Amsterdam. Die größte niederländische Gewerkschaft FNV wirft Mercedes und dem Dienstleister Hödlmayr vor, osteuropäische Lkw-Fahrer mit Niedriglöhnen auszubeuten. Mercedes hat laut der niederländischen Fachzeitschrift Logistiek in einer schriftlichen Reaktion der Gewerkschaft mitgeteilt, dass der Konzern den Vorwürfen nachgehen werde. Man dulde keinen Missbrauch von Sozialvorschriften der Branche, auch nicht bei Partnern, mit denen man zusammenarbeite, zitiert Logistiek aus dem Schreiben.
Auch Hödlmayr habe schon reagiert. Die Österreicher geben laut Logistiek an, den Fahrern „deutlich mehr“ als den rumänischen Mindestlohn zu bezahlen. Dass der gefahrene Kilometer bezahlt und für eine Schadensrücklage Lohn einbehalten werde, streitet Hödlmayr ab.
Der genaue Vorwurf der Gewerkschaft: Die Fahrer, die fabrikneue Pkw-Modelle von Mercedes auf Autotransportern des österreichischen Logistik-Unternehmens Hödlmayr ausliefern, würden ein Grundgehalt von 200 Euro pro Monat erhalten. Das sei lediglich ein Zehntel von dem, was ein niederländischer Fahrer bekommen würde, beklagt FNV. Dazu kämen noch 17 Cent pro gefahrenen Kilometer. 100 Euro des Gehalts würden allerdings einbehalten, um eine Rücklage zu bilden für das Bezahlen von Schäden, die der Fahrer verursachen könnte. Die osteuropäischen Fahrern seien bei der rumänischen Filiale von Hödlmayr unter Vertrag, würden aber in westeuropäischen Ländern fahren. Arbeitstage von 15-Stunden und Verträge mit einer Laufzeit von nur vier Wochen seien die Regel.
Gespräche mit Lkw-Fahrern
FNV bezieht seine Informationen nach eigenen Angaben aus Gesprächen, die Gewerkschaftsmitglieder mit den betroffenen Lkw-Fahrern geführt haben. Die Fahrer berichten, dass sie während der Fahrten komplett in ihren Fahrerkabinen leben, um das Geld für Übernachtungen zu sparen. Laut Gewerkschaft fühlen sich die Fahrer diskriminiert und ausgebeutet.
„Mit der Duldung solcher Zustände sorgt Mercedes für gleich mehrere Opfer: Zum einen werden die osteuropäischen Fahrer schamlos ausgebeutet, zum anderen werden die Unternehmen, die ihren Fahrern faire Bedingungen anbieten, aus dem Markt gedrängt - einschließlich der Fahrer, die zu diesen fairen Bedingungen arbeiten“, kommentiert Edwin Atema von FNV in einer Mitteilung der Gewerkschaft. (kw)
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