Die Ruhe vor dem Aufschwung?

Derzeit lassen sich unterschiedliche Gemütslagen in der Wirtschaft beobachten: einerseits der hoffnungsvolle Blick angesichts des von den Experten vorhergesagten Wirtschaftswachstums. Andererseits enormer Frust über die beschlossenen Corona-Maßnahmen bis hin zu Existenzängsten. Was bedeutet diese Gemengelage für die aktuelle Situation im Transportgewerbe? Wie entwickeln sich tatsächliche Größen, die Mengen und die Frachtraten? Steigende Preise gelten in der Regel als ein Indiz für eine anziehende Nachfrage, sinkende Entgelte deuten auf eine Flaute hin. Daher spiegelt die Entwicklung des VerkehrsRundschau-Index ganz gut die Lage wider. Denn die Lkw-Frachtraten im Straßengüterverkehr in Deutschland stagnieren im ersten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorquartal: Der Anstieg in Höhe von 0,14 Prozent auf 127,31 Punkte war minimal. Winter und Corona drücken die Preise Zunächst mal lässt sich festhalten, dass das erste Quartal eines Jahres witterungsbedingt generell immer ein eher unterdurchschnittliches ist. Da kann es schon mal passieren, dass aufgrund des kühlen Wetters die Nachfrage gering ist (beispielsweise im wichtigen Bausektor) und deshalb die Preise stagnieren. Da es in diesem Winter viel Schnee gegeben hat und im Februar deshalb der Lkw-Mautfahrleistungsindex vom Statistischen Bundesamt (Destatis) und vom Bundesamt für Güterverkehr (BAG) einige Tage in den Keller rauschte, deutet das darauf hin, dass die Frachtraten (ein wenig) unter Druck geraten sind. Nun darf man auch an dieser Stelle das Thema Corona nicht aus den Augen verlieren. Denn mit Beginn der Krise im März 2020 hat das Virus den Verlauf der Transportpreise massiv beeinflusst (siehe Grafik Seite 16). Der VR-Index ist im zweiten Quartal 2020 so stark eingebrochen wie nie zuvor. Seitdem geht es aufwärts, allerdings eher gemächlich. Die Zuwachsraten (3. Quartal: +0,28 Prozent; 4. Quartal: +0,65 Prozent) sind überschaubar. In den ersten drei Monaten dieses Jahres bewegen sie sich auf den Nullwert zu. War's das bereits mit der Erholung? Zunächst muss man in der Tat festhalten, dass aus Sicht der Dienstleister das Preisniveau aktuell noch nicht befriedigend ist. Der Index hat das Vorkrisenniveau immer noch nicht erreicht. Derzeit liegt er um 1,73 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresquartals. Gleichzeitig sind die Kosten gestiegen: die für das Personal eher moderat. Aber für Kraftstoffe mussten die Fuhrunternehmen vor allem seit Jahresanfang deutlich tiefer in die Tasche greifen. Denn seit dem 1. Januar 2021 wird eine Abgabe für die Verbrennung von CO2 fällig: 25 Euro pro Tonne CO2. Umgerechnet auf den Liter Diesel bedeutet das eine Erhöhung um acht Cent. An der Tankstelle ist Kraftstoff jedoch noch teurer geworden. Der Preis für Dieselkraftstoff bei Lieferung von 50 bis 70 Hektolitern an Großverbraucher ist laut Destatis im Januar um 9,46 Euro pro Hektoliter gegenüber dem Vormonat gestiegen. Im Februar war die Preisrallye noch nicht beendet: Es kamen weitere 4,38 Euro pro Hektoliter hinzu. Nimmt man den November als Maßstab für das vierte Quartal und vergleicht damit den Preis aus dem Februar für das erste Quartal, so sind seitdem die Dieselpreise um satte 21,42 Prozent gestiegen (siehe Grafik Seite 17). Laut den Berechnungen des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) machen die Kraftstoffkosten im Fernverkehr etwa ein Viertel der Gesamtkosten aus. Somit sind allein aufgrund der Dieselpreissteigerung die Gesamtkosten für die Transportdienstleister im ersten Quartal um 5,36 Prozent gestiegen. Bei einem Plus von nur 0,14 Prozent bei den Frachtraten im gleichen Zeitraum tut sich da also eine Schere von enormem Ausmaß auf. Nun lässt sich einwenden, dass ein Dieselfloater höhere Kosten automatisch an die Kunden weiterleitet. Einen solchen Floater haben - trotz vielfacher Empfehlung - längst nicht alle Dienstleister mit ihren Kunden vereinbart. In diesem Fall müssen erst Verhandlungen mit den Kunden aufgenommen werden. Die Mehrkosten aus der Dieselverteuerung werden dann häufig verspätet und nicht in vollem Umfang erstattet. Zudem sind Leerfahrten für die meisten Fuhrbetriebe unvermeidbar. Die höheren Dieselkosten für diese Fahrten werden in der Regel nicht in Rechnung gestellt, weil der Kunde diese Kilometer grundsätzlich nicht zahlt. Stopp des Preisanstiegs auch beim TMM Interessant ist der Vergleich der Entwicklung der Frachtraten im VR-Index mit denen anderer Indizes. Aktuelle Zahlen für das laufende Quartal lassen sich aus dem Transport Market Monitor (TMM) entnehmen, den TIM Consult und Transporeon gemeinsam erstellen. Auch hier gilt: Der Trend zu steigenden Frachtraten ist im ersten Quartal 2021 laut vorläufigen Zahlen gebrochen (siehe Grafik Seite 18). Im dritten und vierten Quartal 2020 waren die Frachtraten noch geklettert, stärker als im VR-Index. Das liegt daran, dass es sich beim TMM ausschließlich um Spotmarktpreise handelt. Dort sind die Preisausschläge nach oben und unten in der Regel stärker als beim VR-Index, in dem auch Entgelte eingehen von längerfristigen Kontrakten. Der Vergleich zu dem Preisindex für Straßengüterverkehr von Destatis ist für das erste Quartal 2021 noch nicht möglich. Die Wiesbadener Behörde hat erst vergangene Woche die Zahlen für das vierte Quartal 2021 vorgelegt. Optimistischer Ausblick Die Frage, die sich nun stellt: Wie geht es weiter mit dem Transportaufkommen und den Entgelten? Die wirtschaftliche Entwicklung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Steigt die Nachfrage, gibt es mehr für die Fuhrunternehmen zu tun. In diesem Zusammenhang wird von zentraler Bedeutung sein, bis wann in Deutschland, aber natürlich auch europa- und weltweit die Inzidenzzahlen nach unten gedrückt werden können. Nach wie vor zuversichtlich, wenn auch nicht mehr so optimistisch wie noch vor einem halben Jahr zeigen sich die großen Wirtschaftsforschungs-Institute in Deutschland. Das arbeitgeberfreundliche Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat gerade für 2021 ein Wirtschaftswachstum von drei Prozent vorhergesagt und dieses leicht nach unten korrigiert (Herbst 2020: vier Prozent). Ähnlich die Einschätzung des Ifo-Instituts: Ende März haben die Münchener ihre Prognose für das laufende Jahr von 4,2 Prozent auf 3,7 Prozent (Prognose Dezember) gesenkt. Doch da das erste Quartal als das schwierigste in diesem Jahr eingeschätzt wird, sollte in den kommenden Monaten der Aufschwung zu spüren sein. Das geht auch aus dem Ifo-Index hervor, bei dem sich 9000 Unternehmen zur Lage und Erwartung in der deutschen Wirtschaft äußern. Mit dem Index ging es deutlich aufwärts, und zwar von 92,7 Punkten im Februar auf 96,6 Punkte im März. "Die Unternehmen waren spürbar zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage", heißt es in der Analyse der Ifo-Experten. Auch die vom Ifo-Institut befragten Spediteure und Transportunternehmen haben sich optimistisch zur weiteren Entwicklung geäußert. Details dazu erfahren Sie in unserem Online-Seminar am 14. April 2021 (siehe Kasten unten). In Kürze Der VerkehrsRundschau-Index ist im ersten Quartal 2021 kaum gestiegen. Es gibt jedoch gute Gründe dafür, dass die Nachfrage jetzt wieder anzieht und sich damit auch Lkw-Transporte wieder verteuern könnten. Unverzichtbare Kennzahlen für Dienstleister und Verlader auf VerkehrsRundschau plus Die VerkehrsRundschau (VR) bietet ihren Abonnenten einen wertvollen Service: Zahlreiche Daten können die Leser unter www. verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen abrufen. Dazu gehören nicht nur die Erwartungen, die Dienstleister und Verlader zu der Entwicklung von Preisen und Mengen in den kommenden drei und zwölf Monaten äußern. Zu finden sind dort auch ständig aktualisierte Zahlen, beispielsweise zur durchschnittlichen Lkw-Standzeit an den Laderampen oder zum Lohnkostensatz für einen Fahrer pro Tag. Die Werte hat das Meinungsforschungs-Institut Kleffmann exklusiv für die VR erhoben. Doch damit nicht genug: Weitere Informationen bietet die VR allen Interessierten in einem Online-Seminar an. Dazu gehören zusätzliche Zahlen aus dem VR-Index, etwa die Entwicklung der Frachtraten unterteilt nach Komplettladungen, Teilladungen und Paletten, nach Entfernungen und nach Jahres- und Quartalsdaten. Es gibt einen gesonderten Part zu der Corona-Krise und wichtige Infos, wie man welche Indizes richtig lesen und nutzen kann. Das Seminar findet statt am 14. April 2021. Mehr Infos siehe unten. Mehr Informationen zum VR-Index finden Abonnenten unter: www.verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen. Mehr Infos zu dem Online-Seminar unter: www.verkehrsrundschau.de/events Was man zum VerkehrsRundschau-Index wissen muss Seit 2005 lässt die VerkehrsRundschau (VR) von einem unabhängigen Marktforschungsinstitut die Frachtraten im Straßengüterverkehr erheben. Damit ist der VR-Index der älteste Preisindex für Lkw-Transporte in Deutschland. Zur Methodik und Erscheinungsweise Im ersten Quartal 2021 haben 90 Unternehmen bei der Befragung mitgemacht, etwas mehr Dienstleister als Verlader. Von den Dienstleistern haben 28,8 Prozent 20 und weniger Mitarbeiter. Bei den Verladern geben 61,3 Prozent an, mehr als 100 Mitarbeiter zu haben. Sie sind also durchschnittlich größer als die Dienstleister. Bei der Abfrage der Frachtraten sind nur Transporte berücksichtigt worden, deren Güter palettierbar sind und keine besondere Handhabung erfordern. Folgende Kriterien nehmen Einfluss auf die Preisgestaltung:- Entfernungen- Sendungsgrößen- Quell- und Zielraum - Transporte innerhalb und zwischen Ballungsgebieten- Art des Vertragsverhältnisses zwischen Verlader und Transporteur - keine langfristigen Kontrakte- Preisbildung der Aufträge ohne Annahme einer Rückfracht Der Index erscheint vierteljährlich. Die Daten werden erhoben vom Marktforschungsinstitut Kleffmann. cd

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