Die Umfrage verdeutlicht, wie sich die Situation in diesem Wirtschaftsbereich entwickelt und welche Lösungsstrategien angewendet werden. Demnach sei viel in die Bereiche Digitalisierung und Automatisierung investiert worden, doch die steigenden Skill-Anforderungen und fehlenden qualifizierten Arbeitskräfte stellen die Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen: Noch immer beklagen 70 Prozent der teilnehmenden Unternehmen Fachkräftemangel. Gewerblichen Fachkräfte, Berufskraftfahrer, IT-Spezialisten und Auszubildende werden besonders gesucht. Mehr als 60 Prozent erwarten eine Verschärfung dieser Situation.
Stimmung und Konsequenzen
Positive Teiltendenzen werden auf wirksame HR-Maßnahmen zurückgeführt: Mehr Recruiting- und Personalkosten wurden dem Fachkräftemangel entgegengesetzt. Gründe für diesen seien demografische (37,5 Prozent volle Zustimmung) und branchenspezifische Herausforderungen wie vergleichsweise niedrige Gehälter (35,9 Prozent volle Zustimmung) und besonders das negative oder veraltete Image (50 Prozent volle Zustimmung) der Logistik.
Konsequenzen seien etwa Hemmungen des Unternehmenswachstums (32,5 Prozent volle Zustimmung), Kompetenzverluste (35 Prozent volle Zustimmung) und die Mehrbelastung der Belegschaft (45 Prozent volle Zustimmung). Dagegen bieten Unternehmen mehr Flexibilität (40 Prozent volle Zustimmung), mehr Integration von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern (40 Prozent volle Zustimmung) und Weiterentwicklung (35 Prozent volle Zustimmung) an. Den Wirtschaftsmachern zufolge deute dies auf einen langfristigen Ansatz der Bewältigung des Fachkräftemangels hin, der sich nicht nur durch Neueinstellungen löse, sondern der Qualifizierung von bestehenden Mitarbeitern bedarf.
Langfristige Maßnahmen
Als Fazit ziehen "die Wirtschaftsmacher", dass der Fachkräftemangel in der Logistik nach wie vor eine kritische Herausforderung darstellt und sich insgesamt die Maßnahmen dagegen von kurzfristigen zu eher langfristigen entwickeln. Die Umfrage wurde wissenschaftlich von der CBS International Business School, Hochschulpartner der Wirtschaftsmacher, begleitet.
Nils Finger, Professor für Supply Chain Management an der CBS, resümierte: „Neben den erwähnten Herausforderungen weise ich gerne auf einen weiteren entscheidenden Aspekt hin, und zwar die durchaus positiven Auswirkungen auf die untersuchte Problematik durch eine vollumfänglichere Nutzung des Digitalisierungspotentials in unserer Branche. Natürlich helfen Technologien wie Robotic Process Automation dabei, den Fachkraftmangel abzumildern. Aber die neuen Technologien bedeuten gleichzeitig auch neue Anforderungen und damit einen Bedarf an neuen Mitarbeiter-Skills. Wir beobachten in dem Zusammenhang trotz Fortschritten in unserer Branche einen wachsenden Skill-Gap, zum Beispiel in puncto fortschrittlichem Umgang mit Daten – Stichwort: Data Science. Bedingt durch die Schnelllebigkeit von Technologien müssen Unternehmen dieser Herausforderung mit Investments in immer neue und noch intensivere Fortbildungsprogramme im Bereich von digitalen Skills sowie nicht-digitalen Skills wie persönlicher Resilienz begegnen. Dies unterstützt, dass Arbeitgeber attraktiv bleiben, die Mitarbeitenden für die komplexen Anforderungen unserer Zeit vorbereiten und ihr Potenzial bestmöglich ausschöpfen. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, ist zudem ein weiterer Aspekt entscheidend: Das Finden einer guten Balance zwischen der Digitalisierung und der Sicherung von menschlicher Expertise."