Hannover. Wie sich Daimlers Tochter Mercedes-Benz Trucks einen City-Verteiler vorstellt, zeigten die Stuttgarter kürzlich in einer noch getarnten Studie. Jetzt rollt der neue „Urban eTruck“ pünktlich zur IAA Nutzfahrzeuge in seiner endgültigen Form auf die Bühne. Der rein elektrisch angetriebene Dreiachser basiert auf dem konventionellen Antos und ist rund 1700 Kilo schwerer als der dieselgetriebene Bruder. Eine Tonne davon darf er durch die neue EU-Gesetzgebung bei alternativ angetriebenen Fahrzeugen wieder kompensieren. Somit verliert er als 6x2 „nur“ 700 Kilo Nutzlast gegenüber einem vergleichbaren Diesel-Dreiachser.
Die E-Antriebe nahe bei den Radnaben kennen Experten bereits aus dem Niederflur-Bus mit Stern. Für deren Anbau musste die Achsanbindung geändert werden. Zudem rollt der eTruck auf Niederquerschnittsreifen der Dimension 495/45 R 22.5. Die Leistungsdaten versprechen flotte Verteilerrunden: 400 V Nennspannung, 2 mal 125 kW Antriebsleistung und zwei mal 500 Nm Drehmoment. Insgesamt drei Batteriemodule sorgen nach Daimler-Angaben für 200 Kilometer Reichweite. Im Design erinnert der Distributions-Lkw an den zur letzten IAA vorgestellten Future-Truck. Innen wurde der Fahrerplatz weitgehend vom Antos übernommen, im Bereich E-Technik aber an die neuen Bedürfnisse angepasst und vor allem im Bereich Connectivity um Elemente wie ein herausnehmbares Tablet, das gleichermaßen Fahrzeuginfos wiedergeben sowie Zusatznutzen im Bereich Logistik bietet, erweitert.
Vernetzung spielt eine große Rolle
Insgesamt spielt das Thema Vernetzung im neuen E-Laster von Daimler eine übergeordnete Rolle. So erhält der Fahrer Umgebungsdaten, Telematikfunktionen, Antriebssteuerung, Dispodaten etc. auf ein Zentraldisplay in 12,3 Zoll Größe. Darauf kann er sich beispielsweise detaillierte Routendaten in 3D mit allen Infos zur Strecke, dem Kurvenverlauf oder auch eine Verkehrsschildererkennung einspielen lassen. Über eine intelligente Anzeige erhält der Chauffeur permanent Informationen zur Reichweite. Die eingespielten Topographiedaten unterstützen ihn beim Energiemanagement.
Aktuell ist der Urban eTruck mit einem Kühlkoffer für den Frischdienst ausgestattet. Ein elektrischer Antrieb des Aggregates ist denkbar, würde aber die Reichweite entsprechend schmälern. Das Daimler Telematik System Fleetboard soll speziell auf die Bedürfnisse der „urban distribution“ angepasst sein. Zudem denkt Daimler über „smart energy services“ nach, ein System der kostengünstigen Energieversorgung zu Zeiten, in denen Strom besonders günstig ist. Dazu gehört etwa ein Batteriespeicherkonzept. In letzter Konsequenz sieht sich der Stuttgarter Konzern sogar in der Rolle eine Energiedienstleisters – wenn zum Beispiel der eTruck am Wochenende nicht benötigt wird, könnten seine Batterien als stationäre Energiespender genutzt werden.
Wie schnell der Urban eTruck in Serie gehen kann oder wird, wollte Daimler dagegen noch nicht sagen – ebenso wenig wie einen möglichen Preis. (gg)