Eine Entscheidung mit großer Tragweite

Mit großer Spannung wird man nicht nur in Hamburg am 9. Februar nach Leipzig blicken. Dort werden die Richter des Bundesverwaltungsgerichtes um 10.00 Uhr ihr Urteil zur Fahrrinnenanpassung verkünden. Nicht tief und auch nicht breit genug Ein Urteil, das große Wellen schlagen könnte. Denn das Gericht entscheidet auch darüber, "ob es überhaupt noch möglich ist, Infrastrukturprojekte dieser Dimensionierung in Deutschland realisieren zu können", sagt Rolf Bösinger (SPD), Staatsrat in der Hamburger Behörde für Wirtschaft und Verkehr (siehe Interview). In dem Verfahren geht es zum einen um die Elbvertiefung. Die großen Containerreedereien setzen immer mehr und größere Schiffe ein. Schon jetzt ist es für die 18.000 TEU (20-Fuß-Container) fassenden Ozeanriesen unmöglich, den Hafen vollbeladen anzufahren. Daher laufen sie vorher andere Häfen an, wo sie einen Teil ihrer Ladung loswerden und so bei einem günstigen Tidefenster doch durch die Elbe passen. Probleme bereitet dem Hafen neben der Tiefe des Flusses aber auch dessen Breite. Ab Glückstadt bis nach Hamburg (siehe auch Karte) ist nur ein eingeschränkter Begegnungsverkehr möglich. Daher soll die Fahrrinne vor Hamburg von 300 auf 320 Meter verbreitert und obendrein um eine sieben Kilometer lange sogenannte Begegnungsbox ergänzt werden. Was würde aber passieren, wenn das Gericht den Naturschutzverbänden Recht gibt und es nicht zu einer Fahrrinnenanpassung kommt? "Damit würde eine Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit des Hamburger Hafens einhergehen. Es ist davon auszugehen, dass die Reeder nach Alternativen suchen würden", sagt Burkhard Lemper, Professor am Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) in Bremen. Stefan Saß, Geschäftsführer im Verein Hamburger Spediteure (VHSp), spricht von "verheerenden Folgen für Deutschland und die Wirtschaft", die ein Veto gegen einen Ausbau hätte. Er geht davon aus, dass es dann zu Ladungsverlusten kommt. Wobei er nicht glaubt, dass die Spediteure in Hamburg davon negativ betroffen sind. "Spediteure sind nicht an den Hafen gebunden. Unsere Unternehmen haben auch in anderen Seehäfen Europas Niederlassungen", lautet seine optimistische Sichtweise.Kommt die Fahrrinnenanpassung nicht, könnten laut Lemper die Westhäfen davon profitieren, auch Wilhelmshaven. Wobei nicht mit Veränderungen von heute auf morgen zu rechnen ist. "Der große lokale Markt und die guten Hinterlandanbindungen sind sicher Trümpfe, mit denen Hamburg auch im Falle einer negativen Entscheidung noch stechen kann", sagt Lemper. Folgen für die Hinterlandverkehre Aber auf Dauer würden die Reedereien Hamburg nicht mehr so oft mit den großen Schiffen anfahren. "Ich gehe davon aus, dass Verluste überproportional bei den Feederverkehren zu verzeichnen wären. Die Sendungen für die vor Ort ansässige Wirtschaft, aber auch die Hinterlandtransporte gen Süden und Osten dürften weniger leiden, weil die Reeder und Verlader die sehr guten Anbindungen nutzen wollen, um die Ware schnell zum Ziel oder in den Hafen zu bringen", sagt Lemper. Aber vielleicht schlagen die Richter ja auch eine Kompromisslösung vor. Doch die dürfte nicht nur die Logistiker nicht wirklich zufriedenstellen.

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