First Generation

Der E-Mobility-Day ist eine neue Erfahrung für Daimler. "Wir machen das zum ersten Mal", meint Andreas von Wallfeld, Leiter Marketing, Vertrieb & Services, Mercedes-Benz Trucks. "Damit bieten wir eine generelle Einführung ins Thema E-Actros und erläutern unsere Strategie in Bezug auf E-Mobility, Connectivity und alternative Antriebe." Ziel wäre, so von Wallfeld, vor allem Kundenerfahrungen und -bedürfnisse in künftige Entwicklungen einzubringen. Sichere E-Mobilität Der Feldtest der aktuell zehn E-Actros laufe gut, erläutert Dalibor Dudic, Projektleiter E-Actros. "Die Autos sind sicher." Um alle Beteiligten "mitzunehmen", habe Daimler umfangreiche Schulungen abgehalten. Das führte letztlich zu einem guten Gefühl und einer guten Performance. "Wir haben festgestellt, dass wir einem Diesel im Verteilerverkehr nahezu nicht nachstehen. Die Fahrzeuge sind aktuell im ganz normalen Einsatz - bis zum Dreischichtbetrieb", beschreibt Dudic den Feldtest. Die Fahrer würden mit den Lkw ganz normal, teilweise sogar "ziemlich hart" umgehen, so der Projektleiter. Falls Probleme auftauchen, gebe es pro Fahrzeug einen Betreuer, der nahezu 24 Stunden, sieben Tage die Woche zur Verfügung stehe. "Das Interesse am E-Actros ist extrem groß", ergänzt von Wallfeld. "Die Anfragen für die zehn Fahrzeuge waren um ein Vielfaches überbucht." Dabei würden die Kunden durchaus wissen, dass es für den Einsatz eines E-Actros einiger Anpassungen bedarf, denn beim Einsatz eines einzelnen E-Fahrzeugs in einer ansonsten dieselbetriebenen Flotte muss die Disposition aufpassen. Von Wallfeld ist sich aber sicher, "dass sich das ändern wird, wenn mal größere Teile von Flotten elektrisiert sind". Jan Wohlmuther, Leiter Customer Consulting E-Mobility bei Daimler, relativiert allerdings, dass so viel nicht neu wäre. "Wir haben uns im Vorfeld sehr intensiv damit beschäftigt, was der Kunde mit dem Fahrzeug tun möchte. Wir haben auch festgestellt, dass es dabei Einsätze gibt, die wir mit einem 4x2 oder 6x2 nicht bedienen können. Wenn aber der Einsatz passt, kann man die Autos äquivalent zum Diesel einsetzen", so Wohlmuther. Von Wallfeld ergänzt: "Die Erwartungshaltung muss stimmen. Es muss eine Tour sein, bei der 200 Kilometer nicht überschritten werden. Das sind keine Autos für den Long-Haul-Einsatz." Vieles ist möglich mit dem E-Actros Ein Kunde setzt den E-Actros sogar im Dreischichtbetrieb ein. "In dem Fall mit gut vorhersagbaren Routen zwischen zwei Standorten und einer Ladeinfrastruktur nahe an der Laderampe", erklärt Wohlmuther. Der Kunde fährt eine kurze Strecke, lädt nach und fährt wieder weiter. Geladen wird aktuell mit einer mobilen Ladeinfrastruktur von Daimler - mit einer 125-Ampere-Kraftstrom-Steckdose. "Damit kann man je nach Anwendungsfall mit 40 bis 80 Kilowatt laden", rechnet Wohlmuther vor. "Grundsätzlich könnte man auch mit eigener Ladeinfrastruktur und dann höheren Ladeleistungen arbeiten." Die Ladeinfrastruktur orientiert sich an gängigen Industriestandards, in dem Fall CCS- und DC-Ladestationen, wie vom Pkw bekannt. Wohlmuther meint aber auch, dass viele potenzielle Kunden überlegen mit eigener Ladeinfrastruktur zu arbeiten. Er betont aber, dass die Mehrkosten der E-Mobilität getragen werden müssen. "Alle Beteiligten müssen sich darüber im Klaren sein, dass die Technologie mit Mehrkosten verbunden ist", ergänzt Dalibor Dudic. Aktuell stehe das Thema TCO (Total Cost of Qwnership) noch nicht so sehr im Fokus. "Gehen wir aber in Phase zwei, den Serien-Flottenbetrieb, wird das Thema nur 'fliegen', wenn wir Unterstützung vom Staat bekommen!" Ob über eine Unterstützung im Bereich der Ladeinfrastruktur oder im Bereich der CO2-Besteuerung, will sich Dudic nicht festlegen. "Aber ohne Hilfen wird das Thema wirtschaftlich nicht abbildbar sein. Für den Kunden ist es egal, ob Diesel oder E-Lkw. Er hat eine TCO-Berechnung. Und wenn am Schluss nichts übrig bleibt, muss man es bleiben lassen." Zum Thema schwere E-Trucks, also Fahrzeuge bis 40 Tonnen Gesamtgewicht, meint der Projektleiter: "Wir sind gerade dabei, die nächste Generation von E-Trucks zu entwickeln, und das Thema 40-Tonner für diesen Anwendungsfall ist definitiv im Betrachtungsschwerpunkt." gg Weitere Interviews zu dem Thema im VR-Heftarchiv der Ausgabe 49/2019 >> Hier geht's direkt zum Interview mit Andreas von Wallfeld, Dr. Dalibor Dudic und Jan Wohlmuther >> Hier geht's direkt zum Interview mit Matthias Schadler In Kürze Mercedes-Benz Trucks hat aktuell zehn E-Actros als 4x2 und 6x2 in der Flotten- beziehungsweise Kundenerprobung. Aktuell laufen Gespräche sowohl über die bisherigen Erfahrungen wie auch mit weiteren potenziellen Kunden, die demnächst E-Fahrzeuge bekommen sollen. Zufriedenstellender Praxiseinsatz bei Pfenning logistics Pfenning logistics setzt den E-Actros im Shuttle-Verkehr von einem Außenlager ins Daimler-Werk ein. Dazu wurden vier Fahrer geschult, die "absolut happy" sind, wie Geschäftsführer Matthias Schadler sagt. Schadler ist sich auch sicher, dass der Einsatz des E-Actros Pfenning bei der Außenwirkung in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein hilft. Bis auf einen anfänglichen Defekt, mit dem aber nach Aussage Schadlers "sehr offen umgegangen wurde", gebe es keine Probleme. Das Auto läuft im Echteinsatz, fährt jeden Tag seine Touren und wird in der Dispo behandelt wie jeder normale Lkw. Pfenning untersucht verschiedene Konzepte und hat sich wegen der Mautbefreiung auch für einen LNG-Test entschieden. Das Thema Brennstoffzelle würde man ebenfalls intensiv beobachten. Grundsätzlich wünscht sich Schadler "eine Technologie, auf die wir uns fokussieren könnten". Von der Politik erwartet der Pfenning-Chef verlässliche Rahmenbedingungen, mit denen man ordentlich arbeiten kann. gg

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