Die Deutsche Bahn könnte sich von einem großen Teil ihres internationalen Geschäfts trennen. Intern werde der Verkauf der Logistiksparte Schenker vorbereitet, sagte der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Klaus-Dieter Hommel, am Freitag, 9. September, der „Deutschen Presse-Agentur“. Hommel führt derzeit auch den Aufsichtsrat des Staatskonzerns. Die Bahn wollte sich nicht zu möglichen Verkaufsplänen äußern.
Hommel kritisierte den geplanten Verkauf als „wirtschaftlichen Unsinn“. Schenker liefere 30 Prozent des Konzernumsatzes und erwirtschafte stabile Gewinne. Die Bahn verspiele auch die Chance, ein schlagkräftiger Anbieter im internationalen Güterverkehr zu sein. „Die Vertreter der EVG werden nicht zustimmen“, kündigte Hommel an. Er warnte davor, die profitable Konzerntochter „Heuschrecken“ vorzuwerfen. Stattdessen solle sie komplett mit der DB Cargo verzahnt werden.
Hommel kritisiert Bundesverkehrsministerium
Der Bahn-Aufsichtsrat wird gerade neu aufgestellt, nachdem sich der bisherige Vorsitzende Michael Odenwald im Juli überraschend zurückgezogen hatte. Tags zuvor hatte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) die Bahn zur Chefsache erklärt. Eine Steuerungsgruppe im Ministerium soll die Generalsanierung im deutschen Schienennetz koordinieren und den Umbau des Konzerns überwachen. Hommel übte scharfe Kritik am Ministerium und sprach von einem „Totalausfall“.
DB Schenker bietet Transporte für Industrie und Handel zu Land, zu Wasser und in der Luft an. Die Logistiktochter der DB hat weltweit fast 75.00 Beschäftigte an rund 2100 Standorten. Der hoch verschuldete DB-Konzern steht wirtschaftlich unter Druck. Vorstandschef Richard Lutz hatte sich zwar bislang zurückhaltend geäußert, was einen Schenker-Verkauf angeht. In der Bundesregierung gibt es aber vor allem unter den Grünen und in der FDP viele Befürworter eines Verkaufs. (tb/dpa)