Berlin/Düsseldorf. Der Stillstand in der Corona-Krise trifft die deutsche Wirtschaft hart. Vor allem im Handel wird der Ruf nach einer Wiedereröffnung der Geschäfte immer lauter. Die Industrie mahnt einen verbindlichen Fahrplan für eine schrittweise Lockerung der Beschränkungen an. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder wollen am Mittwochnachmittag in einer Videokonferenz über das weitere Vorgehen in der Krise beraten.
Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, warnte: „Wenn die Läden in den Innenstädten noch lange flächendeckend schließen müssen, droht eine gewaltige Pleitewelle und somit ein bleibender Schaden für unsere vitalen Stadtzentren.“ Der Einzelhandel müsse flächendeckend wieder öffnen dürfen, sobald dies gesundheitspolitisch vertretbar sei.
Industriepräsident fordert klare zeitliche Vorgaben
Besonders der Modehandel hat das Gefühl, dass ihm die Zeit davonläuft. Der Sprecher des Handelsverbandes Textil (BTE), Axel Augustin, betonte: „Jeder Tag, den wir warten müssen, tut weh. Eigentlich muss es spätestens Anfang Mai wieder losgehen, sonst wird es wirklich übel für uns“.
Industriepräsident Dieter Kempf forderte einen verbindlichen Fahrplan für schrittweise Lockerungen der Beschränkungen. „Für den unternehmerischen Neustart bedarf es einer möglichst klaren zeitlichen Vorgabe durch die Politik“, sagte Kempf der Deutschen Presse-Agentur. „Unsere Unternehmen müssen bald wissen, in welchen Stufen das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben wieder anlaufen soll - und zwar einheitlich in der Bundesrepublik.“
Automobilindustrie plädiert für europaweite Abstimmung
Die Chefin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, warnte unterdessen vor nationalen Alleingängen beim allmählichen Wiederhochfahren von Industrie und Logistik. „Die Lieferketten in der Automobilindustrie sind komplex und grenzüberschreitend“, argumentierte Müller. „Es muss gewährleistet sein, dass Produktion und Logistik abgestimmt wieder anlaufen können.“ Die Branche brauche offene Grenzen und ein „europaweit abgestimmtes Vorgehen auch zur Wiederaufnahme der Produktion“. (dpa/sn)