Fisel ist nicht

Fisel ist nicht von PappeUnternehmen im Porträt: Gespür für Kundenwünsche und lukrative Marktnischen sichert Fisel Recycling und Transporte aus Dillingen die Existenz.Als "langsames Hineintasten in die Verwertungsschiene" bezeichnet Reinhold Fisel den Werdegang seines Unternehmens beim Styropor- und Bauschuttrecycling. "Wer Abfälle nur einsammelt, umschlägt und vermarktet, erzielt längst nicht so hohe Margen wie in der Verwertung", so der Geschäftsführer der Fisel GmbH & Co. KG, Recycling und Transporte aus Dillingen. "Durch unsere eigenen Verwertungsanlagen sparen wir nicht nur Kosten, sondern können auch die Materialströme selbst steuern", erklärt Fisel. "Letztlich bieten wir keine Abfälle mehr an, sondern Recycling-Produkte, für die ganz andere Preise bezahlt werden." Als Beispiele nennt Fisel Bauschutt, der nach dem Schreddern und Verproben als Füllmaterial im Straßenbau dient oder Styroporgranulat, das die Kunststoffindustrie als wertvollen Rohstoff schätzt."Als Entsorgungsdienstleister kann man heute nur noch in Nischen zufrieden stellende Erträge erwirtschaften", betont Reinhold Fisel. Seine Strategie sei es daher, lukrative Nischen zu erkennen und schnell zu besetzen. Dazu kommt die Konzentration auf das Kerngeschäft Abfall und Entsorgung mit einer starken regionalen Verankerung: Fisel ist ausschließlich im Raum Dillingen und Donauries aktiv. Und dabei soll es künftig auch bleiben. Einsammeln und verwertenGegründet wurde das Unternehmen 1972 von seinem Vater Erwin Fisel, der damals die Müllabfuhr für die Stadt Dillingen übernahm. 1974 beschaffte er die ersten Containerfahrzeuge und begann mit dem Transport von Gewerbeabfällen auf die örtliche Deponie. 1977 gewann er die Ausschreibung für die Haus- und Sperrmüll-entsorgung des Großteils des Landkreises Dillingen. Als spätestens Anfang der 90er- Jahre die Abfälle stärker getrennt werden mussten und die Wege zu den Entsorgern weiter wurden, beantragte Fisel eine Transportlizenz nach Paragraf 19A, um Rückladungen aufnehmen zu können. Die Hausmüll- und Gewerbeabfallbeseitigung bildet auch heute noch ein festes Standbein des Entsorgungsunternehmens. Sogar bei der Ausschreibung des Dualen Systems Deutschland (DSD) für das Einsammeln der Verpackungsabfälle aus den privaten Haushalten konnte sich das Unternehmen in einem Gebiet durchsetzen. Eine eigene Werkstatt sorgt dafür, die Ausfallzeiten der über 40 ziehenden Einheiten des Fisel-Fuhrparks zu minimieren. Außerdem repariert das dreiköpfige Werkstattteam auch Container und ist berechtigt, die jährlich erforderliche UVV-Prüfung abzunehmen. Containerreparaturen und -prüfung sind ein kleines, aber feines Zubrot. 2004 übernahm Reinhold Fisel das väterliche Unternehmen. Noch im gleichen Jahr integrierte er die Niederlassung der damaligen RWE Entsorgung in Lauingen. Die Styroporverwertung startete er Ende 2006. Im Oktober 2007 übernahm Fisel die Anlage zur Aufbereitung von Bauschutt inklusive Abbruchbaggern, die der vorherige Besitzer aus Altersgründen verkaufte. Durch das Deponieverbot für Bauschutt, das ab Anfang nächsten Jahres greift, rechnet Fisel hier künftig mit stark steigender Auslastung. Profitabel arbeitet die Anlage aber bereits jetzt, wie der Entsorgungsunternehmer unterstreicht. Um die Abbruchbagger zu ihren Einsatzorten zu befördern, kaufte Fisel einen Tiefbettlader. Auf die Bewirtschaftung eines Altpapierlagers für einen großen Papierhersteller hat sich die 2003 gegründete Fisel Logistik GmbH & Co. KG spezialisiert. Das Altpapierlager in Königsbrunn ist mit 13.000 Quadratmetern Hallenfläche das größte Europas. Dort werden die angelieferten Altpapierballen nach Qualitäten sortiert und eingelagert. Entsprechend den wechselnden Anforderungen der Papierfabrik mischt Fisel Logistik das Altpapier in der gewünschten Qualität und liefert es an die Papierfabrik. Die Ideen für die Anlagen und Maschinen, die dafür erforderlich sind, stammen von Reinhold Fisel selbst.Vorteile durch KooperationDerzeit wächst der Geschäftsbereich der Gewerbeentsorgung am schnellsten. Die Wirtschaft brummt und das wirkt sich laut Fisel mit etwas Verzögerung auch auf den Entsorgungsbereich aus. Für gewerbliche Kunden übernimmt das Unternehmen mittlerweile sämtliche Abfallarten. Innerhalb von vier Jahren hat sich die Zahl der Fisel-Mitarbeiter von 43 auf 90 mehr als verdoppelt. Im vergangenen Jahr kletterte der Umsatz erstmals über zehn Millionen Euro. Durch die Kooperation im M.E.N. Mittelständisches EntsorgerNetz GmbH & Co. KG (siehe Kasten) kommt Fisel auch an bundesweit agierende Kunden. Noch tragen die durch das M.E.N. generierten Aufträge zwar nur fünf Prozent zum Umsatz bei, die Tendenz ist aber steigend. "Die Kooperation ist wichtig, um auch als Mittelständler bundesweite Entsorgungsaufträge an Land zu ziehen. Sonst müsste man das Feld ausschließlich den Konzernen überlassen", sagt Fisel.❙❚■ Eva Elisabeth Ernst, freie Journalistin

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