Berlin. Die Deutsche Bahn will gemeinsam mit der Bundeswehr und mehr als 40 weiteren Unternehmen Schadenersatzklage gegen die am Lkw-Kartell beteiligten Hersteller einreichen. Das berichtet „Reuters“ unter Verweis auf Recherchen der „Süddeutschen Zeitung“. Die gemeinsame Klage richte sich gegen Daimler und die Volkswagen-Tochter MAN sowie DAF, Iveco und Volvo/Renault, sagte eine Sprecherin des Konzerns am Mittwoch der Nachrichtenagentur. Laut der „Süddeutschen Zeitung“ soll die Klage in den kommenden Tagen am Landgericht München eingereicht werden.
Wie hoch die Schadenersatzforderung der Geschädigten ausfalle, werde derzeit noch von Kartellexperten geprüft, hieß es. Einige Unternehmen hätten ihre Ansprüche an die Bahn abgetreten, etwa Betreibergesellschaften der deutschen Flughäfen sowie große Handels- und Logistikunternehmen. Mit der Klage wolle man auch eine mögliche Verjährung der ersten Ansprüche verhindern, die vermutlich Ende dieses Jahres droht. Laut der „Süddeutschen Zeitung“ geht es um die Anschaffung von insgesamt 35.000 Fahrzeugen und ein Volumen von zwei Milliarden Euro.
Die Deutsche Bahn, die mit ihrer Tochter DB Schenker eine der weltweit größten Speditionen betreibt, hatte die Bündelung der Schadenersatzklagen gegen die Nutzfahrzeughersteller den Berichten zufolge im August angekündigt. Die jahrelangen Preisabsprachen von Daimler, Iveco, DAF, Volvo/Renault sowie MAN war schon 2011 aufgeflogen. Die EU hatte den Herstellern daraufhin eine Strafe von insgesamt 3,8 Milliarden Euro aufgebrummt. MAN als Kronzeuge kam straffrei davon. Nun drohen den Herstellern weitere finanzielle Folgen. Die Spediteure argumentieren, die Absprachen hätten sie beim Kauf von Lastwagen insgesamt vermutlich Milliarden-Summen gekostet.
Die Hersteller sehen trotz des Kartells keinen Anlass für Schadenersatzforderungen, denn in der Praxis hätten ihre Kunden häufig nicht die Bruttolistenpreise gezahlt. Unter Verweis auf laufende „Rechtsverfahren“ äußern sie sich aber nicht zu den Details. Man werde die Ansprüche sorgfältig prüfen, sagte eine Daimler-Sprecherin der „Süddeutschen Zeitung“. Gegen unberechtigte Ansprüche werde man sich entschieden zur Wehr setzen. (ag)