Mit dem vom DB-Konzern beschlossenen Verkauf von Arriva trennt sich die Deutsche Bahn von einer hoch verschuldeten Auslandstochter und kündigte an, sich stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren zu wollen. „Das strategische Ziel der Deutschen Bahn ist es, Rekordinvestitionen in den umweltfreundlichen Schienenverkehr im deutschen Kerngeschäft zu tätigen“, teilte Finanzvorstand Levin Holle am Donnerstag, 19. Oktober, mit. Somit stehe der unterzeichnete Kaufvertrag „im Sinne der starken Schiene“.
Käufer von Arriva ist der auf Infrastrukturprojekte spezialisierte Finanzinvestor „I Squared Capital“. 1,6 Milliarden Euro erhält die Deutsche Bahn Medienberichten zufolge für Arriva, offizielle Angaben zum Preis gab es nicht. Noch im Jahr 2010 hatte die Bahn für Arriva inklusive Schulden rund 2,7 Milliarden Euro auf den Tisch gelegt. Mit Arriva trennt sich die Bahn indes auch von Verbindlichkeiten von rund einer Milliarde Euro sowie von hohen anstehenden Investitionen in die Unternehmensflotte. Schon lange strebte die Bahn einen Verkauf an. Doch Interessenten gab es kaum.
Für die weltweit tätige Logistiktochter DB Schenker will der Bahn-Vorstand nun auf Käufersuche gehen, was das Unternehmen bereits angekündigt hatte. Auch Schenker ist im Ausland höchst umtriebig. Doch anders als Arriva hatte der wirtschaftlich gut laufende Logistikriese die jüngsten Bilanzen der Deutschen Bahn deutlich aufpoliert. Das Interesse von Investoren gilt als groß. Mit den Einnahmen will die Bahn vor allem ihren Schuldenberg von rund 30 Milliarden Euro abbauen.
DB wollte ein „Global Player“ werden
Arriva und Schenker stehen für eine Zeit, in der die Bahn mit milliardenschweren Zukäufen unter Bahnchef Hartmut Mehdorn und seinem Nachfolger Rüdiger Grube versuchte, zum weltweiten Logistik- und Verkehrskonzern, zu einem „Global Player“, aufzusteigen. Kritik daran gab es schon damals. Beim Kauf von Arriva 2010 unterstellte der Grünen-Politiker Anton Hofreiter der Bahnführung „Größenwahn“.
Mit dem Verkauf von Arriva wird der DB-Konzern deutlich schrumpfen, die Konzentration auf das Kerngeschäft wird mehrheitlich begrüßt. „Es ist ein erster Schritt, um den Größenwahn der DB als internationalen Transportgiganten zu beenden“, teilte etwa der Grünen-Verkehrspolitiker Matthias Gastel mit. „Der erzielte Erlös muss in die Stärkung der Schiene in Deutschland fließen, zum Beispiel zur Sanierung der angeschlagenen DB Cargo.“
Kein Ende der Aktivitäten außerhalb Deutschlands
Weltweit tätig bleibt die DB allerdings auch nach dem Verkauf von Arriva. In der konzerneigenen E.C.O.-Gruppe bündelt die Bahn weiter Beratungs- und Entwicklungsangebote sowie den Betrieb für zahlreiche Verkehrsprojekte in aller Welt. Ende letzten Jahres hat das Unternehmen etwa einen Milliardenauftrag in Ägypten an Land gezogen. Die Bahn soll dort das erste Hochgeschwindigkeitsnetz betreiben und instand halten.
Technische Unterstützung leistet die Bahn zudem seit einigen Jahren für die Doha Metro im Wüstenstaat Katar. Die erste Linie des weitgehend unterirdisch verlaufenden Nahverkehrssystems der Hauptstadt ging 2019 in Betrieb. Auch bei einer Umstrukturierung des Hafens von Santos in Brasilien stand die Bahn beratend zur Seite.
Stark umstritten ist die Beteiligung der DB am mexikanischen Infrastrukturprojekt „Tren Maya“. Der Zug soll ab 2024 eine Strecke von rund 1500 Kilometern, größtenteils auf der Halbinsel Yucatán, abfahren. Ein Ende der Aktivitäten außerhalb Deutschlands bedeutet der Verkauf von Arriva also nicht.