Frankfurt/Main/München/Madrid. Die wegen der spanischen Finanzkrise geplante Privatisierung der Großstadtflughäfen in Madrid und Barcelona lockt auch deutsche Unternehmen. Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport und der Siemens-Konzern meldeten am Montag unabhängig voneinander offiziell ihr Interesse am Betrieb der beiden Flughäfen an.
Fraport bewirbt sich in einem Konsortium mit dem spanischen Infrastrukturkonzern Acciona. Siemens will im Erfolgsfall gemeinsame Sache mit dem spanischen Baukonzern FCC und der in Singapur ansässigen Changi Airport Group machen. Spaniens Regierung fordert für die Konzessionen zum Betrieb der Flughäfen 5,3 Milliarden Euro plus jährliche Gebühren. Die Einnahmen sollen die Notwendigkeit mindern, sich teure Kredite an den Finanzmärkten zu beschaffen.
Man habe die entsprechenden Unterlagen gemeinsam mit dem spanischen Unternehmen Acciona eingereicht, sagte ein Fraport-Sprecher in Frankfurt. Am Montag endete die Frist für die sogenannte Prä-Qualifizierungsrunde. Dabei mussten Bewerber nachweisen, dass sie selbst oder einer ihrer Partner über Erfahrung beim Betrieb größerer Flughäfen verfügen. Ein finanzielles Angebot sei mit diesem Schritt noch nicht verbunden gewesen, sagte der Fraport-Sprecher.
Die im MDax notierte Fraport betreibt weltweit 13 Flughäfen und ist an weiteren Übernahme- oder Betriebsverträgen interessiert. Der Infrastruktur-Konzern Acciona ist bereits als Dienstleister auf den Flughäfen Madrid und Frankfurt aktiv und hatte 2007 mit Unterstützung der spanischen Regierung die Übernahme des Energiekonzerns Endesa durch die deutsche Eon torpediert.
Für die Zusammenarbeit mit einem lokalen Unternehmen entschieden sich auch Siemens und die Changi Airport Group. FCC, hinter dem mit Esther Koplowitz eine der reichsten Frauen Spaniens steht, erweiterte sein traditionelles Baugeschäft in den vergangenen Jahren um Müllentsorgung, Flughafenhandling und den Betrieb privater Autobahnen. Siemens tritt in dem Dreiergespann über die Sparte Siemens Project Ventures als Finanzpartner auf.
Knackpunkt bei den nun anstehenden Verhandlungen über die Konzessionsvergabe könnte allerdings noch der Preis sein. In der Vergangenheit hatten Interessenten bereits die hohen Forderungen der spanischen Regierung kritisiert und einen Nachlass verlangt. Andernfalls sei der Betrieb nicht rentabel, argumentierten sie. Spaniens Regierung verlangt neben dem Einmalpreis von 3,7 Milliarden für Madrid Barajas und 1,6 Milliarden Euro für Barcelona El Prat jährliche Gebühren von 20 Prozent der Flughafeneinnahmen.
Die Konzessionen werden für 20 Jahre vergeben und können um fünf Jahre verlängert werden. Madrid Barajas und Barcelona El Prat gehörten 2010 mit fast 50 Millionen beziehungsweise gut 29 Millionen Passagieren zu den größten Flughäfen weltweit. (dpa)