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Coronavirus verursacht zunehmend Lieferengpässe

12.03.2020 11:06 Uhr
Güterzug Tag
Die durchschnittliche Transportdauer von China nach Europa beläuft sich per Güterzug auf der Neuen Seidenstraße auf etwa drei Wochen
© Foto: picture alliance/dpa

Deutschland ist Exportweltmeister - doch kaum ein deutsches Produkt wird noch zur Gänze aus in Deutschland gefertigten Teilen hergestellt. Das macht sich in der Coronakrise nun deutlich bemerkbar.

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München. Die Folgen der Coronavirus-Epidemie in China werden in den nächsten Wochen verstärkt Deutschlands Industrie und Handel treffen. Da viele chinesische Fabriken über Wochen stillstanden und auch derzeit nur eingeschränkt arbeiten, fehlen Vorprodukte, Teile oder komplette Erzeugnisse, die hierzulande verarbeitet beziehungsweise verkauft werden. Betroffen ist unter anderem die Elektronikbranche. Gestört sind nicht nur Importe, sondern auch Lieferungen nach China.

Eigentlich wollten die EU-Handelsminister am Donnerstag über das Thema beraten, doch das Treffen ist abgesagt. Die durchschnittliche Transportdauer von China nach Europa auf dem Seeweg beläuft sich auf sechs Wochen, über Land per Güterzug auf der Neuen Seidenstraße sind es etwa drei Wochen. Daher schlagen die Auswirkungen des chinesischen Coronastillstands nun mit Verzögerung auf Produktion und Handel in Europa durch.

Störungen in den Liefer- und Produktionsketten

Mit Importen von 52 Milliarden Euro sei China der „mit Abstand größte ausländische Lieferant für den deutschen Elektromarkt“, sagt Andreas Gontermann, der Chefvolkswirt des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI). „Die Lieferschwierigkeiten betreffen die Branche nicht flächendeckend“, sagt er. „Etliche Unternehmen berichten aber über Störungen in den Liefer- und Produktionsketten.“

Gontermann beziffert das Volumen der aus China nach Deutschland gelieferten Vorleistungsprodukte auf einen Wert von 10 Milliarden Euro im Jahr. „Wie viel davon liefergefährdet ist, lässt sich schwer abschätzen“, sagt Gontermann. Und damit ist es noch nicht getan:

„Hinzu kommt, dass Vorleistungen aus anderen Ländern ebenfalls chinesische Vorleistungen enthalten können“, erklärt er. So laufen auch die japanische und die südkoreanische Wirtschaft derzeit nur gebremst, beide Länder sind sehr wichtig für die Elektronikbranche.

Autoindustrie macht sich Sorgen

Besorgt ist auch die Autoindustrie. „Derzeit läuft die Produktion an allen Standorten“, sagt eine Audi-Sprecherin in Ingolstadt. „Es ist natürlich nicht abzusehen, wie sich die Lage mittelfristig - insbesondere mit Blick auf die Lieferkette - entwickeln wird. Eventuell drohende Engpässe versuchen wir durch gezielte Maßnahmen abzufedern.“

Audi sitzt in Bayern, wo die Unternehmen besonders abhängig vom Ausland sind und mehr als die Hälfte ihrer Umsätze außerhalb der deutschen Grenzen erwirtschaften. „Lieferketten zwischen China und Bayern sind unterbrochen und werden aus heutiger Sicht in den kommenden Wochen noch stärker unterbrochen, wenn zum Beispiel Vorkrisenprodukte verarbeitet sind und keine weiteren nachkommen“, sagt Bertram Brossardt, der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (VBW). (dpa/sn)

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