FedEx kann TNT übernehmen

Am Dienstagabend vergangener Woche stand es fest: Der Fusion der Post-Konkurrenten FedEx und TNT Express stehen keine Hürden mehr im Weg. In einer gemeinsamen Presseinformation der beiden Unternehmen heißt es: Die EU-Kommission als oberste europäische Kartellbehörde habe den Unternehmen mitgeteilt, keine Einwände gegen die Übernahme der niederländischen TNT durch den US-Rivalen FedEx zu haben. Der Deal wird Spuren hinterlassen US-Integrator FedEx hatte für den niederländischen Expressdienstleister TNT Express im April rund 4,4 Milliarden Euro geboten. Brüssel hatte daraufhin Ende Juli mitgeteilt, den Deal genau zu untersuchen, da ansonsten nur die Deutsche-Post-Tochter DHL und das US-Unternehmen United Parcel Service (UPS) ähnlich umfassende Dienste in Europa anböten. Von bislang vier großen Paketzustellern blieben nach der Fusion nur noch drei übrig. Nun dürfte dem Ziel von FedEx, TNT im ersten Halbjahr 2016 zu schlucken, nichts mehr im Weg stehen. Die Wettbewerbshüter haben sich offiziell bislang selbst noch nicht geäußert. "Doch FedEx und TNT wurden informiert, dass kein Schreiben mit Einwänden verschickt werden wird", heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung der beiden Unternehmen. Die Entscheidung der EU-Kommission war im KEP-Markt mit Spannung erwartet worden. Denn vor zwei Jahren hatte Brüssel einen Übernahmeversuch von TNT Express durch den Wettbewerber UPS gestoppt. Der hatte mit 5,2 Milliarden Euro deutlich mehr geboten als FedEx. Was sich durch den Zusammenschluss für die beiden Unternehmen ändert, ist bislang reine Spekulation. Allerdings müssen im straßengeführten Expressgeschäft zwei schlagkräftige Netze zu einem zusammen geführt werden. Das wird seine Spuren hinterlassen - auch in Deutschland. Zumal FedEx hierzulande in den vergangenen Jahren die Zahl seiner Stationen deutlich aufgerüstet hat und auch TNT in Deutschland nach wie vor ein wichtiger Player ist. Schon der Sitz der künftigen Unternehmenszentrale dürfte für Diskussionen sorgen. So sitzt TNT Express in Troisdorf, während FedEx von Neu-Isenburg aus sein Deutschlandgeschäft steuert. Größere Veränderungen stehen Medienberichten zufolge in der Luftfracht an. Angeblich wolle sich TNT aus dem Lufttransport komplett zurückziehen, heißt es, und die Frachterflotte veräußern oder teilweise in die Flotte von FedEx integrieren. Für Lüttich, wo TNT Express derzeit sein zentrales Luftfracht-Hub hat, wäre das bitter. Denn die Aktivitäten könnten dann zum Beispiel nach Paris-Charles-de-Gaulle verlagert werden, wo FedEx seinen Europa-Hub betreibt. FedEx ist deutlich größer Wer in diesem Integrationsprozess das Sagen haben wird, scheint zumindest klar: so ist FedEx mit einem Jahresumsatz von über 45 Milliarden US-Dollar deutlich größer als TNT Express, das im vergangenen Jahr einen Umsatz von 6,7 Milliarden Euro erwirtschaftete. Und während FedEx im abgelaufenen Geschäftsjahr laut Handelsblatt 2,1 Milliarden Dollar (1,9 Milliarden Euro) verdiente, soll TNT mit einem Minus von 195 Millionen Euro das vierte Jahr in Folge rote Zahlen geschrieben haben. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "KEP" www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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