speditionen und die Bahnen mit der Fertigstellung des Projektes ABS 38 rechnen können, da wollte sich Dobrindt gegenüber der VerkehrsRundschau nicht festlegen. "Es gibt es noch zu viele Unsicherheiten und man muss man die Planfeststellungsverfahren abwarten", sagte der Minister. Anbindung kostet 1,4 Milliarden Euro Immerhin, Zahlen gibt es zu den Kosten für die ABS 38. Und da scheint die gewünschte Anbindung noch keinesfalls in trockenen Tüchern zu sein. Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums beträgt der Gesamtausbau der ABS 38 mit durchgehender Zweigleisigkeit und Elektrifizierung 2,836 Milliarden Euro. Zu viel, da die verkehrlichen Effekte zu gering sind, um auf ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis zu kommen. "Der geplante Ausbau wird daher durch Verzicht auf einzelne Komponenten optimiert", teilte das Ministerium auf Anfrage mit. Die geschätzten Gesamtkosten des optimierten Bedarfsplanvorhabens liegen danach bei 1,4 Milliarden Euro. Verzichtet wird bei dem Bedarfsplanvorhaben unter anderem auf einen zweigleisigen Ausbau der Stichstrecke Tüßling - Burghausen. Unabhängig davon soll das KTB weiter ausgebaut werden (siehe Kasten oben), da neue Zugverbindungen geplant sind. Wie stark die suboptimalen Anbindungen das Vorhaben beeinträchtigen, den Anteil des Schienengüterverkehrs noch weiter in die Höhe zu treiben, bleibt abzuwarten. Erweiterung des KV-Terminals in Burghausen Spedition Schmidt will vom neuen Terminal profitieren Auf 48.000 Umschläge pro Jahr ist das Terminal in Burghausen ausgelegt. Derzeit wird die Anlage von sechs Zügen pro Woche von und nach Bremerhaven und Hamburg angefahren."Wir planen, noch in diesem Jahr mit der Installation eines zweiten Portalkrans zu beginnen", sagte Alexander Hedderich, Vorstand DB Schenker Rail, gegenüber der VerkehrsRundschau. Dies sei alleine schon deshalb notwendig, sollte der Kran mal ausfallen. Mit der zweiten Ausbaustufe wären dann 70.000 Umschläge möglich. Geplant sind aber auch neue Verbindungen. "Wir wollen noch 2015 Rotterdam und Antwerpen anbinden", sagte Hedderich. Die Gesellschafter der Kombi-Terminal Burghausen GmbH sind DB Schenker BTT, die DB-Netz-Tochter Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene-Straße und die Karl Schmidt Spedition, Heilbronn. Für die Spedition war die Beteiligung an einem öffentlichen Terminal "eine Premiere", wie Geschäftsführer Horst Schmidt der VerkehrsRundschau mitteilte. Er sieht darin eine Chance, näher an den Kunden zu rücken. Schon bislang war die Spedition für Wacker Chemie als Dienstleister tätig. Jetzt ist das Unternehmen für die Zustellung der Einheiten zwischen Terminal und Werk zuständig. "Dazu haben wir in 50 neue Chassis investiert und 20 Fahrer angestellt", sagt Schmidt, wobei er Wert darauf legt, dass Wacker nicht der einzige Kunde ist. Schmidt will im Kombinierten Verkehr generell weiter wachsen. Innerhalb von zehn Jahren ist die Zahl der eigenen KV-Container von 0 auf 6000 angestiegen. Ein Ende des Wachstums ist laut Schmidt nicht in Sicht.cd

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