Stuttgart. Daimlers Lastwagensparte kämpft mit dem Gegenwind der weltweit nachlassenden Konjunktur und setzt für die kommenden Jahre vor allem auf mehr Effizienz. Truck-Chef Martin Daum will die Kosten erheblich senken, um trotz der sinkenden Verkaufszahlen weiter genug Geld für wichtige, zugleich aber teure Zukunftsprojekte zur Verfügung zu haben.
Am Ziel, 2039 nur noch Fahrzeuge anzubieten, die CO2-neutral fahren, halte man fest, sagte Daum am Dienstag in Stuttgart. Mit Blick auf die Zahlen von einer Krise zu sprechen, sei auch nicht richtig. „Krise ist anders“, sagte Daum. 2019 sei ein solides Jahr gewesen.
Für dieses Jahr erwartet Daimler Trucks weiter Abwärtstrend
Daimler Trucks hatte 2018 ein Rekordjahr verbucht, 2019 ging der Absatz dann spürbar zurück, um sechs Prozent auf knapp 489.000 Fahrzeuge. Und auch 2020 wird ein weiterer Abwärtstrend erwartet. „Lkw sind ein zyklisches Business“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Daimler Truck AG, die im vergangenen Jahr im Zuge der Neustrukturierung des Konzerns entstanden war. Von zum Teil überhitzten Märkten kehre man nun auf Normalmaß zurück und habe entsprechend reagiert, unter anderem mit Kapazitätsanpassungen.
Daimler hatte schon im vergangenen Herbst angekündigt, in der Truck-Sparte bis Ende 2022 rund 550 Millionen Euro einsparen zu wollen, davon allein 300 Millionen Euro beim Personal. In den USA habe man schon Stellen gestrichen, sagte Daum. Hierzulande bauen die Beschäftigten ihre Arbeitszeitkonten ab, darüber hinaus soll es - wie im Konzern insgesamt - Gespräche über Abfindungen oder Altersteilzeit geben. So wie Konzernchef Ola Källenius wollte aber auch Daum keine Details zu Zahlen preisgeben. Weltweit hat die Lastwagen-Sparte gut 83.000 Beschäftigte.
Trotz gesunkenen Absatzes erzielte Daimler Trucks 2019 noch mehr Umsatz als im Vorjahr: 40,2 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis ging auf rund 2,5 Milliarden Euro zurück, blieb aber das dritthöchste überhaupt. Eine Rendite von gut sechs Prozent ist nach Daimler-Maßstäben hingegen zu wenig. Die Zahl, die Auskunft über die Profitabilität der Geschäfte gibt, soll aber in diesem Jahr noch weiter sinken und laut Daum erst 2022 wieder über die Marke von sieben Prozent kommen.
2022 sollen batteriebetriebene Lkw in Serie kommen
Zusammen mit der Bus-Sparte investiert Daimler Trucks in diesem und im kommenden Jahr jeweils rund 1,7 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung. 2022 sollen batteriebetriebene Lastwagen in den wichtigsten Märkten in Serie verfügbar sein. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts soll ein Brennstoffzellen-Fahrzeug dazukommen. Auch am Aufbau der nötigen Elektro-Ladeinfrastruktur soll künftig noch intensiver gearbeitet werden. Der Fokus liegt laut Daimler zunächst auf Ladestationen, die auf den Betriebshöfen von Lkw-Kunden installiert werden.
Die E-Mobility Group will im Rahmen der „eTruck Charging Initiative“ die Hauptakteure – E-Lkw-Kunden, Stromnetzbetreiber, Energieversorger sowie Lade-Hardwarehersteller und Lade-Softwareanbieter – zusammenbringen und damit eine gemeinsame Infrastruktur für E-Lkw-Kunden innerhalb des Netzwerks vorantreiben. Der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt laut Daimler aktuell noch auf den USA und Europa. Japan folgt als nächster Markt. Erste Workshops finden seit einiger Zeit statt. Auch erste gemeinsame Pilotprojekte zur Errichtung von Ladeinfrastruktur in Lkw-Depots seien bereits umgesetzt oder in Vorbereitung.
Tests mit automatisiert fahrenden Lkw in den USA werden ausgeweitet
Der enge Austausch der Hauptakteure soll auch bislang langwierige und komplexe Planungs- und Beantragungsprozesse in Sachen Netzanbindung beschleunigen. Darüber hinaus befassen sich die Beteiligten nach Unternehmensangaben auch mit Aspekten wie einem optimierten Lastmanagement des Stromnetzes sowie der nachhaltigen Versorgung mit Elektrizität.
In den USA erprobt Daimler mit Torc Robotics, einem Spezialist für Software für autonomes Fahren, zudem automatisiert fahrende Lastwagen auf öffentlichen Straßen - bislang nur im Bundesstaat Virginia, demnächst sollen die Tests aber ausgeweitet werden.
Dr. Peter Vaughan Schmidt, Leiter der Autonomous Technology Group bei Daimler Trucks sagte: „Sicherheit hat für uns höchste Priorität. Durch die Ausweitung unserer Tests auf weitere Routen in den USA können wir vieles durch die neugewonnenen Daten lernen und dabei unsere fortschrittlichen Testmethoden auf neue Umgebungen anwenden. Diese Erkenntnisse helfen uns beim Erreichen unseres Ziels, mit zuverlässigen und sicheren hochautomatisierten Lkw zum Wohle unserer Kunden, der Wirtschaft und der gesamten Gesellschaft beizutragen.“ (dpa/sn)