Editorial: Versprochen ist versprochen

Versprochen ist versprochen Sklaventum auf Rädern“, „Ausbeutung mit System“, „moderne Menschenschinderei“: Die Erinnerungen an die RTL-Reportage von Günter Wallraff sind noch frisch. 2012 hatte der Enthüllungsjournalist in einer Undercover-Recherche beim Paketdienst GLS angeprangert, dass sich immer wieder Fahrer zu schwer durchschaubaren Bedingungen in eine prekäre Form der Scheinselbstständigkeit drängen lassen. Der unternehmerischen und finanziellen Risiken seien sich viele nicht bewusst – am Ende landeten sie deshalb oft in der Schuldenfalle, kritisierte er. Wallraffs Vorwürfe haben das Image der Kurier-, Express- und Paketdienste in Deutschland nachhaltig beschädigt. Es war nicht der erste Bericht dieser Art über die Branche. Zuvor standen DHL und Hermes in der Kritik. Viele Versprechen sind seitdem gegeben worden: Man wolle die Missstände beheben, hieß es unisono. Zwei Jahre danach hat sich die Situation der Paketzusteller anscheinend aber noch nicht überall verbessert. Für neuen Diskussionsstoff sorgt der Fall einer Ex-DPD-Subunternehmerin (siehe Seite 54). Eva Heredero hat gegen ihren früheren Auftraggeber geklagt, weil ihr weder die Arbeitsbedingungen noch die Bezahlung fair erscheinen. Der Rechtsstreit dreht sich vor allem um die Frage, ob es verhältnismäßig ist, dass DPD die Paketsortierung vor Fahrtbeginn seinen Systempartnern aufbürdet, diese dafür jedoch nicht extra bezahlt. In der DPD-Klage gibt es ebenso viele Ungereimtheiten wie Anschuldigungen. Klar ist nur: Solange es kein Urteil gibt, gilt die Unschuldsvermutung. Doch selbst wenn nur die Hälfte der Vorhaltungen stimmt, wirft das kein gutes Licht auf DPD. Und auch nicht auf die KEP-Branche. Das Unternehmen täte dann gut daran, schnellstmöglich die monierten Probleme restlos aufzuklären und etwas an der bisherigen Praxis zu ändern. ❙❚■ Wenn nur die Hälfte der Vorwürfe von Eva Heredero stimmt, dann wirft das kein gutes Licht auf DPD