"Eine bewusste Schikane"

Wie stark ist Ihr Unternehmen von der Verschärfung des sektoralen Fahrverbots betroffen? Wir schicken pro Woche zwischen 20 und 50 Lkw über den Brenner. Mit den neuen Verschärfungen müssen wir darauf achten, dass nur die neuesten Lkw im Brenner-Transit zum Einsatz kommen. Das schränkt die Flexibilität erheblich ein. Seit Jahresbeginn dürfen Güter, die unter das sektorale Fahrverbot fallen, nur mit Euro-6-Lkw transportiert werden, die eine Zulassung nach dem 1. September 2018 haben. Wie viele solcher Lkw haben Sie? Aktuell ist es ein gutes Drittel unseres Fuhrparks. Was bedeuten die neuen Regelungen für Ihren Fuhrpark? Wir müssen alle Fahrzeuge, die durch Österreich fahren, in einem kürzeren Rhythmus tauschen. Die Lkw kommen früher auf den Gebrauchtwagenmarkt, wir müssen früher neue Lkw kaufen und es werden mehr Fahrzeuge produziert. Das ist alles andere als ressourcenschonend und damit gesamtwirtschaftlich gesehen nicht sinnvoll. Können Sie den Mehraufwand den Kunden in Rechnung stellen? Nein. Nehmen Sie das Beispiel der Fliesen: Die kamen früher aus Italien nach Deutschland, was eine Entfernung beispielsweise zwischen Modena und Ingolstadt von 600 Kilometern entspricht. Jetzt kommt die Ware teilweise aus Spanien, das sind 1700 Kilometer. Diese Verordnungen der Tiroler sind egoistisch und haben nichts mit Umweltschutz zu tun. Es fahren weniger Lkw durch Tirol, gesamteuropäisch aber nimmt der Verkehr zu. Ist es nicht nachvollziehbar, dass die Tiroler den Transit eindämmen wollen und damit mehr für den Umweltschutz tun wollen? Die Tiroler zaubern immer wieder Regelungen aus dem Hut, die vermeintlich der Umwelt dienen. Aber in Wirklichkeit ist es eine bewusste Schikane des Güterverkehrs durch Tirol. Wir würden gerne in Alternativen investieren. Aber entweder gibt es solche Fahrzeuge nicht, wie beim Wasserstoff- oder Batterieantrieb. Oder es gibt keine Tankstellen wie bei LNG. Die Tiroler empfehlen andere Transitpässe. Aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht ist das keine Alternative. Wenn ich von Verona nach München fahre, sind das über den Brenner etwa 450 Kilometer. Ich könnte auch über Villach und Salzburg fahren. Das wäre aber komplett verrückt, da das dann 700 Kilometer sind. Eine andere Alternative wäre die Rollende Landstraße (RoLa). Wir nutzen die RoLa immer wieder mal. Aber für die Fahrer ist das ein Ausschlusskriterium: Die hygienischen Zustände auf der RoLa sind katastrophal. Aber auch aus ökologischen Gründen ist die RoLa komplett geisteskrank. Denn es wird eine Sattelzugmaschine mit acht Tonnen Leergewicht befördert, die nicht notwendig wäre. Statt vier Sattelzugmaschinen könnte man einen weiteren Auflieger mitnehmen. Sektorales Fahrverbot Das Land Tirol hat zu Jahresbeginn 2020 nochmals die Bedingungen des sektoralen Fahrverbots auf der Brenner-Autobahn verschärft. Zum einen sind davon jetzt fünf weitere Gütergruppen betroffen: Papier und Pappe; flüssige Mineralölerzeugnisse; Zement, Kalk und gebrannter Gips; Rohre und Hohlprofile; Getreide. Die Ausnahmen für das Verbot sind ebenfalls verschärft worden. Waren bislang generell Euro-6-Lkw ausgenommen, sind es jetzt nur noch solche Euro-6-Fahrzeuge, die nach dem 1. September 2018 erstmalig zugelassen wurden. Christian Huber Geschäftsführer der Huber Transport & Logistik

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