Zu dem am Mittwoch, 27. November, veröffentlichten Marktreport für das dritte Quartal 2024, schreibt ELVIS, dass die deutsche Wirtschaft weiterhin nicht in Fahrt kommt. Hinzu kämen „bürokratische Hürden, fehlende Investitionsanreize und die pessimistische Perspektive der Unternehmen“. Allein der Blick auf den Handel sorge für einen Hoffnungsschimmer zum Ende des Jahres.
„Da der knappe Laderaum im Moment noch keine Auswirkungen auf den Transportpreis hat, ist der Speditionsverbund sicher, dass in den nächsten Wochen Bewegung in das Preisgefüge kommen wird. Andernfalls dürfte sich der negative Trend bei den Insolvenzen der Branche verstetigen“, so das Fazit von ELVIS.
Die Wirtschaftslage in Deutschland ist nach wie vor angespannt. Das zeigt sich besonders am produzierenden Gewerbe. Gerade die Automotive- (-7,8 Prozent) und die Chemiebranche (-4,3 Prozent) verzeichneten im September im Vergleich zum August einen deutlichen Leistungsrückgang. Trotzdem bleiben die Transportunternehmen optimistisch, betont ELVIS.
Alle drei Kennzahlen der Ifo Konjunkturperspektiven für den Bereich „Güterbeförderung im Straßenverkehr“ (Geschäftsklima: 4,1 Prozent; Geschäftslage: 6,9 Prozent; Geschäftserwartungen: 1,1 Prozent) zeigten im Oktober im Vergleich zum September nach oben. Noch deutlicher zeigt sich die leichte Belebung beim Blick auf das vergangene Jahr: Im Vergleich zum Oktober 2023 sind die drei Kennzahlen nun deutlich im Plus (18,2 Prozent, 14,7 Prozent, 22,5 Prozent). Auch die Umsatzerwartungen steigen um 4,4 Prozent im Vergleich zum September 2024.
Hoffnungen ruhen auf dem Handel
Mit Blick auf das Jahresende und der laufenden Hochsaison ruhen die Hoffnungen aktuell auf dem Handel. Der Einzelhandelsumsatz stieg im September 2024 um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat und um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Besonders deutlich zeigt sich das Wachstum im Internet- und Versandhandel (3,1 Prozent zu August 2024 sowie 17,9 Prozent zu September 2023). „Diese Zahlen deuten darauf hin, dass der Handel trotz der allgemeinen wirtschaftlichen Stagnation in Deutschland eine gewisse Dynamik beibehält“, sagt Nikolja Grabowski, Vorstand von ELVIS.
„Die saisonale Belebung des Marktes nach dem Sommer blieb aus. Zwar war der Transportmarkt leicht gestärkt, aber die Herbstbelebung ist nach wie vor zu schwach, um eine Kehrtwende bei der angespannten Lage zu schaffen. Dazu braucht es auch seitens der Politik deutliche Signale“, so Grabowski weiter. Zwar liege die saisonale Belebung leicht über dem Vorjahr, aber das Grundniveau sei weiterhin sehr niedrig. Die Branche kennt seit Jahren knappe Mengen und sich verändernde Rahmenbedingungen, allerdings kommt das deutsche Lkw-Transportgewerbe auch in diesem Jahr nicht in ruhigere Fahrwasser. Steigende Kosten träfen auf sinkende Kapazitäten bei einer durchwachsenen Nachfrage.
Preissituation als Damoklesschwert für Speditionen
ELVIS weist darauf hin, dass sich die Transportpreise „zunehmend zu einem Bumerang für die Logistikbranche“ entwickeln würden. Seit Monaten reduzierten Unternehmen aufgrund hoher Kosten ihren Laderaum, was zu einer deutlichen Verknappung auf dem Markt führe. ELVIS führt Expertenschätzungen an, wonach die Fuhrparks in Deutschland um fünf bis zehn Prozent geschrumpft sind. Hinzu komme ein weiterer Kostendruck: Zum Jahreswechsel steigen administrative Ausgaben, Versicherungen und vor allem Personalkosten zum Teil drastisch. Diese Mehrbelastungen würden sich bislang jedoch kaum in den Transportpreisen widerspiegeln.
„Die aktuelle Preissituation ist ein Damoklesschwert für die Speditionen. Ohne eine Anpassung der Preise drohen Insolvenzen – und damit eine weitere Verknappung des Laderaums“, warnt Grabowski. Eine nichtrepräsentative Umfrage von ELVIS aus dem November verdeutliche das Problem, so ELVIS: Im Durchschnitt legen laut dieser Umfrage deutsche Frachtführer derzeit 10,3 Cent pro Kilometer im reinen Lkw-Verkehr drauf. Die Kosten übersteigen die Marktpreise. Zudem geben knapp ein Drittel der befragten Speditionen an, dass sich ihre Geschäftserwartungen für die kommenden Wochen verschlechtert haben.