Wiesbaden. Nach einem schwungvollen Jahresauftakt zeichnet sich der nächste Rückschlag für die deutsche Wirtschaft ab. Im ersten Quartal 2019 stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,4 Prozent. Das Statistische Bundesamt bestätigte am Donnerstag, 23. Mai, erste Schätzungen. Nach Einschätzung von Ökonomen ist damit jedoch noch nicht die Trendwende erreicht – im Gegenteil. Im Mai trübten sich die Aussichten für Europas größte Volkswirtschaft deutlich ein.
„Der deutschen Konjunktur fehlt es weiter an Schwung“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft verschlechterte sich auch angesichts internationaler Handelskonflikte deutlich. Das Ifo-Geschäftsklima sank im Mai auf den tiefsten Stand seit Ende 2014. Das Ifo-Geschäftsklima wird aus der Befragung von etwa 9000 Unternehmen errechnet. Der Index gilt als guter Indikator für das künftige Wirtschaftswachstum.
Keine guten Aussichten für das zweite Quartal
„Insgesamt sind das keine guten Vorzeichen für das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal“, sagte Konjunkturexperte Michael Holstein von der DZ Bank. Vom Außenhandel seien derzeit keine Impulse zu erwarten. Nach Einschätzung von Commerzbank-Analyst Christoph Weil könnte die deutsche Wirtschaft im zweiten Vierteljahr sogar leicht schrumpfen.
Bereits im zweiten Halbjahr 2018 hatte die Konjunktur belastet von internationalen Handelskonflikten und Problemen der Autoindustrie einen Schwächeanfall erlitten. Zum Jahresende stagnierte die Wirtschaftsentwicklung, im dritten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt geschrumpft.
Handelskonflikt zwischen USA und China wirkt sich negativ aus
„So erfreulich die Rückkehr des Wachstums zu Jahresbeginn auch ist, eine überzeugende Trendwende zum Besseren markiert sie nicht“, argumentierte KfW-Experte Klaus Borger. Im zweiten Quartal sei ein Rückschlag zu erwarten, hierfür sprächen vor allem gesunkene Aufträge in der Industrie. Zudem dürfte es bei den Bauinvestitionen nach dem Extraschub zum Jahresanfang eine Delle geben.
Nach Einschätzung von Carsten Brzeski, ING-Chefvolkswirt Deutschland, sorgt vor allem der Handelskonflikt zwischen den USA und China für Gegenwind. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt sind die wichtigsten Einzelmärkte für „Made in Germany“. Zudem könnten höhere Ölpreise die starke Binnennachfrage belasten, argumentierte Brzeski. (dpa)